1. FC Köln
·14. April 2024
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·14. April 2024
Wie der FC gestern erfuhr, ist Gerhard Welz, der während insgesamt 188 Spielen das Trikot mit dem Geißbock trug, am 6. April plötzlich und unerwartet im Alter von 79 Jahren in seiner nordhessischen Wahlheimat verstorben.
In Frankfurt-Sachsenhausen aufgewachsen, begann Gerhard „Gerd“ Welz erst relativ spät bei Germania Frankfurt mit dem Fußball. Umso schneller ging der sportliche Aufstieg: von der Kreisliga A bis in die Oberliga zu Viktoria Aschaffenburg. Hier reichte dem kraftvollen, athletischen Torwart ein starkes Jahr, um mehrere Bundesligisten auf sich aufmerksam zu machen. Gerhard Welz unterschrieb schließlich beim FC Bayern München, konnte Nationaltorwart Sepp Maier aber nicht verdrängen. So zog es ihn nach einem Jahr in München zum 1. FC Saarbrücken in die seinerzeit zweitklassige Regionalliga, wo er auf Anhieb zum Leistungsträger avancierte. Daran änderte auch sein Wechsel zum Ligarivalen 1. FC Nürnberg nichts, mit dem er knapp am Aufstieg in die Bundesliga scheiterte.
Im Sommer 1971 traf er sich schließlich mit FC-Präsident Oskar Maaß. „Der FC wollte mich unbedingt haben und die Aussicht, mit Weltstars wie Wolfgang Overath, Hannes Löhr, oder Wolfgang Weber in einem Team spielen zu dürfen, war einfach überwältigend“, erinnerte sich Gerhard Welz, für den der FC 100.000 D-Mark Ablöse zahlte. Eine lohnende Investition – der neue Torwart etablierte sich auf Anhieb, erreichte mit dem FC das DFB-Pokal-Halbfinale. 1972/73 lief es sogar es noch besser. Gerhard Welz wurde mit den Geißböcken nicht nur deutscher Vizemeister, er spielte auch im berühmten, mit 1:2 nach Verlängerung gegen Borussia Mönchengladbach verlorenen, oft als „Jahrhundertendspiel“ bezeichneten DFB-Pokalfinale 1973. Dabei zeigte er eine regelrechte Weltklasseleistung, hielt sogar einen Elfmeter von Jupp Heynckes. Beim Siegtreffer von Günter Netzer war er indes machtlos. Innerhalb der Mannschaft fühlte sich Gerhard Welz auf Anhieb wohl. Immer für einen Gag zu haben, „konkurrierte“ der Frankfurter mit Heinz Simmet um den Titel „Spaßvogel der Mannschaft“. „Ja, ich war ein richtig verrückter Torhüter“, sagte Welz stets mit einem Augenzwinkern. Bis heute ranken sich zahlreiche Anekdoten um ihn. So kaufte er sich während der Saison 1972/73 das Reitpferd „Dschingis Khan“, mit dem er regelmäßig durch die Wälder rund um Köln-Dünnwald galoppierte. Als Präsident Oskar Maaß vom Hobby seines Torwarts erfuhr, verbot er ihm wegen der Verletzungsgefahr die Reiterei.
Gerhard Welz identifizierte sich total mit dem FC. „Ich habe Tag und Nacht für den Verein gelebt. Verloren wir ein Spiel, war ich so sauer, dass ich meinen Frust durch lange Waldläufe abbauen musste.“ 1972 verpflichtete der FC Toni Schumacher als neue Nummer 2. Das Torwarttalent aus Düren profitierte vom Training mit dem erfahrenen Welz, konnte ihn jedoch nicht verdrängen. Das Ziel Nationalmannschaft fest im Blick, galt Gerhard Welz als aussichtsreicher Kandidat für die Weltmeisterschaft 1974 hinter dem gesetzten Sepp Maier, bevor schwerste Verletzungen eine Fortsetzung der Traumkarriere jäh beendeten. Eine nach einem Zusammenprall entstandene Gehirnschwellung sorgte im Frühjahr 1974 für eine Not-OP, Lebensgefahr. Bis zum Ende seiner FC-Zeit im November 1975 absolviert Gerhard Welz für den 1. FC Köln kein Pflichtspiel mehr, Toni Schumacher trat seine Nachfolge an. Nach weiteren Profistationen, unter anderem beim VfB Stuttgart und bei Fortuna Köln, beendete er 1987 seine aktive Laufbahn, doch sein Leben blieb überaus abwechslungsreich: Er war Trainer, Funktionär und betreute Profiboxer in London. Gemeinsam mit einem italienischen Geschäftspartner führte er ein Hotel in Rimini und war als Trainerberater, unter anderem für Berti Vogts, tätig. Viele Jahre lang betrieb der in Bad Wildungen die Kult-Gaststätte „Zum Schlürfchen“, vor der stets die FC-Fahne gehisst war. Überhaupt blieb er dem FC zeitlebens sehr eng verbunden – nicht zuletzt durch regelmäßige Besuche in Köln.
Der 1. FC Köln wird Gerhard Welz stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Geboren: 1. Februar 1945 in Frankfurt am Main
Verstorben: 6. April 2024
FC-Pflichtspiele: 129
Deutscher Vizemeister 1973
DFB-Pokal-Finalist 1973
7/1960-6/1961 VfL Germania 1894 Frankfurt (Jugend)
7/1961-6/1965 VfL Germania 1894 Frankfurt
7/1965-6/1966 SV Viktoria 01 Aschaffenburg
7/1966-6/1967 FC Bayern München
7/1967-6/1969 1. FC Saarbrücken
7/1969-6/1971 1. FC Nürnberg
7/1971-11/1975 1. FC Köln
11/1975-6/1977 SC Preußen Münster
7/1977-6/1979 Tennis Borussia Berlin
10/1979-6/1980 VfB Stuttgart
7/1980-6/1982 SC Fortuna Köln
7/1982-6/1983 SC Rot-Weiß Oberhausen
7/1983-6/1985 SV Sandhausen
8/1987-12/1987 Sportfreunde Eintracht Freiburg
Deutscher Pokalsieger 1967 (Kader)
Meister Regionalliga Süd 1971
Meister Oberliga Nordrhein 1983
Meister Oberliga Baden-Württemberg 1985
24.01.1997-02.12.1997 FC Hessen Kassel (Manager)