Der Anti-Kroos im Endspiel: Warum Mark Forster bei Musik bleiben sollte | OneFootball

Der Anti-Kroos im Endspiel: Warum Mark Forster bei Musik bleiben sollte | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: OneFootball

OneFootball

Maximilian von Stuckrad-Barre·25. Mai 2024

Der Anti-Kroos im Endspiel: Warum Mark Forster bei Musik bleiben sollte

Artikelbild:Der Anti-Kroos im Endspiel: Warum Mark Forster bei Musik bleiben sollte

Die Fäkalsprache ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kulturgeschichte. ‘Götz von Berlichingen’, das Stück, das Johann Wolfang von Goethe berühmt machte, enthält mit dem Götz-Satz „Sag ihm […], er kann mich im Arsche lecken“ ein berühmtes Kack-Zitat, Martin Luther war ebenfalls nicht um Kraftausdrücke verlegen und auch modernere große Persönlichkeiten der deutschen Geschichte wie Andi Brehme (“Scheiße am Fuß”) lieferten mit stoffwechselendproduktbasierten Sprachbildern Sätze für die Ewigkeit. Sollte heute Abend im DFB-Pokal ein Wunder passieren, könnte ein weiteres Fäkal-Zitat an Geschichtsträchtigkeit gewinnen.


Die haben keine Idee. Die kacken sich ein!

- Marlon Ritter, 31.01.2014


OneFootball Videos


Diesen Satz sagte Kaiserslauterns Marlon Ritter dort, wo das Pokalwunder gegen Bayern Leverkusen heute Realität werden soll: im Berliner Olympiastadion. Als man im Viertelfinale des DFB-Pokals zur Halbzeit mit 2:0 gegen Hertha führte, verlieh der Lautrer Spielmacher dem Gefühl Ausdruck, das auch heute Abend bestimmend sein muss: hier geht was.

WERBUNG: Das DFB-Pokalfinale siehst du dank Sky hier live bei uns in der App. Dafür muss du nur auf die Matchcard gehen, in den Tab "Stream" wechseln und kannst das Spiel dort ganz easy ohne Abo kaufen.

Auf Marlon Ritter wird es gegen Leverkusen besonders ankommen. Schließlich hat Lautern mit dem 29-Jährigen nicht weniger als den pfälzischen Toni Kroos in den eigenen Reihen. Zumindest, wenn es nach Mark Forster geht.

Marlon Ritter ist einer der unterschätzten Spieler der zweiten Liga. Der hat Toni-Kroos-Qualitäten. [….] Wie wäre es denn mal mit Marlon Ritter zur EM?

- Mark Forster nach dem Viertelfinalsieg gegen Hertha


Schiebt man den nicht ganz ernst gemeinten Teil mit der EM mal kurz zur Seite, möchte man FCK-Fan Mark Forster hier fast schon eine interessante Beobachtung unterstellen. Ist Marlon Ritter möglicherweise so etwas wie der Toni Kroos der Zweiten Liga?

Einerseits: Ja. Genau wie Kroos für Real Madrid ist Ritter für den FCK ein absoluter Schlüsselspieler. Er ist es sogar vielleicht noch etwas mehr als Kroos. Denn ohne Toni Kroos wäre Real Madrid sicherlich immer noch eine Mannschaft, die in jedem Wettbewerb um den Titel mitspielen würde, während der FCK ohne Ritter wahrscheinlich nicht nur nicht im Pokalfinale, sondern wohl auch nicht mehr in der zweiten Liga wäre.

Mit 0,28 npxG pro 90 Minuten (erwartete Tore ohne Elfmeter) ist er einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Liga und auch der Spitzenwert von 2,64 Ballberührungen im gegnerischen Sechzehner pro 90 Minuten (Statistiken jeweils von FBref deutet an, dass ohne Ritter in der FCK-Offensive nicht allzu viel los wäre.

Allein: Auch wenn man Ritter in der Offensive für den FCK sicherlich als unverzichtbar bezeichnen kann, ist er dabei auf dem Platz das komplette Gegenteil von Kroos. Der nämlich schneidet in diesen Werten deutlich schlechter ab. Bei den npxG steht er nur bei 0.07, bei Ballberührungen im Strafraum nur bei 0.58. Spitzenwerte erreicht Kroos chanceneinleitender Spieler in anderen Bereichen.

Eine Passquote von 94 Prozent ist für einen Mittelfeldspieler schon während eines einzigen Spiels schwer zu erreichen, Kroos hält diesen Wert für seine gesamte Real-Karriere. Beim deutlich torgefährlicheren Ritter liegt die Passquote währenddessen in der aktuellen Spielzeit nur bei vergleichsweise fast schon unterirdischen 70 Prozent. Weniger Toni Kroos kann man also eigentlich kaum sein. Der eine zieht die Fäden, der andere ist der Hauptakteur in den Offensivaktionen und Abschlusssituationen.

Was die Spielweise der beiden angeht, hatte Anti-Kroos Ritter also recht, als er dem Forster-Vergleich widersprach: “Ich will dem Mark da nicht zu nahe treten, aber er hat da glaube ich nicht so viel Ahnung von Fußball. Er soll lieber bei der Musik bleiben.”

Das Gute: Im Pokalfinale wird heute Abend ohnehin kaum ein Kroos-Wiedergänger nötig sein. Gegen Alonsos Ballbesitzmaschinerie braucht es keinen Strategen oder Strippenzieher, sondern einen, der in den richtigen Momenten vorne da ist. Wie das gehen könnte, hat am Mittwoch schon ein Ex-Bundesliga-Stürmer mit einem Dreierpack im Europa-League-Finale vorgemacht.

Artikelbild:Der Anti-Kroos im Endspiel: Warum Mark Forster bei Musik bleiben sollte

In dieser Hinsicht hat Ritter sich am letzten Sonntag mit einem Hattrick gegen Braunschweig schonmal warm geschossen, um heute den Lautern-Lookman zu geben. Für den FCK wäre ein solcher deutlich wichtiger als ein pfälzischer Kroos.

Was man Mark Forster und seinem Kroos-Vergleich aber trotzdem zugestehen muss: Eine kleine Parallele gibt es dann doch. Womit wir zurück bei den Kraftausdrücken wären. Denn in Puncto zitierfähiger Fäkalsprache liefern beide ab.

Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, und dann stellst du mir zwei so Scheißfragen.

- Toni Kroos nach dem CL-Finale 2022 zu ZDF-Reporter Nils Kaben


Zumindest was das fehlende Blatt vor dem Mund angeht, ist Marlon Ritter ein echter Zweitliga-Kroos. Wenn Mark Forster das mit “Toni-Kroos-Qualitäten” gemeint hat, muss Marlon Ritter sich bei ihm entschuldigen.