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·15. Februar 2021
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Spotlight | Der FC Bayern München verpflichtet den französischen Innenverteidiger Dayot Upamecano für die kommende Saison. Bei RB Leipzig reifte der Franzose zu einem Verteidiger der obersten Kategorie. Nun folgt der nächste Schritt, der für alle Seiten vor allem eines ist: logisch.
Der Karriereweg von Dayot Upamecano (22) ging bisher steil nach oben. In Frankreich spielte der Verteidiger in der Jugend vom FC Valenciennes, machte dort bereits auf sich aufmerksam. Mehrere Klubs, darunter auch der FC Bayern, wollten den talentierten Verteidiger früh verpflichten. Doch RB Salzburg setzte sich durch und nahm Upamecano 2015 für etwas mehr als 2 Millionen Euro unter Vertrag. In Salzburg setzte man auf den Youngster, der erste Erfahrungen im internationalen Fußball sammelte.
Eineinhalb Jahre nach dem Wechsel nach Österreich klopfte RB Leipzig an. Zehn Millionen Euro kostete der französische Verteidiger, der auch hierzulande schnell Eindruck hinterließ. Viele Große Klubs verfolgten die Entwicklung Upamecanos intensiv. Der physisch starke Verteidiger entwickelte sich schnell zu einem der interessantesten jungen Spieler in der Bundesliga, setzte Akzente in der Champions League und verbesserte sein Spiel in nahezu allen Facetten.
Trotz kleinerer Konstanzdellen, die einerseits aufgrund des Alters und andererseits aufgrund von Verletzungsproblemen alles andere als überraschend waren, steigerte der Franzose sukzessive sein Niveau. In Leipzig reifte er zu einem absoluten Topspieler, nun folgt also der nächste Schritt.
Der 22-Jährige will nicht nur um Titel mitspielen, sondern sie auch gewinnen. In Deutschland gibt es derzeit nur einen Verein, der klar vor RB Leipzig steht und das ist der FC Bayern. Der Wechsel zum Rekordmeister manövriert Upamecano in eine neue Sphäre, in jeder Saison geht es darum, möglichst viele Trophäen zu sammeln. Die Gier, das Streben nach dem maximalen Erfolg, all das zeichnet den Branchenprimus aus Deutschland derzeit aus.
Mit seinen Qualitäten hat Upamecano sehr gute Chancen, in München schnell zum Stammspieler zu reifen. David Alaba (28) verlässt den FC Bayern, auch Jerome Boateng (32) könnte im Sommer wechseln. Die Hierarchie in der Innenverteidigung entwickelt sich also neu, die Karten werden neu gemischt. Mit Lucas Hernandez (24), Tanguy Nianzou (18) und Niklas Süle (25) ist hochkarätige Konkurrenz vorhanden. Aber auch das Durchsetzen gegen Spieler mit enormer Qualität gehört im Reifeprozess eines Spielers, der dauerhaft in die Weltklasse vorstoßen will, dazu.
Hinzu kommt, dass der Franzose bei einem der größten Klubs der Welt noch mehr im Fokus steht. Setzt sich Upamecano beim FC Bayern durch, verbessert das auch seine Ausgangslage in der französischen Nationalmannschaft. Frankreich verfügt über einen enormes Angebot an fantastischen Innenverteidigern, alleine regelmäßig nominiert zu werden ist schon ein Qualitätsmerkmal. Bislang absolvierte Upamecano drei Länderspiele, bei planmäßiger Entwicklung winkt spätestens zur Weltmeisterschaft 2022 ein Stammplatz bei der Equipe Tricolore.
Immer wieder war in den letzten Jahren beim FC Bayern von einem schleichenden Umbruch zu hören. Im Offensivbereich wurde das Duo aus Franck Ribery und Arjen Robben sukzessive ersetzt, eine neue Generation an hochklassigen Spielern reift heran. Die Zusammensetzung des Kaders ist derzeit sehr ausgewogen, auf vielen Positionen nehmen jüngere Spieler elementare Rollen ein. Auch im Defensivzentrum ist das nun zu erkennen. Mit 25 Jahren wäre Niklas Süle, sofern Boateng seinen Vertrag tatsächlich nicht verlängert, ab der kommenden Saison der älteste Innenverteidiger im Kader.
Ohnehin besteht im Defensivzentrum des Rekordmeisters ein gewisser Bedarf. In der laufenden Saison zeigt sich der FC Bayern nämlich ungewohnt anfällig, kassiert viele Gegentore und lässt noch viel mehr Großchancen zu. Das hat mehrere Gründe. Die Abwehr ist nach dem Titelgewinn in der Champions League und nach einer großartigen Saison nominell nicht schlechter geworden. Das extrem harte, eng getaktete Programm hat einen Einfluss, hinzu kommt der Fakt, dass es keine Vorbereitung auf die Saison gab.
Die geistige und körperliche Frische fehlte mitunter, 99 statt 100 % Leistungsfähigkeit machen sich auch beim FC Bayern bemerkbar. Ein neuer Spieler, der vor allem über eine sehr gute Physis verfügt, jung ist und den Konkurrenzkampf belebt, kann umfassend für frischen Wind sorgen. Es ist damit zu rechnen, dass Upamecano sofort eine tragende Rolle einnehmen kann. Die Akklimatisierung dürfte nicht schwer fallen, da er bereits mehrere Jahre in Deutschland lebte. Hinzu kommt, dass gegenwärtig gleich fünf Franzosen im Kader des FC Bayern stehen.
Das Qualitätsspektrum, das Dayot Upamecano mitbringt, ist enorm. Seine Physis wurde bereits angesprochen, der Franzose ist ein kompromissloser Zweikämpfer, der keinen Ball verloren gibt. Der 22-Jährige ist ein absolut unangenehmer Gegenspieler für jeden Angreifer, kann auch im Antritt immer wieder gegen sprintstarke Gegner mithalten. Auch im Kopfballspiel ist er eine Waffe, defensiv wie offensiv.
Natürlich funktioniert noch nicht alles und die ein oder andere Facette im Spiel des Franzosen ist noch ausbaufähig. Mit 22 Jahren ist das allerdings völlig normal. Im Spielaufbau ist beispielsweise noch eine Entwicklung notwendig. Das Passspiel des Rechtsfußes ist nicht schlecht oder auffällig unsauber, durch besondere Kreativität fiel er bislang auch nicht auf. Zuweilen schafft er sich aber selbst Räume, indem er dynamisch andribbelt und den Ball mit großen Schritten nach vorne treibt.
Stellt Upamecano seine vereinzelten Konzentrationsschwächen noch ab und wird im Spielaufbau noch kreativer und konstanter, dann ist der zweikampfstarke Franzose zweifelsohne auf dem allerbesten Weg in die absolute Weltklasse. In vielen Bereichen seines Spiels gehört er schon jetzt dazu. Deswegen wurde der FC Bayern auf ihn aufmerksam, deswegen wollten ihn Klubs aus der Premier League verpflichten. Kurzum: Läuft alles normal, dann landet der Rekordmeister in Upamecano einen absoluten Volltreffer.
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)
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