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·9. November 2019
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Der ehemalige Nationalspieler David Odonkor spricht im Interview mit „SPORTBUZZER“ über seine neue Aufgabe beim Bezirksligisten SV Wilhelmshaven, die jüngsten Übergriffe auf Schiedsrichter und den Amateurfußball.
Odonkor spielte in seiner Profikarriere für Borussia Dortmund, Betis Sevilla, Alemannia Aachen und den FC Hoverla Uschhorod. Er durchlief außerdem alle U-Nationalmannschaften ab der U19. Auch als Trainer machte der mittlerweile 35-Jährige bereits Erfahrungen. Im Januar 2020 kehrt Odonkor nun als Spieler zurück. Ende Oktober gab der gebürtige Bündener bekannt, dass er ab dem 1. Januar 2020 beim SV Wilhelmshaven in der Bezirksliga spielen wird. Zu der Entscheidung sagt Odonkor: „Ich kenne dort einen Spieler, mit dem ich als Sportlicher Leiter bei der Hammer SpVg zusammengearbeitet habe. Zudem bin ich noch mit zwei, drei weiteren Leute aus dem Verein befreundet. Wilhelmshaven möchte unbedingt zurück in die Landesliga und hat mich gefragt, ob ich dabei helfen kann. Für mich ist es überhaupt kein Problem, den Verein zu unterstützen – das mache ich sehr gerne. Ich mache es aus Spaß und es läuft überhaupt nicht professionell ab. Wenn ich es zeitlich am Wochenende schaffe, laufe ich für das Team auf. Meine Arbeit im TV oder ein möglicher neuer Trainer-Posten gehen immer vor.“
In den vergangenen Monaten war Odonkor Co-Trainer beim türkischen weitligisten Eskisehirspor. Über seine weiteren Ziele als Trainer sagt er: „Ich würde gerne etwas zusammen mit Andreas Golombek machen. Unter ihm war ich auch Co-Trainer beim SC Verl. Das war bisher die beste Zeit in diesem Bereich. Ich möchte weiter meine Erfahrungen machen und wissen, wie die Arbeit als Cheftrainer läuft. Natürlich würde ich das am liebsten so hoch wie möglich machen und einen Verein weiterentwickeln. Ich habe bereits meine B-Lizenz gemacht und fange jetzt mit der A-Lizenz an.“
Trotz seiner Liebe zum Fußball als aktiver Spieler hat der 35-Jährige ein klares Ziel vor Augen: „Ich möchte mich weiter auf den Trainerjob fokussieren. Wenn ich mal nicht der Aufgabe als Trainer nachgehen muss, würde ich für Wilhelmshaven oder die Traditionsmannschaften spielen. Für mich ist klar, dass ich meine aktive Karriere schon vor einigen Jahren beendet habe. Ich möchte aber weiter Spaß am Fußball haben und meine Erfahrung an die jungen Leute weitergeben. Mein großes Ziel bleibt ein neuer Trainerposten.“
In seiner Karriere hat Odonkor sowohl das Profigeschäft als auch den Amateurfußball kennengelernt. Über die Unterschiede sagt er: „Man kann es nicht miteinander vergleichen. Aber mir macht der Amateurfußball richtig viel Spaß. Es ist richtig geil, was bei manchen Dorfvereinen los ist, wenn da 400 bis 500 Leute auf dem Sportplatz sind. Ich habe großen Respekt vor den Spielern, die bis 17 Uhr arbeiten müssen und trotzdem noch dreimal pro Woche zum Training kommen. Sie reißen sich den Arsch auf, um die Erfolge mit nach Hause zu bringen. Egal, ob ich in der Landesliga oder Regionalliga Trainer bin, ich versuche immer das gleiche umzusetzen. Professionelles Arbeiten für den maximalen Erfolg ist mir ganz wichtig.“
Die Entwicklung des Amateurfußballs in den vergangenen Jahren sieht der Ex-Nationalspieler kritisch: „Es wird immer mehr deutlich, dass oft nur noch wenige Zuschauer zu den Sportplätzen kommen. Das sind nicht mehr so viele wie noch vor sieben, acht Jahren. Viele denken sich: Warum sollte ich mir ein Amateurspiel anschauen, wenn ich auch 2. Liga im Fernsehen gucken kann? Und das kann ich nicht verstehen. Man glaubt gar nicht, was für geile Zocker da auf den Amateur-Plätzen manchmal unterwegs sind. Also ich schaue mir dann lieber ein Spiel in den unteren Ligen an, als vor dem Fernseher zu sitzen.“
Odonkor äußert sich im Interview mit „SPORTBUZZER“ auch zur Gewalt gegen Schiedsrichter, die in den letzten Wochen immer öfter Schlagzeilen gemacht hat: „Das ist ganz schrecklich und darf einfach nicht passieren. Viele Schiedsrichter haben schon vor den Spielen Angst und wollen gar nicht erst zum Sportplatz fahren. Dann sollen die Leute lieber in einen Boxring steigen und sich dort auf die Fresse hauen. Es darf nicht dazu kommen, dass die Spieler die Schiedsrichter attackieren. Den Spielern muss bewusst sein, dass sie den Verein in der Öffentlichkeit repräsentieren. Und wenn dann so etwas passiert, wirft das ein ganz schlechtes Bild auf den Klub. Der Schiri war für uns Spieler immer tabu – egal, wie verärgert wir über manche Entscheidungen waren. Man muss respektvoll miteinander umgehen. Warum kann man auf dem Platz nicht einfach nur Spaß haben?“
Für die Täter fordert der 35-Jährige härtere Strafen: „Wenn man einen Schiedsrichter schlägt und dafür nur eine Sperre von sechs oder acht Wochen bekommt, ist das natürlich viel zu wenig. Ich würde solche Leute mindestens für ein Jahr oder lebenslänglich sperren. So etwas gehört einfach nicht auf den Platz. Es ist ganz schlimm, wenn man mitbekommt, dass die Schiedsrichter sogar vor Spielern weglaufen. Die wollen sich doch auch weiterentwickeln und mal in höheren Ligen pfeifen. Solche Idioten zerstören manche Karrieren. Wer den Schiedsrichter nicht akzeptiert, sollte einfach zu Hause bleiben.“