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·20. Mai 2024

Das zweite Leben des Kirian Rodriguez

Artikelbild:Das zweite Leben des Kirian Rodriguez

Das Lachen ist ihm nie vergangen. Als die Mannschaft der UD Las Palmas am 30. Dezember 2022 den Rasen des Trainingsgeländes betritt, formen sie sofort einen pasillo, um den Rückkehrer zu feiern. Mittelfeldspieler Kirian Rodriguez nimmt nach Monaten Abstinenz wieder am Mannschaftstraining teil und kommt aus dem Strahlen nicht mehr raus. Jeder einzelne Mitspieler herzt und umarmt ihn. Wer ist Kirian und was ist seine Geschichte? Der Reihe nach:

Auf Teneriffa geboren, kam er als Teenager auf die Nachbarinsel Gran Canaria und zur UD Las Palmas. Als Tinerfeño hatte er es nicht leicht auf der benachbarten Insel des Rivalen. Aber er wusste mit sportlichen Argumenten zu überzeugen, schaffte 2019 nach Jahren in der Jugendmannschaft den Sprung zu den Profis in die zweite Liga und wurde schnell zum Schlüsselspieler im Spiel der Kanaren. Einer erfolgreichen Karriere stand aufgrund seiner Leistungen nichts im Wege. Bis zum 2. August 2022.


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Der Verein berief eine außerordentliche Pressekonferenz ein und Kirian selbst teilte mit, dass er an Krebs in den Lymphknoten erkrankt sei. Ein Schock für den gesamten Verein und das Umfeld. Rund sechs Monate musste er durch ein halbes Dutzend Chemotherapie-Behandlungen, verlor logischerweise viel Gewicht und Kraft. Doch laut ihm war seine größte Sorge, nie wieder Fußball spielen zu können. Ein mentaler Kniff sei es für ihn gewesen, ein Rückkehrdatum festzulegen. Ein Ziel, das er sich immer wieder vor Augen geführt hat: Die Winterpause.

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Kirian Rodriguez mit Teamkollege Munir nach seinem Tor gegen Atlético Madrid

Und tatsächlich: An jenem 30. Dezember stand Kirian erstmals wieder auf dem Trainingsplatz der UD Las Palmas. Und nur anderthalb Wochen später wurde bekannt gegeben, dass er den Kampf gegen den Krebs gewonnen hat. Sein Haar kehrte langsam, wie auch seine Kraft, zurück. „Der Tag, an dem ich geheilt bin, wird der Tag sein, an dem der vierte Offizielle die Tafel mit meiner Nummer hochhält“, ließ er immer wieder verlauten und acht Monate nach der niederschmetternden Pressekonferenz im August durfte Kirian am 30. April 2023 seine persönliche Heilung feiern und das machen, wofür er monatelang gekämpft hatte: Auf den Platz zurückkehren. Gegen Real Zaragoza betrat er unter tosendem Applaus in der 73. Minute das Feld und war im Schlussspurt der Saison sofort ein Schlüssel zum Aufstieg in LaLiga.

271 Tage voller Ungewissheit, Schmerz und Leid fanden in diesem Augenblick ihr Ende, als die Nummer 20 auf der Anzeigetafel erschien und er allen Skeptikern, die seine Rückkehr anzweifelten, Lügen strafte. In seiner Debut Saison im spanischen Oberhaus sorgte er insbesondere in der Hinrunde für Furore, so sah man ihm weder seine kräftezehrende Vergangenheit, noch etwaige Anpassungsprobleme an. Die UD Las Palmas sammelte mit dem zweitkleinsten Etat der Liga nicht nur Punkt nach Punkt, sondern begeisterte auch mit ansehnlichem Fußball, dem selbst Toni Kroos Respekt zollte.

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Kirian Rodriguez (oben rechts) führt sein Team mittlerweile als Kapitän auf das Feld.

Als verlängerter Arm von Trainer Franciso Pimienta ist Kirian der Denker und Lenker im Spiel der Kanaren, er beruhigt das Spiel wenn es von Nöten ist und kurbelt an, wenn er es für richtig hält, wie eben jener Toni Kroos auch. Mittlerweile führt er sein Team als Kapitän auf das Feld und hat seitdem nur 5 Minuten Spielzeit verpasst, einer Auswechslung kurz vor Schluss gegen Villareal geschuldet, um ihn nach einer MVP-Performance mit Standing Ovations zu würdigen. Jenes 3:0 im Januar 2024 trug maßgeblich dazu bei, dass Kirian von der Liga als Bester Spieler des Monats ausgezeichnet wurde. Er ist der Spieler mit den meisten angekommenen Pässen, den meisten Balleroberungen und den meisten Fernschusstoren der gesamten Liga, wohlgemerkt in seiner ersten Saison als Erstligaspieler.

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Man kann die Leistung von Kirian Rodriguez nicht hoch genug hängen. Es geht nicht nur darum, dass er wieder spielt, sondern auch wie er es tut – In der höchsten Liga und besser als je zuvor. Infolgedessen kommt seine Nominierung zum Spieler der Saison nicht gänzlich unerwartet, sie ist trotzdem alles andere als selbstverständlich und ein Resultat aus Schweiß, Tränen und einem unbedingten Willen. Ein Resultat aus dem schwersten Spiel in der Karriere des Mittelfeldstrategen. Gegen den Krebs und die Gefahr, das zu verlieren, was er am meisten liebt. Fußball spielen.

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