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Niklas Levinsohn·30. Juni 2020
🤡 Das waren die fünf größten Enttäuschungen der Bundesliga-Saison

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Niklas Levinsohn·30. Juni 2020
Wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Oder eben Enttäuschungen. Wie auch immer man’s nennen will, das waren die fünf größten Flops der Bundesliga-Saison.
Den einen wollten sie unbedingt, den anderen holten sie notgedrungen. Groß waren beide Namen trotzdem. Die Rede ist natürlich vom Noch-Bayern-Duo Lucas Hernández und Philippe Coutinho. Beide blieben in ihrer ersten und vielleicht einzigen Bayern-Saison einen Großteil dessen schuldig, was ihre Transfers im Sommer des Vorjahres versprachen.
Mildernde Umstände gelten vor allem für Hernández, der immer wieder vom eigenen Körper um seinen Spielrhythmus gebracht wurde. Coutinho fehlt zwar auch seit dem Neustart verletzungsbedingt, hätte davor jedoch 25 Spieltage Zeit gehabt, um das Ziehen seiner Ausstiegsklausel zu rechtfertigen. Hat er aber nicht. Ein Galaauftritt gegen Bremen rechtfertigt schließlich keine 120 Millionen Euro. Dann könnte man auch Robin Quaison kaufen.
Der mangelhaft aufgearbeitete Rassismuseklat um Klubboss Clemens Tönnies. Die Affenlaute beim DFB-Pokalspiel gegen die Hertha. Der Härtefallantrag. Die entlassenen Fahrer der Jugendspieler. Schalkes Fehltritte abseits des Bundesliga-Betriebs sind eigentlich zu zahlreich, um sie binnen weniger Sätze aufzuarbeiten. Also belassen wir es bei dem Beweis, sie zur Kenntnis genommen zu haben und konzentrieren uns aufs Sportliche.
Da sah es inklusive des ersten Rückrundenspiels gegen Gladbach noch so aus, als hätte sich doch tatsächlich so etwas wie Kompetenz nach Gelsenkirchen verirrt. Immerhin war man Fünfter, punktgleich mit dem Rivalen aus Dortmund. 16 Spieltage und keinen Sieg später ist von dem Gefühl, dass auf Schalke tatsächlich etwas langfristig Erfolgreiches zusammenwachsen könnte, nicht mehr viel übrig. Wagner kriegt zwar seine zweite Chance, aber der Zauber des Neuen wohnt ihr nicht mehr inne.
„Das ist ein sehr ambitioniertes Saisonziel, aber wir haben gesehen, dass das unter Florian Kohfeldts Führung kein ganz unrealistisches Ziel ist“, kommentierte Frank Baumann vor einem Dreivierteljahr noch die Bremer Ambition, sich fürs europäische Geschäft zu qualifizieren. Worte, die Bremens Sportchef womöglich immer noch bitter auf der Zunge liegen. Realität ist die Relegation.
Ein sportlicher Totalschaden, der sich über die Saison gesehen mit langem Anlauf angekündigt hat. Mit nur fünf Punkten aus acht Spielen war Werder schon nach der Hinrunde die schlechteste Heimmannschaft der Liga. Die Kohfeldt-Elf ist es bis zum Schluss geblieben, konnte in Summe nur zwei Mal zu Hause gewinnen. Paart man das mit der zweitschlechtesten Abwehr der Liga und der schlechtesten nach Standards, kommt das raus, was letztlich rausgekommen ist: ein Fast-Absteiger.
Weißt Du noch, als Hoffenheim und Bayern für einen verunglimpften Milliardär das Spielen einstellten? Als im Regen applaudiert und Dietmar Hopp zum Ehrenmann des deutschen Fußballs verklärt wurde? Das ist gerade mal vier Monate her, fühlt sich aber schon ein Fußballerleben entfernt an. Vergessen sollte man diese rückblickend doch eher peinliche Episode deswegen trotzdem nicht.
Peinlich war daran vor allem, wie bereitwillig sich der Sportmedien-Mainstream auf die Ultras als neues altes Feindbild stürzte. Wie undifferenziert darüber gesprochen wurde, was es mit den Protestaktionen auf sich hatte und warum überhaupt erst zu den durchaus streitbaren Mitteln gegriffen wurde. Inzwischen wären wir wohl alle froh, wieder sorgenfrei über das Für und Wider des Wortes „Hurensohn“ diskutieren zu dürfen. Ein Tiefpunkt der Saison bleibt die Posse trotzdem.
Ursprünglich als Windhorst-Flüsterer geholt, stand Jürgen Klinsmann plötzlich doch als Trainer bei der Hertha an der Seitenlinie. Mit leuchtenden Augen filmte er die Ostkurve des Olympiastadions. Die anfängliche Verliebtheit, die auch bei Klub und Umfeld zunächst zu spüren war, wich jedoch schnell dem Erschrecken über die fragwürdigen Methoden des Jürgen K. Von Facebook-Alleingängen bis hin zu „geleakten“ Tagebüchern spielte Klinsmann die ganze Klaviatur der Hinterlist.
Damit ruinierte der Dirigent des Sommermärchens seinen Ruf in Deutschland endgültig, machte aber auch aus der Hertha eine Lachnummer. Geholfen hat es natürlich nicht, dass Salomon Kalou in die Facebook-Fußstapfen seines ehemaligen Trainers trat. Den versöhnlichen Eindruck, der am Ende dieser Achterbahnsaison der Alten Dame trotz allem bleibt, den haben die Berliner Bruno Labbadia zu verdanken. Mit dem wären wir 2006 auch Weltmeister geworden. Ganz bestimmt.