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·17. Dezember 2024
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"Welche Spielerin aus dem DFB-Kader wird zukünftige Weltfußballerin?" Diese Frage bekam Laura Freigang vor über einem Jahr gestellt. "Syd Lohmann" war damals die prompte Antwort der Frankfurterin. Ein Gedanke, der angesichts der Qualitäten von Sydney Lohmann eigentlich alles andere als abwegig ist und den Beobachter des Frauenfußballs vor vielen Jahren geteilt hätten. Doch in letzter Zeit läuft die 24-Jährige ihrer Form hinterher. Das liegt einerseits an ihrem Verletzungspech, aber auch an der Art und Weise, wie sie bei ihrem Herzensverein eingesetzt wird.
Sydney Lohmann ist eine klassische zentrale Mittelfeldspielerin, die sich zwischen den Boxen am wohlsten fühlt. Mit ihrer Technik, Ballbehandlung und ihrem Spielwitz ist die dynamische 24-Jährige eine Waffe im offensiven Mittelfeld. FCB-Coach Alexander Straus setzte die langjährige Bayern-Spielerin vor über einem Jahr vermehrt auf dem Flügel ein und hält bis heute daran fest. Die Leidtragende ist neben der Spielerin selbst aber auch das komplette Team, da Lohmann auf den Außen absolut nicht zu gewohnter Stärke zurückfinden kann und wird. Der Grund ist einfach: Sydney Lohmann ist keine Flügelspielerin! Schlecht macht sie es auf dem Flügel nicht, aber ihre Kernkompetenz liegt definitiv woanders. Durch das vermehrte Spielen auf den Außenpositionen konnte die 24-Jährige wenigstens ihre Flexibilität steigern.
Zu dieser Erkenntnis kommen aber nicht nur die Fans: "Ich glaube, meine Stärken liegen vielleicht auch woanders, aber trotzdem ist es schön, wieder an den Ball zu kommen", so Sydney Lohmann nach dem Rückrundenauftakt gegen Potsdam, wo sie abermals über die Außen zum Einsatz kam. Ihre Qualitäten sind auf dem Flügel verschwendet. Da stellt sich die Frage, wieso Alexander Straus so an diesem "Flügelexperiment" festhält und ihr nicht wirklich eine Chance im zentralen Mittelfeld gibt. In Spielen wie gegen Potsdam, wo keinerlei Gefahr von den Gegnern ausgeht, könnte doch auch mal eine Pernille Harder rausrotiert werden. Sydney Lohmann bietet sich ohnehin oft im Zentrum an und holt sich die Bälle ab. Macht sie das nicht, würde die 24-Jährige die komplette Spielzeit lang an der Seitenlinie stehen und ihren Teamkolleginnen winken.
Die ehemaligen Nationalcoaches Martina Voss-Tecklenburg und Horst Hrubesch setzten Sydney Lohmann im zentralen Mittelfeld ein. In der Nationalmannschaft konnte die Bayern-Spielerin oft glänzen und durch ihren kreativen und mutigen Spielansatz als Wechselspielerin einen wichtigen Impact bringen. Der Mut und die Dribbelfreudigkeit werden Lohmann manchmal aber auch zum Verhängnis, wenn sie Bälle verliert. "Sydney Lohmann ist ein Spielertyp, die den Unterschied machen kann im Spiel. Sie ist da schon auch eine Waffe", betonte Martina Voss-Tecklenburg vor der WM 2023. Bayern-Coach Alexander Straus entschärfte diese "Waffe" aber durch das Einsetzen auf der falschen Position.
Doch in der Causa Lohmann kann man nicht nur dem Norweger die Schuld zuschieben. Auch ihr eigener Körper macht der Mittelfeldspielerin einen Strich durch die Rechnung. Denn Sydney Lohmann ist verletzungsanfällig. Kommt die 24-Jährige mal leicht in Flow, wird sie oft direkt wieder durch Verletzungen ausgebremst. Besonders ihre Adduktoren und muskuläre Probleme machen Lohmann zu schaffen. Jüngst kamen dann auch noch Kniebeschwerden hinzu, die sie gut einen Monat vom Feld fern hielten. "Ich hatte im Oktober 2021 eine Hüft-OP links und dann im November rechts. Seitdem merke ich es eigentlich konstant. Innerlich pocht man nur, dass man spielen kann und sich zeigen kann und dann wird man immer wieder ausgebremst - das nervt mich. Dass man immer die Trainer enttäuscht und das Problemkind ist, das ist so frustrierend. Mental zerrt das schon an einem", so Lohmann in der DFB-Frauen-Doku "Born for this".
Lohmann muss sich immer wieder zurück kämpfen. Den Startelfanspruch hat der Fanliebling längst verloren. In verhältnismäßig wenig Spielzeit muss Lohmann überzeugende Aktionen und Leistung liefern. Keine einfache Aufgabe - auch mental nicht. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass Straus nicht wirklich für Flexibilität und Rotation bekannt ist. Ohne diese Vielzahl an Verletzungen könnte Sydney Lohmann eine der besten deutschen Spielerinnen sein.
Klar ist aber auch, dass Lohmann eben aufgrund der verletzungsbedingt wenigen Spielzeit und falschen Position ihrem Niveau hinterherläuft. Das Mittelfeld der Bayern ist gespickt mit Weltklasse Spielerinnen, die Konkurrenz ist also groß. Auch eine Linda Dallmann muss auf den Flügel weichen, obwohl ihre Qualitäten im Zentrum liegen. Mit Alara Şehitler hat der FC Bayern ein Riesentalent im zentralen offensiven Mittelfeld und im Winter wechselt das japanische Juwel Momoko Tanikawa in die bayerische Hauptstadt. Sydney Lohmann muss ihre Chancen nutzen, wieder liefern und vor allem fit bleiben, wenn sie ihre wichtige Rolle im Spiel der Bayern zurückgewinnen will. Im März dieses Jahres verlängerte die 24-Jährige ihren Vertrag überraschend bis 2026. Medienberichten zufolge sollen viele Vereine vor allem aus der englischen WSL an dem Eigengewächs der Bayern interessiert gewesen sein. Dennoch entschied sich Lohmann für einen Verbleib, weil "der FC Bayern für mich Heimat ist".
Ewig wird die Liebe zum Verein die Spielerin aber auch nicht an den FC Bayern binden. Besonders im Hinblick auf die Nationalmannschaft braucht Sydney Lohmann Spielzeit. Ihre eigenen Ansprüche werden über der aktuellen Situation liegen. Es ist durchaus vorstellbar, dass die 24-Jährige den FC Bayern München im Sinne ihrer eigenen Entwicklung im Sommer verlassen könnte. Denn Fakt ist: Lohmann ist normalerweise und mit viel Flow zu gut, um nur die Bank zu wärmen.
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