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·27. Oktober 2024

Das Tor fehlt – schon wieder

Artikelbild:Das Tor fehlt – schon wieder

Auch gegen den VfL Wolfsburg zeigte der FC St. Pauli, dass er für Bundesligisten ein ganz unangenehmer Gegner ist. Doch es fehlen Tore, um die verdienten und notwendigen Punkte zu holen.(Titelfoto: Selim Sudheimer/Getty Images/via OneFootball)

Es sind Zahlen, mit denen man beim FC St. Pauli zufrieden sein kann: Zum dritten Mal in dieser Saison beendete man eine Partie ohne Gegentreffer. Nur fünf Teams haben weniger Torschüsse zugelassen als der FCSP. Die gleiche Sprache sprechen auch die xG-Werte. Das Team ist defensiv extrem stabil und konnte selbst von einer wirklich starken Offensive wie der des VfL Wolfsburg nicht geknackt werden.


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Defensiv stabil, offensiv harmlos

Entsprechend positiv sind auch die Stimmen nach der Partie gegen Wolfsburg gewesen, als es um die eigene Defensivleistung ging. „Wir haben wieder extrem gut verteidigt“, erklärte Hauke Wahl nach Abpfiff. Doch glücklich über den Punktgewinn war Wahl nicht, genauso wie der Rest des Teams. Alexander Blessin brachte die Gemütslage beim FC St. Pauli mit einem Satz auf den Punkt: „Zu der tollen Mannschaftsleistung hat nur das Tor gefehlt.“

Ganze 58-mal hat der FC St. Pauli in den vier Heimspielen der bisherigen Bundesligasaison zum Torschuss angesetzt. Der xG-Wert beträgt 4,9. Viele weitere Male gab es Situationen, in denen man in aussichtsreicher Position war, aber keinen Torschuss zustande brachte. Herausgekommen ist dabei bisher kein einziger Treffer. Vier Heimspiele in Serie ohne eigenen Treffer – das ist Bundesliga-Rekord. Werder Bremen hätte im Samstagabendspiel noch gleichziehen können, traf im Weserstadion aber doppelt gegen Bayer Leverkusen (und erzielte in vier Auswärtsspielen beeindruckende zwölf Buden).

St. Pauli benötigt fast 20 Schüsse für ein Tor

Eine stabile Defensive und dazu eben jener Bundesliga-Rekord – es ist gerade relativ simpel, die Gründe zu benennen, warum der FC St. Pauli bisher nur fünf Punkte auf dem Konto hat. Die Offensive lahmt. Gewaltig. Dabei ist weniger das Herausspielen der Chancen das Problem: Insgesamt 98 Torschüsse gab es bisher, womit der FCSP im Liga-Mittelfeld liegt, wie auch bei der Anzahl an Ballberührungen im gegnerischen Strafraum. Doch dass diese 98 Versuche nur zu fünf Treffern reichten bedeutet, dass der FC St. Pauli bisher fast 20 Versuche für einen Treffer benötigt. Das zweitschwächste Team in dieser Statistik ist der VfL Bochum, der bisher durchschnittlich knapp 13 Versuche für ein Tor benötigt, also erschreckende sieben Versuche weniger. Sowieso haben insgesamt nur drei weitere Clubs überhaupt mehr als zehn Versuche für ein Tor gebraucht. Nochmal: Die Offensive lahmt. Gewaltig. Zwar nur an einem Punkt, allerdings leider dem wichtigsten: Dem Erzielen von Toren.

Bei diesem Thema dreht man sich ein wenig im Kreis, weil es schon seit Wochen eines ist. Denn der FC St. Pauli hatte überhaupt erst am dritten Spieltag das erste Mal getroffen, blieb in fünf von acht Partien torlos. Gegen den VfL Wolfsburg war das auch der Fall. Obwohl es erneut einige Gelegenheiten gab, um die Flaute am Millerntor zu beenden (Blessin: „Wenn wir mit 2:0 in die Halbzeit gehen, hätte sich Wolfsburg nicht beschweren können.“). Doch in dieser Kernkompetenz des erfolgreichen Fußballspielens gelingt dem FCSP aktuell ziemlich wenig.

Artikelbild:Das Tor fehlt – schon wieder

Johannes Eggestein zeigte auch gegen den VfL Wolfsburg eine ansprechende Leistung, wie auch alle anderen Spieler des FC St. Pauli. Für einen eigenen Treffer langte es allerdings wieder nicht. // (c) Stefan Groenveld

„Faktor Zeit“ spielt gegen FCSP-Offensive

Im Spiel gegen den VfL Wolfsburg wurde mehrfach ersichtlich, dass nicht nur die Qualität des Abschlusses selbst, sondern auch das Thema Handlungsschnelligkeit vor dem Abschluss eine Rolle spielt. Ob Johannes Eggestein, Morgan Guilavogui oder Danel Sinani (mit ähnlichen Situationen aus dem Spiel zuvor beim BVB reihen sich auch Dapo Afolayan und Robert Wagner in diese Riege ein) – all diese Spieler hatten Situationen vor dem gegnerischen Tor, in denen sie zu lange brauchten, um den Ball in die richtige Positionen zu bringen oder zu einer Entscheidung zu kommen. Und als sie dann bereit waren, war der Gegenspieler auch wieder in Position und konnte die Situation bereinigen. Für Blessin gibt es hier eine klare Marschroute: „Nicht zu viel zu überlegen, sondern den ersten Ball nehmen, wie er da liegt. Der Faktor Zeit spielt einfach mit.“

Immerhin gab es beim Thema Torschüsse Schritte in die richtige Richtung oder „das nächste Indiz, das man Tore machen kann“, wie Blessin es beschrieb: Dem FC St. Pauli gelang es gegen Wolfsburg fünf Schüsse auch auf das gegnerische Tor zu bringen, welches ein Eingreifen von Wolfsburg-Keeper Kamil Grabara erforderte (was dieser teils herausragend tat). Mehr Schüsse auf das Tor hat es in dieser Saison vom FC St. Pauli noch nicht gegeben. Es geht also in die richtige Richtung, wenngleich dieser Prozess schmerzhaft langsam voranschreitet. Es besteht aber die Gefahr, dass dieses Thema den FCSP die gesamte Saison über begleiten wird. Und damit auch eine stete Diskussion über die Qualität im Kader.

Die Lösung des Knotens

Auch Alexander Blessin ist anzumerken, dass ihn dieses Thema beschäftigt. Nicht nur, weil er nach der Partie explizit erwähnte, dass man nun mehr Schüsse auf das gegnerische Tor gebracht habe. Der eigentlich offen auf dem Tisch liegenden Frage nach mangelnder Qualität im Kader in Sachen Torgefahr kommt er aber zuvor, indem er seinen Spielern öffentlich Vertrauen schenkt: „Die Jungs geben Gas. Ich sehe, was sie im Training machen. Sie arbeiten wirklich täglich dafür. Solange ich das sehe, dass sie dafür arbeiten und es im Training richtig machen, werde ich immer meine Hand schützend über sie legen.“ Explizit verweist er darauf, dass Morgan Guilavogui und Johannes Eggestein im Training sehr zielsicher vor dem Tor agieren und daher „habe ich schon großes Vertrauen in die Jungs.“

Sicher ist das Thema Torgefahr inzwischen auch komplett in den Köpfen der Spieler angekommen. Einigen sollte es ja auch bereits aus der Vorsaison bekannt vorkommen. Jackson Irvine erklärte dazu nach dem Abpfiff gegen Wolfsburg: „Letztes Jahr hat es mit einigen torlosen Heimspielen sehr ähnlich für uns begonnen und dann ist der Knoten irgendwann geplatzt.“ Das sieht auch Alexander Blessin so, der sich die Lösung des Knotens auf die Fahnen geschrieben hat: „Es ist meine Aufgabe, die Jungs zu bestärken – und irgendwann wird der Punkt kommen, an dem es sich löst.“

Ob diese Lösung des Knotens nun am Dienstag beim Pokalspiel in Leipzig gelingt? Das wäre schon bemerkenswert. Denn die Leipziger sind bis mindestens Sonntagnachmittag Tabellenführer der Bundesliga. Und haben überhaupt erst drei Gegentore in dieser Saison kassiert. Paradox: Ausgerechnet im Ligaspiel gegen Leipzig vor wenigen Wochen erarbeitete sich der FC St. Pauli die meisten Torschüsse. Und genau dieses Spiel hatte auch gezeigt, dass der FCSP in der Bundesliga durch seine disziplinierte Arbeit gegen den Ball mithalten kann. Wenn dann jetzt noch vorne Tore fallen würden…

// Tim

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