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·30. September 2024

Das späte Glück der Borussia gegen Union

Artikelbild:Das späte Glück der Borussia gegen Union

Borussia Mönchengladbach und Union Berlin lieferten sich über weite Strecken ein zähes und teilweise unansehnliches Bundesligaspiel. Der Sieg der Fohlen durch das späte Tor von Čvančara war glücklich, aber keinesfalls unverdient. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Musste zu Beginn einmal bei einem Hollerbach-Schuss zupacken, ansonsten verlebte Borussias Keeper einen ruhigen Nachmittag. Die wenigen Pflichtaufgaben löste Nicolas sicher, beim Außenpfostenschuss von Vertessen hatte er das nötige Glück. Im Spielaufbau agierte der 26-Jährige seriös, einzig ein gefährlicher Pass durch die Mitte auf den gedeckten Weigl war unnötig und gefährlich. Einige Gelegenheiten, das Spiel schnell zu machen, ließ Nicolas verstreichen. Zwar war das nicht so offensichtlich wie bei Omlin, der oftmals lange mit Ball am Fuß stillsteht, aber dennoch anmerkenswert. Offensichtlich ist es eine taktische Vorgabe für die Torleute, den Aufbau behutsam einzuleiten. Über die weiße Weste wird sich Nicolas besonders gefreut haben. Note 3,0.


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Joe Scally: Musste in der Anfangsviertelstunde in der Defensive einige enge Duelle bestreiten, in denen er aufmerksam und konsequent verteidigte. Im weiteren Verlauf konnte sich der US-Amerikaner beständiger mit nach vorn einschalten und schlug die Flanke zur Chance von Sander. Bei zwei, drei weiteren guten Kombinationen war er involviert, dagegen war es einige Male nicht zielführend, Scally über die Seite mit dem Spielaufbau zu (über-)fordern. Hervorzuheben ist, dass der 21-Jährige mit seiner Körperlichkeit für die Unioner kein leichtes Opfer darstellte. Die Gelbe Karte sah er für einen unnötigen Ellenbogencheck an der Außenlinie, wobei ihm der Gegenspieler in diesem Duell zuerst mit der Hand ins Gesicht gelangt hatte. Note 3,5.

Ko Itakura: Verlor auch in der Anfangsphase, als Union hoch anlief, nicht den Überblick und hatte alles unter Kontrolle. Der Japaner war aufmerksam in den Zweikämpfen, und die harmlosen Berliner Angreifer stellten ihn vor keine größeren Herausforderungen. Allerdings hatte er in der Schlussphase gegen Vertessen vor dessen Pfostentreffer das Nachsehen. In der Spieleröffnung war der 27-Jährige oft der Ausgangspunkt, sodass er letztlich mit 115 Ballkontakten die meisten aller Akteure auf dem Platz hatte. Einige Male drehte er sich dabei geschickt in den Raum und vom Gegner weg. Jedoch war Itakura mit Ball am Fuß auch nicht sonderlich ideenreich. Seine Pässe waren zwar sicher, aber weder überraschend noch scharf gespielt. Note 3,5.

Nico Elvedi: Zu Beginn war der Schweizer gefordert, als er einen Schussversuch der Berliner im Strafraum rechtzeitig blockte. Ansonsten hatte er gemeinsam mit Itakura alles unter Kontrolle, auf die Duelle mit seinem Ex-Kollegen Jordan hatte sich Elvedi gut eingestellt. Nur selten konnte Jordan den Ball sichern und ablegen, Aktionen mit dem Gesicht zum Tor brachte der träge wirkende Angreifer gegen Elvedi nicht zustande. Im Spielaufbau beschränkte sich der Schweizer auf den sicheren Pass, einige wenige angedeutete Vorstöße waren die Ausnahme. Ein Annahmefehler im Mittelfeld war ganz schwach, zum Glück passierte dieser weit genug entfernt von der Gefahrenzone. Note 3,5.

Luca Netz: Wurde in der Defensive nicht übermäßig gefordert, im Zweikampfverhalten gegen den Ball machte er es ordentlich und positiv zu bemerken war, dass er seine beiden Kopfballduelle mit dem richtigen Timing erfolgreich bestritt. Weil der Spielaufbau zumeist entweder über Scally oder durch die Mitte vonstattenging, rückte Netz über links weit auf. Dort fand er Raum vor, weil weder Plea noch Stöger die Außenbahn besetzten. So kam der 21-Jährige zu einigen Aktionen, u.a. der Vorlage für Stöger nach Doppelpass mit Plea. Nach der Pause, als Union noch kompakter verteidigte, konnte Netz nicht mehr viel beisteuern. Ärgerlich war, dass ihm am Ball immer wieder kleinere und größere Fehler unterliefen, die entweder von technischen Mängeln oder von Konzentrationsschwächen herrührten. Note 4,0.

Julian Weigl: Lieferte sich wie erwartet im engen Mittelfeld viele Duelle mit Khedira & Co. Positiv dabei, dass er gemeinsam mit Sander eine gesunde Stabilität an den Tag legte und nicht zuließ, dass die Unioner mit ihrer robusten Spielweise die Oberhand gewannen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Kapitän in der Spielgestaltung nur ganz wenig Überraschendes beitrug. Zumeist waren es Sicherheitspässe ohne sonderliche Schärfe. Bei 104 Ballkontakten hätte diesbezüglich etwas mehr herauskommen sollen. Weigl war der laufstärkste Borusse (12,4 km) und wurde nach dem Führungstreffer nochmals richtig auffällig, als er mehrmals vehement zur Sache ging. Note 3,5.

Philipp Sander: Stand etwas überraschend in der Startelf, weil seine Qualitäten als ‘stabilisierender Sechser’ gegen einen nicht gerade für totale Offensive bekannten Gegner eigentlich nicht zwingend notwendig erschienen. Sander sorgte nach einigen Schwierigkeiten zu Beginn gemeinsam mit Weigl dafür, dass man sich im Mittelfeld neutralisierte. Sander war in seinen Aktionen fleißig, aber man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich noch an das Erstligatempo gewöhnen muss. Zu sehen war das u. a. in einer Situation, als er dem Ball nicht entgegenkam und in einer weiteren Szene, als er nach einem gewonnenen Zweikampf den Ball zu sorglos führte und nicht mit dem Nachsetzen des Gegenspielers rechnete. Offensiv hatte der 26-Jährige im Anschluss an eine einstudierte Freistoßvariante und eine Scally-Flanke eine gute Schussgelegenheit, zielte jedoch über den Kasten. Im zweiten Durchgang schlug er noch eine Linksflanke auf Kleindienst. Eine Viertelstunde vor Schluss machte Sander Platz für Reitz. Note 4,0.

Nathan Ngoumou: Stand zum zweiten Mal in Folge in der Startelf und durfte aufgrund des Ausfalls von Honorat auch wieder auf ‘seiner’ rechten Seite spielen. In einer Situation zog er gut nach innen, schoss mit links jedoch zentral aufs Tor. Seine Aktionen als Vorbereiter waren unglücklich: Mal ungenau, mal geblockt, mal falsch entschieden oder zu hart vors Tor geschlagen. Dennoch deutete der Franzose, dass er etwas bewegen kann, wenn er wirklich Vertrauen bekommt – auch und vor allem von sich selbst. Leider musste er in der 76. Minute verletzt raus. Note 4,0.

Kevin Stöger: Nach einer komplizierten Anfangsphase fand er besser in die Partie und war gemeinsam mit Plea dafür verantwortlich, dass Belebung ins arg statische Spiel der Borussia kam. Stöger forderte konstant die Bälle, manchmal auch in unrealistischen Momenten. Aber der 31-Jährige wollte etwas kreieren und war mit seiner Unberechenbarkeit für die Berliner ein Stressfaktor. Die Großchance nach dem Netz-Zuspiel hätte Stöger nutzen müssen, doch er schoss über das Tor. Nach der Pause mit weniger klaren Aktionen. Nach einer Schwalbe sah er berechtigterweise Gelb und fünf Minuten später wurde er von Hack abgelöst. Note 3,5.

Alassane Plea: War der beste Feldspieler an diesem Tag, auch wenn er sich zunächst nicht durchsetzen konnte. Doch nach einer Viertelstunde schwang sich der Franzose zum Spielmacher und Konstrukteur aller vielversprechenden Angriffe auf. Plea war überall und holte sich auch hinten die Bälle ab. Stark, wie er ein paar Mal mit raumgreifenden Schritten aus der Tiefe Tempo machte. Klasse war der präzise Doppelpass mit Netz vor der Stöger-Chance. Union stellte zur Pause um und Plea konnte sich kaum noch entfalten. Bei den ganz wenigen gelungenen Gladbacher Aktionen im zweiten Durchgang hatte der 31-Jährige seinen Anteil – auch beim Siegtreffer. Dort holte er durch sein Nachsetzen den Einwurf heraus, den er selbst ausführte und zu Flankengeber Hack beförderte. Plea sah Gelb, als er nach einem Pfiff gegen sich zweimal wütend auf den Rasen schlug. Note 3,0.

Tim Kleindienst: Wie gewohnt sehr lauffreudig, auch in der Defensive half er fleißig mit. Am und im gegnerischen Strafraum war der 29-Jährige jedoch fast komplett abgemeldet. Er konnte sich nicht durchsetzen, einige Male stand er sich mit technisch unsauberer Ballbehandlung selbst im Weg. Kleindienst hatte keinen gefährlichen Torabschluss, wobei man zu seiner Verteidigung anmerken muss, dass die Kollegen es vor allem im zweiten Durchgang nicht verstanden haben, Kleindienst einzusetzen. Am Einsatzwillen gibt es nichts auszusetzen – mit seiner Kopfballverlängerung in Richtung Plea war er beim Angriff vor dem Siegtor beteiligt und bei der Hack-Flanke band er zwei Gegenspieler, sodass sich Čvančara ‘nur’ noch gegen einen Berliner durchsetzen musste. Note 4,5.

Robin Hack (72. Minute für Stöger): Brachte etwas Dynamik ins Spiel mit ein paar nach vorn gerichteten und zielstrebigen Aktionen. Mit seiner Flanke heimste er sich den Assist zum Siegtor ein. Ohne Note.

Rocco Reitz (76. Minute für Sander): War als Ballverteiler rechts unterwegs, zeigte einige Ansätze, ohne dabei noch große Impulse zu geben. Ohne Note.

Tomáš Čvančara (76. Minute für Ngoumou): Wollte noch etwas mit Tempo und Einzelaktionen auf rechts forcieren. Belohnte sich mit dem Siegtreffer, als er zunächst noch kurz wegrutschte, dann aber mit einem starken Kopfball in typischer Mittelstürmermanier traf. Ohne Note.

Marvin Friedrich (90.+7 für Plea): Kam gegen seinen Ex-Klub als zusätzliche Absicherung, berührte den Ball aber nicht mehr. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto

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