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·22. Oktober 2023

Das Monty-Python-Lied im falschen Moment und vor allem: das Spiel war nicht egal

Artikelbild:Das Monty-Python-Lied im falschen Moment und vor allem: das Spiel war nicht egal

Abpfiff. Union verliert gegen Stuttgart mit 0:3. Und das am Ende auch verdient. Ich sage der Familie, dass sie mich hinter der Gegengerade finden und gehe. Die Mannschaft hat ihre Runde noch nicht einmal bis zur Mittellinie geschafft und ich bin schon aus dem Stadion raus. Ein paar torkelnden Fans noch rechtzeitig ausgewichen und schon saß ich auf der Bank neben dem bereits geschlossenen Bierstand, an dem es auch alkoholfreies Bier und Wein gibt. Stinksauer und auf eine Art wütend, wie ich es selten im Stadion gehabt habe. Nicht auf die Mannschaft, die ganz offensichtlich ein eigenes Päckchen zu tragen hat. Sondern auf uns Fans.

Artikelbild:Das Monty-Python-Lied im falschen Moment und vor allem: das Spiel war nicht egal

Frage nach Abpfiff, Screenshot von Bluesky @textilvergehen


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Es war die 81. Minute. Union hatte gerade für die Schlussoffensive umgestellt, da trifft Silas zum 0:2. Das ist die Definition von Nackenschlag. Und plötzlich singt das Stadion „Always look on the bright side of life“. Das war für mich in diesem Moment fast noch schlimmer als das Gegentor.

Nur für’s Protokoll: Ich habe gar nichts dagegen, dieses Lied zu singen. Ich habe es selbst laut mitgesungen, nachdem wir im Abstiegskampf in der Zweiten 1:3 in Darmstadt verloren hatten. Es ist ein Lied für Eskapismus und es hilft, mit einem Spiel klarzukommen, in dem Union keine Chance hatte. Um es mit der Kreuzigungsszene aus „Das Leben des Brians“ zu sagen: Ist jetzt auch egal, dann pfeifen wir uns ein Lied. Doch als gegen Stuttgart dieses Lied erklang war das Spiel noch nicht abgepfiffen, sondern es ging noch gut 15 Minuten. Und vor allem war es nicht egal.

Es war aus meiner Sicht der falsche Moment für dieses Lied. Nicht zur zeitlich, sondern eben auch mental. Und ich war wütend darüber, dass wir als Fans eventuell den Instinkt dafür verloren hatten, was die Mannschaft brauchte. Ein ganzes Stadion, das in dem Moment trotzig „Eisern Union!“ ruft zum Beispiel. Ein Stadion, das einen Glauben an das Team transportiert. Ein Stadion, das sich mit aller Macht dem Gegner entgegenwirft, wenn es die Mannschaft alleine nicht schafft.

Für mich wirkte das „Always look on the bright side of life“ in dem Moment so, als ob das Ergebnis auf dem Platz egal sei, weil man ja nur zum Feiern da sei. Doch Union ist keine Ü30-Party mit DJ Christian in Templin. Es ist Sport, Leistungssport. Ja, mit einer großen Unterhaltungskomponente. Aber es geht darum, dass man gewinnt. Dafür gehen die Spieler auf den Platz. Weil sie gewinnen wollen. Nicht um sich während des Spiels ein Lied anzuhören, das ihnen sagt, dass es egal sei.

Und vielleicht ist es mal an der Zeit, dass wirklich jede Person den Ernst der Situation begreift. Was auch immer aktuell mit dem Team los ist, es ist doch am Sonnabend gegen Stuttgart sichtbar gewesen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dass kein Selbstvertrauen herrscht. Dass Schüsse nicht abgegeben werden, sondern lieber noch einmal quer gelegt wird. Dass Flanken nicht scharf kommen. Dass Laufwege nicht stimmen, wenn in der ersten Hälfte Bälle tief in den Raum gespielt werden, aber Sheraldo Becker auf der Bank sitzt. Die Mannschaft spielt gerade nicht als ein Ganzes ist und agiert nicht als Team.

Da gibt es keine Zaubermittel aus dieser Situation heraus. Den Glauben muss sich das Team erkämpfen. Mit jedem Pass. Mit jedem Zweikampf. Mit jedem Schuss. Wir können das große Ganze in dieser Saison vergessen. Die Frage, ob die Mannschaft in Europa überwintert zum Beispiel. Oder ob sie im Pokal weit kommt. Auch die Platzierung in der Bundesliga. All das ist eigentlich jetzt egal. Es geht immer nur um das nächste Spiel. Und in diesem nächsten Spiel geht es immer nur um die nächste Situation. Zweikampf gewonnen. Ja! Ball weiter nach vorne treiben. Zweikampf verloren? Hinterher. Dazwischengehen. Und wir als Fans immer mit voller Wucht dabei.

Nicht nur die Mannschaft muss gerade zu ihren Basics zurück, sondern auch wir. Wir müssen uns gedanklich gerade dort einfinden, wo wir 2019 als Fans waren. Jedes Spiel ist ein großer Kampf. Jedes Spiel muss aufs Neue bewältigt werden. Keine Gedanke an die übernächste Partie, weil es gegen einen besonders schweren Gegner geht. Sondern das schwerste Spiel ist das, was gerade ansteht.

Das schreiben die Berliner Medien

Eine Analyse des Spiels gibt es nicht von mir, da meiner Meinung nach das Problem sehr groß zwischen den Ohren sitzt. Wer das gerne lesen will, wird von den Berliner Medien ausreichend bedient:

Und noch ein Nachtrag: Aus dieser sportlichen Krise (nennen wir es wirklich einmal beim Namen) kommen wir alle nur gemeinsam heraus. Denn ansonsten wäre es eine wirkliche Krise von Union. Also falls irgendwer schon Banner gemalt hat mit dem Text „Fischer, wie lange noch?“ oder so ähnlich, bleibt zu Hause und gebt die Karten denjenigen, die mit voller Wucht die Mannschaft supporten und keine anderen Themen aufmachen. Da hätte ich wirklich wenig Verständnis für und müsste mich fragen, wo diejenigen beim Fantreffen mit Trainer und Manager vor ein paar Tagen waren.

Podcasts zum Stuttgart-Spiel

Wer etwas über das Spiel hören will, kann sich die neue Episode von Taktik&Suff anhören. Vor dem Spiel war Nadine aus unserem Podcast-Team bei Rund um den Brustring zu Gast. Bei uns wird es mit einer Episode nach dem Stuttgart-Spiel zeitlich schwierig. Vielleicht ist es für uns alle besser, lieber einmal schnell Luft für Dienstagabend gegen Neapel zu holen. Wir geben auf Bluesky und Instagram aber auf jeden Fall Bescheid, wenn wir doch aufnehmen.

Unions Frauen spielen gegen Magdeburg

Heute um 14 Uhr ist Anpfiff der Partie des Teams von Trainerin Ailien Poese gegen Magdeburg. Wer das Gegenteil von sportlicher Krise sehen will, sollte zum Fritz-Lesch-Sportplatz fahren. Über die bisherige Bilanz ohne einen Punktverlust schreibt die Morgenpost (Bezahlartikel).

Und sonst so?

Die A-Junioren gewinnen in der Bundesliga 4:0 bei Werder Bremen (Spielbericht). Die B-Junioren verlieren zu Hause 0:2 gegen Cottbus (Spielbericht).

U19-Co-Trainerin Marie-Luise Eta und Trainer Marco Grote kommen in diesem Film der Uefa zum Coach Development Programme for Women zu Wort.

Und noch ein wichtiger Hinweis für das Spiel am Dienstag: Kommt rechtzeitig und vor allem was den Unterrang betrifft, lest bitte genau die Hinweise von Union! Und wer keine Karte für den Unterrang hat, sollte das respektieren und nicht versuchen, einen Weg dorthin zu finden. Da geht es zum einen um die Sicherheit aller, die dort sind. Aber es geht auch um empfindliche Strafen und Auflagen, die dem Verein sonst drohen können.

Mir hat ein englischer Student geschrieben, der eine kleine Umfrage zu Union für eine Uni-Arbeit macht. Wer Englisch spricht, kann gerne die 6 Fragen beantworten.

Und die Fan- und Mitgliederabteilung macht wie immer die Umfrage zum Spiel. Beteiligt euch gerne. Mir stoßen aktuell vor allem die Becherwürfe auf. Einerseits die auf Serhou Guirassy (ja, sein Jubel vor dem Block war provokant und über die Maßen unsportlich, aber das rechtfertigt kein Werfen von Bechern über den Zaun). Aber ich habe auch zwei Würfe von leeren Becher einfach nach unten Richtung der anderen Stehplätze gesehen und bin davon über die Maßen irritiert. Einem Werfer habe ich das auch deutlich mitgeteilt, der erklären wollte, er hätte den Becher ja nur Richtung Gang unten geworfen und niemanden getroffen. Mir ist nicht klar, warum man das überhaupt macht. Und ich habe von dem Werfer auch keinen Grund erfahren. Lasst den leeren Becher halt stehen. Dann sammeln ihn irgendwelche Kids ein. Aber werfen?

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