Das ist der Chelsea Women FC | OneFootball

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VfL Wolfsburg

·15. Dezember 2021

Das ist der Chelsea Women FC

Artikelbild:Das ist der Chelsea Women FC

Die englische Spitzenmannschaft im Porträt vor dem entscheidenden UWCL-Gruppenspiel.

Mehr Endspiel am letzten Gruppen-Spieltag der UEFA Women’s Champions League geht kaum: Zwar könnten die Wölfinnen theoretisch auch durch ein Unentschieden gegen Chelsea Women FC das Viertelfinale erreichen – bei einer zeitgleichen Niederlage von Juventus Turin gegen Servette FCCF. Mit Blick auf die bisherigen Resultate keine realistische Option. Heißt im Klartext: Nur ein Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen den britischen Gruppenkopf lässt die Wölfinnen in Europa überwintern und stürzt die Londonerinnen zeitgleich in ein Tal der Tränen. Eine gute Gelegenheit, einen der Giganten des europäischen Frauenfußballs genauer unter die Lupe zu nehmen.


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Chelsea Ladies Football Club

Das Verlangen einiger Anhänger des FC Chelsea nach einer Frauenmannschaft führte im Jahr 1992 zur Gründung des Chelsea Ladies Football Club. 2004, also zwölf Jahre später, entschieden sich die Chelsea Ladies in einer Abstimmung, künftig ihre Heimat und damit auch die Finanzierung unter dem Dach des FC Chelsea zu beziehen. Im selben Jahr stieg der Verein aus der „Southern Division“ in die Premier League National Division auf, die damals die höchste englische Spielklasse war. Bevor zur Saison 2010/2011 die FA Women’s Super League gegründet wurde, erreichten die Londonerinnen 2009 und 2010 in der Liga zweimal den dritten Platz. Zu dieser Zeit kam es in Folge von Budgetkürzungen zu einem bemerkenswerten Vorgang: Die Lücken im Etat fing eine Gruppe von Chelsea-Spielern um den ehemaligen Kapitän der „Blues“, John Terry, auf. Terry wurde im Anschluss, noch in seiner Zeit als Nationalspieler und Club-Kapitän, Präsident der Chelsea-Frauen. Als eines der acht Gründungsmitglieder der Super League belegte die damals noch semi-professionell arbeitende Mannschaft zuerst Plätze im hinteren Drittel der Liga. 2011 und 2012 kam man als Sechster ins Ziel, 2013 gar nur als Siebter. Seit Juli 2012 ist Emma Hayes die starke Frau an der Seitenlinie im Südwesten Londons. Unter ihrer Regie und immer professionelleren Bedingungen gelang mit der Saison 2013/14 der Wandel zur Spitzenmannschaft. Seitdem stehen für die Blues in der Liga einzig Platzierungen unter den besten Drei zu Buche.

Titelsammler und Deutschland-Schreck

Der große Wurf in Form des ersten Liga-Titels gelang den Londonerinnen im Sommer 2015. Die mittlerweile unter Profibedingungen arbeitenden und zusätzlich noch punktuell verstärkten Chelsea-Frauen konnten sich nach einem 4:0-Erfolg über Sunderland zum Meister krönen. Zwei Monate zuvor gewann die Mannschaft von Hayes außerdem den FA Cup, was das erste Double der Vereinsgeschichte perfekt machte. Auch im Jahr 2017 gab es eigentlich kein Vorbeikommen an Chelsea. Da jedoch die Spielzeit aufgrund einer Anpassung an die anderen europäischen Top-Ligen im verkürzten Modus ausgetragen wurde, konnten die Verantwortlichen ihren Spitzenplatz am Ende der Saison nicht als offizielle Meisterschaft verbuchen. Dies sollte dann aber ein Jahr später der Fall sein und so ging 2018 die Meisterschaft auch laut Briefbogen nach Kingsmeadow. Seit Mai 2018 laufen die Spielerinnen mit dem Löwen im Wappen unter dem Namen Chelsea Women FC auf. Dass die Londonerinnen scheinbar ein Faible für komplizierte Spielzeiten haben, bewiesen sie 2019/2020 endgültig: Die aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochene Spielzeit endete mit einem Quoten-Meister und den besten Punkt-pro-Spiel-Schnitt hatten die Chelsea-Frauen. Vergangene Saison lief auch in England wieder alles geordnet ab und auch die Tabellenkonstellation zeigte im Mai dieses Jahres ein mittlerweile vertrautes Bild: Der Chelsea Women FC grüßte von ganz oben. Hinzu kommen zwei weitere FA Cups 2018 und 2021. Den jüngsten Titel gewann Chelsea auf Grund einer pandemiebedingten Verschiebung erst in diesem Dezember mit 4:0 gegen Arsenal. Das Trophäen-Kabinett schmücken zudem zwei WSL-Ligapokale 2020 und 2021 sowie ein Super Cup 2020. Nur auf dem Pokal der UCWL durften die Londonerinnen bisher nicht ihren Namen eingravieren. Aber auch hier sind die Ambitionen auf der Insel vorhanden, wie die deutschen Mannschaften letztes Jahr zu ihrem Leidwesen erfahren mussten.  Nach zwei Halbfinalteilnahmen 2018 und 2019, bei der auch einmal der VfL Wolfsburg Endstation war, schaltete man vergangene Spielzeit zunächst den VfL aus und auch der FC Bayern München musste im Halbfinale dran glauben. Im Finale angekommen, war der FC Barcelona bei der 0:4-Niederlage jedoch unschlagbar.

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Topstars überall

Die Aufstellung des Chelsea Women FC liest sich wie eine Weltauswahl des Frauenfußballs. Im Tor hält seit 2019 Ann-Kathrin Berger die deutsche Fahne hoch. Die sowohl im letzten Jahr und auch aktuell als weltbeste Torhüterin nominierte 31-Jährige ist seit ihrem Wechsel vom Birmingham FC absolute Stammkraft. Sie dirigiert eine Defensive, die mit großen Namen aufwartet: Spielführerin Magdalena Eriksson steht in der Auswahl der besten 13 Spielerinnen der Welt. Sie wird flankiert von den englischen Nationalspielerinnen Millie Bright und Jess Carter. Im Mittelfeld zieht mit Melanie Leupolz eine hierzulande bestens Bekannte die Fäden. Auch sie kann sich über Mitspielerinnen aller erster Güteklasse freuen. Südkoreanerin So-yun Ji ist als Weltfußballerin nominiert, Chelsea-Eigengewächs Erin Cuthbert schottische Nationalspielerin, Sophie Ingle läuft für Wales auf und Jessie Fleming für Olympia-Sieger Kanada. Trotz all dieser Qualität ist die Offensive das Prunkstück der Kickerinnen von der Themse. Die zweimalige von der UEFA ausgezeichnete Fußballerin des Jahres Pernille Harder ist in Wolfsburg wohl jedem ein Begriff. Sie fügt sich seit ihrem Wechsel nahtlos in die Star-Offensive der Blues ein. Sturmführerin Samantha Kerr gilt als eine der besten Fußballerinnen der Welt und ist wie Harder auch dieses Jahr als FIFA-Weltfußballerin nominiert. Seit ihrem Sprung über den großen Teich erzielte die Torschützenkönigin von 2021 in 61 Spielen 44 Tore. Das Offensiv-Trio komplettiert Francesca Kirby, die seit ihrem Wechsel im Jahr 2015 schon 81 Tore beisteuerte.

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Der Favorit strauchelte schon

Anders als die übrigen Gruppengegner der Wölfinnen konnte die Mannschaft von Hayes auf eine Tour durch Europa im Sommer dieses Jahres verzichten. Als englischer Meister war der Chelsea Women FC einer der vier direkt qualifizierten Gruppenköpfe. Nach der Auslosung sollte die Champions League gleich mit dem Aufeinandertreffen gegen den alten Rivalen aus Wolfsburg starten. Bis auf die Champions-League-Spielzeit 2018/2019 trafen die Wölfinnen und die Blues seit 2015 jedes Jahr aufeinander. Dreimal hatten die Grün-Weißen das bessere Ende für sich, bis letztes Jahr die Kickerinnen von der Insel den VfL aus dem Wettbewerb warfen. Und auch beim Auswärtsspiel in London sah es anfangs so aus, als ob sich mittlerweile die Kräfteverhältnisse endgültig zu Gunsten der Insulanerinnen verschoben hätten. Doch nachdem Tabea Waßmuth die frühe Führung von Kerr schnell wieder ausglich, ging der VfL sogar mit 3:1 in Führung, ehe Chelsea in Person von Bethany England und dem Tor von Harder in der Nachspielzeit ebenfalls zurückschlagen konnten. Es folgten ein mühsamer 2:1-Auswärtssieg in Turin, bei dem abermals Harder die Entscheidung besorgte und ein ebenso standesgemäßer wie souveräner 7:0-Auswärtserfolg gegen Servette FCCF. Beim Heimspiel gegen die Genferinnen taten sich die Blues dagegen ungleich schwerer. Nach 90 Minuten sorgte einzig das Tor von Kerr dafür, dass die drei Punkte im Kingsmeadow blieben. Nur ein Punkt sollte beim 0:0 gegen schwierig zu bespielende Turinerinnen herausspringen. Mit diesem Ergebnis ist in Gruppe A weiter alles offen: Gewinnt der VfL mit zwei Toren Unterschied, ist er sicher als Gruppenerster weiter. Wenn zeitgleich Turin nicht gegen Genf gewinnt, ist auch Chelsea als Gruppenzweiter in der nächsten Runde. Gewinnen die Italienerinnen aber, ist die Gruppenphase für die Blues schon beendet. Holen die Londonerinnen im AOK Stadion aber mindestens einen Punkt, sind sie sicher als Gruppenerster weiter. Dieser eine Punkt würde den Grün-Weißen nur genügen, wenn Servette überraschend Turin schlägt.

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FC Chelsea von 1905

  • Geschichte des Hauptvereins: Im Jahr 1896 kauften „Gus“ und Joseph Mars ein Grundstück an der Stamford Bridge, um dort ein Stadion für Fußballspiele zu bauen. Da man sich mit mehreren Vereinen, darunter der FC Fulham, nicht über die Miete einigen konnte, wurde kurzerhand der FC Chelsea gegründet, um die Anlage zu nutzen. In seiner Anfangszeit sorgte der FC Chelsea schnell für Schlagzeilen. Erst waren die Blues der erste Verein, der ohne je ein Spiel absolviert zu haben, in die zweite Liga eingruppiert wurde, dann wurden aufgrund von Spielertransfers Chelseas in der Endphase einer Spielzeit feste Transferzeiten eingeführt. Titeltechnisch erfolgreich war man im Südwesten Londons aber nicht. Am nächsten kam man einer Trophäe noch im Halbfinale des FA Cups 1932. Erst 1955 holte man unter Trainer Ted Drake völlig überraschend die erste Meisterschaft. Doch der Erfolg sollte eine Eintagsfliege sein, 1961 mussten die Blues gar den bitteren Gang in Liga zwei antreten. Nachdem dieser Makel schnell wieder korrigiert wurde, gewann man 1970 erstmals den FA Cup und qualifizierte sich so für den Europapokal der Pokalsieger, den man sogar im Finale gegen Real Madrid gewinnen konnte. Doch auch auf dieses Hoch folgte die nächste Krise und der Verein spielte lange in der Championship. Erst Ende der 90er Jahre konnte sich der CFC langsam, aber sicher in der Spitzengruppe der Liga festsetzen und einen FA Cup und einen Europapokal der Pokalsieger erringen. Untrennbar mit dem aktuellen Erfolg der Fußballer von der Stamford Bridge ist der Name Roman Abramowitsch verbunden: 2003 stellte der russische Milliardär den zuvor finanziell angeschlagenen Hauptstädtern als neuer Eigentümer „unbegrenzte Mittel zur Verfügung.“ Der Lohn war der endgültige Aufstieg zur europäischen Spitzenmannschaft, fünf nationale Meisterschaften und Pokalsiege sowie zwei Champions-League- und Europa-League-Titel seit 2005.
  • Erzrivalen: Leeds United, Arsenal London, Tottenham Hotspurs.
  • Fans und Hymne: Laut eigenen Angaben hat der FC Chelsea vier Millionen Anhänger im ganzen Vereinigten Königreich. Vor Pandemiezeiten kamen im Schnitt über 40.000 Zuschauer an die Stamford Bridge, damit lag der CFC ligaweit auf Platz fünf. In den 70er und 80er Jahren hatten die Blues Probleme mit rechtsradikalen Hooligans. „Blue is the colour“, die Hymne des FC Chelsea, ist eines der bekanntesten Fußballlieder und mit seiner eingängigen Melodie ein echter Ohrwurm. Ein Fangesang ist zudem nach dem Stangengemüse Sellerie oder eben Celery benannt. Diesen warfen die Fans bis 2007 bei Heimspielen auf den Rasen, bis die Vereinsführung dies unterband.
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  1. Bekannte ehemalige Spieler: Ruud Gullit, Michael Ballack, Hernan Crespo, Kevin de Bruyne, Didier Drogba, Samuel Eto’o, Jimmy Floyd Hasselbaink, Claude Makelele, Andrij Shewtschenko, Frank Lampard.

Interessante Details

  1. Farben und Spitzname: blau/weiß/gelb (Heimtrikot), gelb/schwarz (Auswärtstrikot) / The Blues/The Seniors.
  2. Wappen: Im Laufe der Jahre hat sich das Wappen des FC Chelsea stark gewandelt. Zu Beginn zeigte es einen „Chelsea Pensioner“ (ein im Krieg verwundeter Soldat, der seinen Lebensabend im „Royal Hospital Chelsea“ verbringt), umrahmt vom Schriftzug Chelsea Football Club. Erst 1952 kam zum ersten Mal der blaue Löwe mit Stab ins Spiel. Von 1986 bis 2005 wurde der Löwe in Gelb und in gänzlich andere Pose, zusammen mit den weißen Buchstaben CFC, dargestellt. Erst zum 100-jährigen Jubiläum orientierte man sich wieder an die Version von 1952.
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  • Stadion: Die Frauen des FC Chelsea tragen ihre Heimspiele im 4.850 Zuschauer fassenden Kingsmeadow aus.
  • Trainer: An der Seitenlinie steht seit 2012 Emma Hayes. Die „ewige“ Emma ist dabei eine der Konstanten auf der Reise des semi-professionellen Chelsea Women FC hin zum Schwergewicht des internationalen Frauenfußballs.
  • Stadt: London ist eine der Metropolen Europas. Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs hat knapp neun Millionen Einwohner und geht auf eine römische Siedlung zurück. Bereits im Mittelalter war die Stadt an der Themse ein bedeutender Handelsplatz, durch die Industrialisierung wurde dieser Status noch einmal verstärkt. Heute ist der Sitz des britischen Königshauses eines der Kultur-, Finanz- und Bildungszentren Europas und mit 801 Milliarden Euro BIP die größte städtische Wirtschaft des Kontinents.
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