90PLUS
·17. April 2021
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·17. April 2021
Vorschau | Athletic Bilbao hat die Copa del Rey bereits 23 Mal gewonnen, der FC Barcelona sogar 30 Mal. Damit sind sie die beiden erfolgreichsten Clubs der Copa del Rey Geschichte. Außerdem treffen diese beiden Mannschaften bereits zum siebten Mal im Finale dieses Wettbewerbs aufeinander, keine Paarung hat es häufiger gegeben. Das Duell am Samstag ist folglich das Copa del Rey Finale schlechthin.
Anpfiff der Partie ist am Samstag, 21:30 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).
Es ist gerade einmal 15 Tage her, dass Athletic das Copa del Rey Finale de Saison 2019/20 gegen den baskischen Rivalen Real Sociedad San Sebastian mit 0:1 verlor. Ein einziges Tor von „La Real“-Kapitän Mikel Oyarzabal (23) reichte aus, um „Los Leones“ zu bezwingen. Die Mannschaft von Trainer Marcelino (55) musste zusehen, wie der ungeliebte Gegner die Trophäe in die Höhe streckte und wie Imanol Alguacil seine denkwürdige Pressekonferenz gab.
Nur vier Tage später ergab sich aber schon eine Möglichkeit zur Revanche: Das Ligaspiel gegen Real Sociedad. Doch auch diese Chance ließ Bilbao ungenutzt und musste sich mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Dadurch schrumpften die Rest-Hoffnungen auf die Europa-League-Qualifikation auf ein Minimum zusammen. Das darauf folgende 0:0 gegen den Abstiegskandidaten Alavés, der zu allem Überfluss auch noch ein Lokalrivale ist, machte alles nur noch schlimmer.
Die Stimmung rund um Athletic ist folglich nicht gerade euphorisch. Wettbewerbsübergreifend sind die Basken seit sechs Spielen bzw. über einem Monat sieglos. Doch in dieser Ausgangslage liegt auch eine Hoffnung. Das Endspiel ist für die Mannschaft das letzte große Highlight der Saison. Daneben ist es die letzte Chance auf die Teilnahme am europäischen Wettbewerb. Folglich kann jeder Spieler alles raushauen, was in ihm steckt, ohne Rücksicht auf Verluste.
Und auch die Underdog-Rolle kommt der Mannschaft von Trainer Marcelino sehr entgegen. Wie üblich, dürfte er auf das für ihn so typische 4-4-2-System vertrauen und vornehmlich auf eine gut organisierte Defensive und ein blitzartiges Umschaltspiel setzen. Mit dem schnellen Iñaki Williams (26) als Stoßstürmer und dem routinierten Raúl García (34) als Zielspieler (nicht zuletzt auch für Standards) hat er auch die passenden Spieler, um Barça, das zuletzt erhebliche Schwächen im defensiven Umschaltspiel offenbarte, richtig wehzutun. Der Kampfgeist und die Mentalität der Mannschaft sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
In Summe kommt Bilbao zwar etwas angeschlagen daher, doch womöglich liegt darin die größte Gefahr.
Nach dem knappen 1:0-Sieg über Real Valladolid im ersten Spiel nach der Länderspielpause herrschte große Erleichterung rund um den FC Barcelona. Das Spiel wurde als hart erkämpfter Arbeitssieg abgehakt, solche Siege braucht man schließlich auch, wenn man Meister werden will und mit den drei Punkten hatte man die Meisterschaft schließlich auch weiterhin in der eigenen Hand. Eigentlich alles gut, oder? – Nicht ganz.
Schon in diesem Spiel offenbarte der FC Barcelona große Probleme in der Rückwärtsbewegung. Das Gegenpressing hat nicht gut funktioniert, die Wege zurück hinter den Ball wurden nicht im höchsten Tempo gemacht und die Abwehrkette hatte im wieder Probleme damit, die richtige Höhe zu finden. Die Folge: Valladolid bekam immer wieder gute Konterchancen angeboten, nutzte sie aber nicht aus, was womöglich vor allem der fehlenden individuellen Qualität zuzuschreiben war.
Eine Woche später, im großen „Clásico“ gegen Real Madrid, folgte die Strafe allerdings auf dem Fuß, der denn FC Barcelona hatte es m Vorfeld versäumt diese Probleme zu beheben. In einer brisanten ersten Halbzeit, in der die Katalanen klar unterlegen waren, fanden die „Königlichen“ immer wieder gute Konterchancen vor. Daher konnte Barça froh sein, dass der Rückstand zur Pause nicht höher als 0:2 ausfiel.
Nach der Pause stellte Barça um, spielte fortan aus einer 4-3-3-Grundordnung, und war plötzlich besser im Spiel. Mehr als das Anschlusstor von Óscar Mingueza (21) zum 1:2 war zwar nicht drin. Ilaix Moriba (18) traf nur die Latte traf und Martin Braithwaite (29) bekam keinen Elfmeter, doch zumindest der Trend stimmte. Eine ähnliche Entwicklung konnte man schon im Spiel gegen Valladolid beobachten. Auch da brauchte es die Umstellung auf die 4-3-3-Grundordnung, um noch mehr Druck auszuüben. Dieses Learning kann Trainer Ronald Koeman (58) also aus den jüngsten beiden Spielen ziehen, die Meisterschaft hat seine Mannschaft aber nicht mehr in der eigenen Hand.
Im Pokal sieht das anders aus und deshalb deutet sich an, dass Koeman gegen Bilbao vielleicht sogar von Beginn an auf diese Grundordnung setzt. Damit würde auch ein Platz für Antoine Griezmann (29) frei werden, der anstelle von Sergiño Dest (20) in die Startelf rücken könnte. De Jong bliebe in diesem Fall im Mittelfeld, was auch vor dem Hintergrund Sinn ergibt, dass Abwehrchef Gerard Piqué (34) nach ausgestandener Verletzung in die erste Elf zurückkehren könnte. In diesem Fall wären de Jong Qualitäten im Ballvortrag zumindest in der ersten Linie weniger gefragt, sodass er nach vorne rücken könnte.
Gegen die Auflösung der Dreierkette spricht allerdings, dass Athletic typischerweise auf eine Doppelspitze setzt. Die Dreierkette würde somit eine numerische Überzahl, sowie die Möglichkeit Mingueza ins Zentrum zu ziehen, um Williams‘ Tempo zu begegnen, mit sich bringen. Wie auch immer sich Koeman entscheidet, die Verbesserung des Gegenpressings, der Restverteidigung bzw. der Konterabsicherung und vor allem auch der Staffelung (gegen Real standen oftmals alle drei Innenverteidiger viel zu hoch) wird entscheidend sein, um nicht wieder über die gleichen Fallstricke zu stolpern.
Der FC Barcelona geht als Favorit in dieses traditionsgeladene Duell zweier Mannschaften, die zuletzt mit großen Rückschlägen umgehen mussten. Für beide Teams geht es also durchaus auch um Wiedergutmachung. Dies bedeutet allerdings auch, dass beide Teams nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen werden.
Zu erwarten ist daher ein intensives, umkämpftes Spiel, in dem beide die Balance zwischen Sicherheit und Mut zum Risiko suchen werden. Einiges spricht dafür, dass am Ende die individuelle Qualität den Unterschied machen wird, was wiederum eher den Katalanen entgegenkommt.
Athletic Club: Unai Simón – De Marcos, Yeray, Íñigo Martínez, Yuri Berchiche – Berenguer, Vencedor, Dani García, Muniain – Williams, Raúl García
FC Barcelona: Ter Stegen – Mingueza, Piqué, Lenglet, Jordi Alba – Frenkie de Jong, Busquets, Pedri – Dembélé, Messi, Griezmann
(Bagu Blanco/imago)