Darum ist Weghorst kein schlechter Scherz, sondern der ideale Ronaldo-Erbe | OneFootball

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Matti Peters·14. Januar 2023

Darum ist Weghorst kein schlechter Scherz, sondern der ideale Ronaldo-Erbe

Artikelbild:Darum ist Weghorst kein schlechter Scherz, sondern der ideale Ronaldo-Erbe

Nach der Trennung von Cristiano Ronaldo wurden bei Manchester United einige große Namen gehandelt. Nun tritt einer das Erbe von CR7 an, den keiner so richtig auf dem Schirm hatte. Auch weil er in der Premier League bereits als Stürmer-Flop abgestempelt wurde.

Wout Weghorst war ganz sicher nicht der Name, den die Anhänger der Red Devils im Kopf hatten, als sich der Klub auf die Suche nach dem Ronaldo-Ersatz gemacht hat. Um das zu behaupten, braucht man nur ein kurzes Stimmungsbild auf Twitter einzuholen. Wer will es ihnen auch verübeln? In den Medien wurden Cody Gakpo, Victor Osimhen, João Félix oder auch Portugals WM-Überraschung Gonçalo Ramos bei United gehandelt.


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Gakpo? Gab United einen Korb und schloss sich Liverpool an. Félix? Folgte dem Lockruf von Chelsea. Osimhen? War zumindest kurzfristig im Winter keine Option, auch weil Neapel direkt abblockte. Ramos? Sprach Benfica seine Treue aus. Und jetzt kommt mit Wout Weghorst ein Stürmer, der in 20 Premier-League-Partien für Absteiger Burnley in der Vorsaison magere zwei Tore erzielte und dann an Beşiktaş in die Süper Lig verliehen wurde?

Nicht nur United-Fans fallen bei dem Gedanken offenbar vom Glauben ab, auch Ex-Profi und Niederlandes Rekordnationalspieler Wesley Sneijder nahm erste Berichte über einen möglichen Deal mit großer Verwunderung auf.

„Das muss ein schlechter Scherz sein. Ist er wirklich der Stürmer, den Manchester United braucht? Ich denke nicht, dass dies der Fall ist. In der Premier League gibt es 300 Stürmer wie ihn. Das muss wirklich ein Witz sein, das kann nicht stimmen“

Doch Manchester-Coach Erik ten Hag ist nicht zu Scherzen aufgelegt, wenn es um die Transferpolitik des Klubs geht. Erst kürzlich kritisierte er sogar einige Deals seiner Vorgänger. Er setzt bei seinen Transfers vor allem auf starke Charaktere. Spieler, die für ihren Verein brennen und das eigene Ego hinten anstellen.

Mit Wout Weghorst hat er definitiv einen Charakter gefunden. Immerhin scheint dieser selbst beim sonst so introvertierten Lionel Messi einen Nerv getroffen zu haben. Damit hat er auch eine mittlerweile schon ikonische Reaktion während eines TV-Interviews bei der Weltmeisterschaft provoziert.

Später auf diese Szene angesprochen reagierte der Niederländer lässig: „Ich sehe es als schönes Kompliment, dass er jetzt meinen Namen kennt. Dann habe ich etwas richtig gemacht“, so Weghorst gegenüber ‚De Telegraaf‘.

Weghorst rückt seinen Gegenspielern aber nicht nur emotional auf die Pelle. Auch auf dem Platz terrorisiert er Abwehrreihen mit seinem unermüdlichen Anlaufverhalten. Schon zu seiner Zeit beim VfL Wolfsburg war er neben seinem Torriecher auch für seine Laufstärke und seine Pressing-Qualitäten bekannt.

In der halben Saison beim FC Burnley war er aufgrund seiner Torausbeute schnell als Stürmer-Flop verschrien. Was viele aber sehr wahrscheinlich nicht wissen, ist die Tatsache, dass er mit 48,7 Pressing-Aktionen pro 90 Minuten den Spitzenwert der Premier League stellte. Das macht ihn zum idealen Spieler für das System von Manchester United unter Erik ten Hag, welches von hohen Pressinglinien, viel Ballbesitz, Spielkontrolle und explosiven Flügelspiel und somit auch zahlreichen Abschlusssituationen geprägt ist.

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Weghorst ist wohl einer der untypischsten niederländischen Fußballer seiner Generation. Er passt nicht in die Blaupause der berühmten Oranje-Schule. Der 1,97m-Hüne entspricht ganz und gar nicht dem Cruyff-Ideal. Er ist nicht der elegante Techniker oder kommt über sein Tempo.

Er ist ein perfekter Wandspieler mit gut ausgeprägtem Torinstinkt. Glanz und Gloria weichen bei ihm Entschlossenheit und Einsatzbereitschaft. Weghorst ist ein Arbeitsbiest, das mit seiner Einstellung Mitspieler täglich zweifeln lässt, ob sie denn genug investieren und hebt damit automatisch das Trainingsniveau an. Extraschichten zu schieben ist für ihn das, was für andere der wohlverdiente Wochenendausflug ins Spa ist.

Das sind vermutlich auch die Argumente, die Weghorst bei ten Hag auf den Plan gerufen haben. Schon zu Ajax-Zeiten hat der Trainerfuchs gute Erfahrung mit einem solchen Spielertyp gemacht. Sébastien Haller funktionierte in Amsterdam auch deshalb so gut, weil ten Hag ein gutes Händchen dafür hat, die Stärken seiner Spieler effektiv einzusetzen und sie in die Postionen zu bringen, in denen sie der Mannschaft am besten helfen können.

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Ob er Weghorst bei United wie beispielsweise Bondscoach Louis van Gaal bei der WM als Turm in der Schlacht einsetzt, als Rollenspieler von der Bank oder als Pressingwaffe gegen bestimmte Teams bringt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Mit der niederländischen Kante hat United aber eben einen starken Charakter verpflichtet, der sich zur Not auch auf die Bank setzt und auf seine Chance wartet und nicht wie Ronaldo noch vor Abpfiff die Heimreise antritt.

Und selbst wenn Wout Weghorst bei seinem zweiten Anlauf in England floppen sollte, dann war er in gewisser Weise ebenfalls ein würdiger Ronaldo-Vertreter.