Copa Libertadores Finale 2021 – Palmeiras vs. Flamengo in der Vorschau | OneFootball

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Cavanis Friseur

·26. November 2021

Copa Libertadores Finale 2021 – Palmeiras vs. Flamengo in der Vorschau

Artikelbild:Copa Libertadores Finale 2021 – Palmeiras vs. Flamengo in der Vorschau

Am 27. November 2021 steht in Montevideo das 62. Finale der Copa Libertadores an. Dabei treffen die beiden letzten Gewinner des sagenumwobenen Wettbewerbs aufeinander: Flamengo aus Rio de Janeiro gegen Palmeiras aus São Paulo.

Dies ist der vorläufige Höhepunkt der brasilianischen Dominanz im südamerikanischen Vereinsfußball. Denn auch eine Stufe niedriger, in der Copa Sudamericana, trafen vergangenen Samstag mit Athletico Paranaense und Red Bull Bragantino (1:0) zwei brasilianische Vereine im Finale (ebenfalls in Montevideo) aufeinander – brasilianische Wochen in der Hauptstadt Uruguays.


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Wer aber sind die beiden Finalisten der Copa Libertadores 2021? Ein Überblick über Trainer, Kader und Spielweise.

Unsere Vorschau für das Copa Libertadores Finale 2021!

Palmeiras: Zweite Libertadores in 2021?

Der Titelverteidiger steht letztlich etwas überraschend erneut im Finale der Copa Libertadores. Zu Beginn des Wettbewerbs im April als Mitfavorit gestartet, waren schwankende Leistungen in der Liga der Grund, weshalb Halbfinalgegner Atlético Mineiro, der wiederum die heimischen Série A souverän anführt, der Favorit in den zwei Spielen im September war.

Nach dem 0:0 im Hinspiel, genügte der Auswärtstreffer zum 1:1 in Belo Horizonte für den erneuten Finaleinzug. Palmeiras darf man eben nie abschreiben.

Der brasilianische Rekordmeister (12 Titel) hat insgesamt zwei Mal die Copa Libertadores gewonnen. Die Titelverteidigung, die letztmals den Boca Juniors in den Jahren 2000 und 2001 gelang, wäre historisch. Die einzigen brasilianischen Vereine, die dieses Kunstwerk bewerkstelligten, waren mit dem FC Santos (1962 und 1963) und dem FC São Paulo (1992 und 1993) ausgerechnet zwei große Stadtrivalen.

Palmeiras’-Coach: Abel Fernando Moreira Ferreira

Abel Ferreira heißt der Mann, der seit November letzten Jahres an der Seitenlinie der Alviverde steht. Seine vorherigen Stationen waren der SC Braga in seiner portugiesischen Heimat und PAOK Saloniki in Griechenland.

Der Fußball, den der 42-Jährige spielen lässt, ist sehr ambivalent. In der Regel traut sich Palmeiras nur gegen defensiv eingestellte und auf dem Papier deutlich schwächere Gegner, schönen, kreativen und ansehnlichen Fußball zu spielen.

Geht es gegen offensiv und individuell starke Mannschaften wie Flamengo, entspricht der Stil definitiv nicht der brasilianischen Idealvorstellung des Joga Bonito – des schönen Spiels. Die Spielidee besteht grundlegend aus taktischer Disziplin, mannschaftlicher Geschlossenheit sowie schnellen und äußerst gefährlichen Kontern.

Die für den neutralen Zuschauer dann oftmals unaufregende und eher destruktive Spielweise erzürnt die brasilianischen Medien regelrecht. Der emotionale Ferreira ist daher alles andere als ein Liebling der Medien. Die unharmonische Beziehung beruht allerdings auf Gegenseitigkeit.

Bei Ferreiras emotionalen Jubel beim Ausgleichstreffer im Halbfinale ging sein Blick mit weit aufgerissenen Augen gezielt in Richtung der Kameras. Der Portugiese wurde von seinen Assistenten zurückgehalten. So zeigte der Gefühlsausbruch ihres Chefs, welcher enorme Druck beim Tor von Dudu von dessen Schultern fiel.

Auch wenn die Spielweise sicherlich auch die neue Präsidentin von Palmeiras, Leila Pereira, eher Zähne knirschend zurücklässt, geben Ferreira die Resultate insgesamt Recht. Eine Verlängerung des noch bis zum 30. Juni 2022 laufenden Vertrages scheint immer wahrscheinlicher.

Die Fans wiederum sind aufgrund der Vielzahl von enttäuschenden Leistungen und Ergebnissen in der Liga nervös. Vor rund zwei Monaten beschmierten die Anhänger von Palmeiras nach der 1:3-Niederlage gegen Flamengo die Verkaufshäuschen vor dem eigenen Stadion mit Parolen, die den Unmut über die Art, wie Ferreira spielen lässt, kundtaten – auf vielen Ebenen also eine Art Hass-Liebe.

Palmeiras in der Analyse: Kader und System

Eine große Stärke von Palmeiras ist die Unberechenbarkeit. Der Taktikfuchs Ferreira wechselt sein System je nach Gegner und Spielermaterial wahlweise zwischen einem 4-2-3-1 mit klassischem Zehner, einem modernen 3-5-2 oder der faktisch offensivsten Variante, dem 4-1-4-1. Auch während des Spiels weiß der Portugiese sein Team effektiv umzustellen.

Die Mannschaft kennt alle Systeme gut und weiß ganz genau, was der Trainer von ihnen verlangt. Das Kadergerüst konnte außerdem im Vergleich zur vorhergehenden Libertadores-Sieger-Saison zusammengehalten werden.

Die Defensive von Palmeiras ist gespickt mit einigen äußerst interessanten Spielern wie Torhüter Weverton, der Anfang September sein Debüt in der Seleção geben durfte. Der Torwart gibt dem gesamten Team eine wichtige Grundsicherheit. Zusätzlich leitet der 33-Jährige mit seinen weiten und schnellen Abwürfen und Abstößen regelmäßig gefährliche Kontersituationen ein.

Die Innenverteidigung besteht in der Regel aus Paraguays Nationalmannschafts-Kapitän Gustavo Gómez, der vor ein paar Jahren bei AC Mailand unter Vertrag stand, sowie dem Brasilianer Luan. Anfällig sind beide bei schnellen Kombinationen des Gegners.

Sowohl Sprintgeschwindigkeit als auch Reaktionsschnelligkeit sind zwei große Schwächen des Abwehrduos. Hinzu kommen kleine individuelle Fehler, die vermehrt zu Beginn der Saison einige Punkte kosteten.

Der dritte Nationalspieler im Defensivverbund ist der junge Uruguayer Joaquín Piquerez, der seinen Landsmann Matías Viña, der im Sommer zur AS Roma wechselte, als Linksverteidiger im 4-2-3-1 respektive als linker Schienenspieler im 3-5-2 nachfolgte.

Sein Pendant auf der rechten Seite, Marcos Rocha, zeigte beim letzten Aufeinandertreffen mit Flamengo Mitte September, dass er auch im Finalspiel die große Schwachstelle sein könnte. Ein ums andere Mal überlief und überspielte die Offensive von Fla den Rechtsverteidiger. Auf seine Performance wird es im Endspiel angekommen.

Eventuell gibt Ferreira aber auch Olympia-Sieger und Toptalent Gabriel Menino die Chance von Beginn an, wenngleich der 21-Jährige eher die offensivere und somit riskantere Variante darstellt.

Vor der Abwehr spielt oft, anders als in der letzten Saison und im Copa Libertadores Finale zuvor, Ex-Europa-Legionär Felipe Melo. Der Kapitän ist zusammen mit Gómez der Leader und wichtigste Mentalitätsspieler seiner Mannschaft. Gerade für ein Endspiel können diese Qualitäten den Unterschied machen.

Die fehlende Geschwindigkeit des inzwischen 38-jährigen Melos nimmt Ferreira bisweilen in Kauf. Die jüngere Variante ist der 28-jährige Zé Rafael, der Melo in seinem Spielstil ähnelt, allerdings ob seines niedrigeren Alters wesentlich mehr Kilometer abspulen kann.

Das Angriffsspiel von Palmeiras gestaltet der 26-jährige Raphael Veiga. Der Linksfuß ist Dreh- und Angelpunkt sowohl bei schnellen Kontern als auch beim Kombinationsspiel in der gegnerischen Hälfte. Sein Ersatz im zentralen offensiven Mittelfeld ist der ein Jahr ältere Gustavo Scarpa, der in der Liga der Topscorer des Klubs ist.

Technisch und spielerisch ist Scarpa sogar noch besser als Veiga, schafft es aber seit jeher nicht, seine große Qualität konstant abzurufen. In der Startelf spielen Veiga und Scarpa nur gegen defensiv eingestellt Mannschaften zusammen – wohl also nicht im Finale gegen Flamengo?

Da Gustavo Scarpa allerdings auch auf außen spielen kann und zuletzt regelmäßig zusammen mit Veiga auflief, bleibt die Hoffnung einer gemeinsamen Startelfnominierung bestehen. So oder so, allein um einen Ballkünstler wie Veiga und/oder Scarpa sehen zu können, lohnt es sich das Finale genau zu verfolgen.

Das Bindeglied des zentralen Mittelfelds, das im Prinzip zwischen Veiga und Melo arbeitet, ist der 20-jährige Danilo. Das große Talent von Palmeiras strahlt schon in seinen jungen Jahren eine enorme Sicherheit und ein gesundes Selbstbewusstsein aus. Als Ballverteiler ist der Mann aus Salvador mittlerweile in jedem Spielsystem fast unersetzlich.

Dessen Ersatz Patrick de Paula zeigt auf dem Platz noch zu oft Nerven und wirkt nach einem starken Saisonstart in den letzten Monaten gehemmt. Besonders in einem Finale kann dies zu einer Gefahr werden, weshalb, trotz des zweifelsfrei großen Potentials, selbst ein Kurzeinsatz von Patrick in Montevideo eher fraglich ist.

Auch auf den Außenstürmer-Positionen tummeln sich einige tolle Fußballer. Halbfinaltorschütze Dudu kam im Juli von seiner Leihe aus Katar zurück und benötigte dementsprechend etwas Zeit bis er sich in die erste Elf spielen konnte. Seit Ende August hat er sich aber als erste Wahl für eine der beiden offensiven Außenbahnen etabliert.

Der nur 1,66 Meter große Linksfuß hat die größte Arbeitsrate im offensiven Bereich und ackert auch über die 90 Minuten hinaus um jeden Zentimeter Raumgewinn – sei es durch Dribblings, Sprints oder Flankenläufe. Die Eigenschaften von Dudu passen eben perfekt zur Idee von Coach Ferreira.

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Kann sich Palmeiras gleich zum zweiten Mal in 2021 zum besten Team in Südamerika krönen? (© Getty Images)

Der schnelle Wesley spielt einen Großteil der Saison auf der anderen Flügelposition (Dudu i.d.R. links, Wesley rechts – während des Spiels aber insgesamt sehr variabel). Seit Wesleys Rotsperre Mitte Oktober hat Ferreira jedoch etwas umgestellt. Stürmer Rony rückt seitdem öfter von der Sturmzentrale nach Rechtsaußen, wo er seine Schnelligkeit noch besser ausspielen kann. Wesley bleibt seitdem nur die Bank.

Eine weitere Alternative ist das meist-gehypte Talent von Palmeiras: Gabriel Veron. Zu Saisonbeginn fand sich der U17-Weltmeister gar nur in der U20 des Vereins wieder.

Nach einigen Kurzeinstätzen im August und September konnte er mit seiner überragenden Vorarbeit zum 1:1 im Halbfinale der Copa Libertadores ein erstes deutliches Ausrufezeichen in der 1. Mannschaft setzten. Somit ist auch im Finale mit einem Jokereinsatz des 19-jährigen Außenstürmers zu rechnen. Des Weiteren könnte auch der Finaltorschütze des letzten Endspiels, Breno Lopes, wieder für Gefahr von der Bank sorgen.

Sollte Rony also auf dem Flügel beginnen, wird mit Luiz Adriano wohl ein weiterer Ex-Europa-Legionär in der Startelf stehen. Der Mittelstürmer ist allerdings bei weitem nicht mehr so torgefährlich wie zu seiner besten Zeit in der Ukraine bei Shakthar Donezk. Gerade gegen die Topvereine des Kontinents wurde er in der jüngeren Vergangenheit komplett aus dem Spiel genommen. Nichtsdestotrotz könnten seine Erfahrung und Torinstinkt hilfreich sein.

Die Offensive von Palmeiras besteht demnach aus einer guten Mischung von feinen Technikern, Hochgeschwindigkeits-Dribblern und arbeitsliebsamen Spielern. Auch wenn ein echter Knipser fehlt, bietet der Kader genug Spieler, die potenziell einen Finaltreffer erzielen könnten. Zusätzlich stimmt die Absprache zwischen Trainerstab und Spielern – jeder kennt seine Aufgaben und ist bereit, sich für den Erfolg der Mannschaft zu opfern. Das könnte der Schlüssel sein.

Flamengo: Mit Joga Bonito zum zweiten Titel in drei Jahren?

Die Cariocas stehen völlig verdient im diesjährigen Finale der Copa Libertadores: 12 Spiele, 9 Siege, 3 Unentschieden, keine Niederlage und ein Torverhältnis von 32:12 – diese Zahlen sprechen für sich. Flamengo ist nach 1981 und 2019 bereit für den dritten Erfolg in der Copa Libertadores.

Flamengos Coach: Renato Gaúcho

Renato Portaluppi, genannt Renato Gaúcho, hat das Traineramt von Vorgänger Rogério Ceni Mitte Juli übernommen und kann eine tolle Bilanz vorweisen. Das scheint die erfolgsverwöhnten Flamengo-Anhänger aber wenig zu interessieren, da in der Liga Tabellenführer Atlético Mineiro mittlerweile so gut wie uneinholbar vorne liegt.

Nach den Niederlagen im großen Stadt-Derby von Rio de Janeiro gegen Fluminense und dem darauffolgenden Ausscheiden in der Copa do Brasil gegen Athletico Paranaense, übernahm Gaúcho die komplette Verantwortung und wollte, vor allem wegen der großen Unzufriedenheit der Fans, zurücktreten.

Die Verantwortlichen von Flamengo, Marcos Braz und Bruno Spindel lehnten den Rücktritt jedoch ab. In der Kabine teilte Gaúcho seinen Spielern die Geschehnisse mit – so berichtete „Globo Esporte“.

Scheinbar unbeeindruckt gewann Flamengo am folgenden Spieltag 1:0 gegen den Spitzenreiter aus Belo Horizonte. Die Mannschaft ist intakt und weiß es zu schätzen, dass ihr Chef sich in den Medien stets schützend vor seine Jungs stellt. Die Unruhe kommt von außen.

Renato Gaúcho genießt also das Vertrauen seiner Vorgesetzten, seiner Mitarbeiter und seiner Spieler. Der erfahrene Trainer weiß jedoch gleichzeitig um die Wichtigkeit der Fans, ohne deren Unterstützung ein Triumph unmöglich ist. 2017 gewann der Trainer schon einmal die Copa Libertadores – damals mit Grêmio aus Porto Alegre.

Flamengo in der Analyse: Kader und System

Das Spielsystem der Cariocas bleibt seit Jahren trotz wechselnden Trainern nahezu unverändert. Schon beim Copa-Libertadores-Erfolg 2019 spielte das Team im klassischem 4-2-3-1.

Ähnlich wie bei Palmeiras hat sich der Kader seit dem letzten Gewinn nur sporadisch verändert und das, obwohl der Finalsieg in Lima bereits zwei Jahre zurückliegt. Aufgrund von Verletzungssorgen ist im Finale jedoch auch eine Umstellung auf ein 4-2-2-2 denkbar – eine Formation, die Flamengo zuletzt häufiger spielte – doch der Reihe nach.

So wie Palmeiras verfügt auch Flamengo über einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Der 36-jährige Ex-Nationalspieler Diego Alves verhinderte im Halbfinale gegen Barcelona S.C. aus Guayaquil (Ecuador) mit zahlreichen grandiosen Reaktionen Gegentreffer, die das Weiterkommen verkompliziert hätten.

Nach seinem verletzungsbedingten Ausfall von vier Spielen, stand Alves eine Woche vor dem Finale im Ligaspiel gegen Internacional wieder im Tor. Fla kann also auch im Endspiel auf den wichtigen Schlussmann setzten.

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Ein Teil der großen Baustelle in der Innenverteidigung konnte indes geschlossen werden. Mit einem großen Knall verpflichtete der Verein kurz vor Transferschluss Anfang September den zuletzt vereinslosen David Luiz. Dem 34-Jährigen wurde ein frenetischer Empfang durch die leidenschaftlichen Flamengo-Anhänger bereitet.

Es dauerte nur etwa zwei weitere Wochen, bis Luiz erstmals in rot-schwarz auflaufen durfte. Trotz fehlender Spielpraxis stand er in der Startaufstellung der beiden Copa Libertadores Halbfinalspiele gegen Barcelona.

Das ging allerdings alles etwas zu schnell. Beim Rückspiel in Ecuador verletzte sich der Ex-Nationalspieler früh in der Partie und kehrte erst Anfang November zurück in den Kader. Seitdem spielt Luiz auf einem ligaweit herausragenden Niveau. Jedoch hat er erst eine Partie über die vollen 90 Minuten bestreiten können. Nach seiner Verletzung führte ihn das Trainerteam behutsamer an die erste Elf und könnte so eventuell mit einem Einsatz über die volle Spielzeit im Finale belohnt werden.

Neben dem Lockenkopf in der Innenverteidigung wird entweder Gustavo Henrique oder Rodrigo Caio verteidigen. So oder so stellt der zweite zentrale Verteidiger eine der wenigen, kleinen Schwachstellen von Mengão dar. Individuelle Fehler sind bei beiden Spielern nie gänzlich ausgeschlossen. Außerdem geraten Henrique und Caio bei hochpressenden Mannschaften öfters in Verlegenheit.

Doch auch sie könnten gerade in solchen Situationen von einem erfahrenen und ruhigen Nebenmann wie David Luiz profitieren. Auch die Außenverteidiger spielen mit jeder Menge Erfahrung: Filipe Luís (36) auf links. Mauricio Isla (33) auf rechts.

Die Doppelsechs ist in eine defensivere und eine offensivere Variante unterteilt. Willian Arão spielt die vielleicht beste Saison seines Lebens. Als unermüdlicher Balleroberer und intelligenter Ballverteiler ist der 28-Jährige schon die ganze Saison einer der wichtigsten Spieler, der selten im Rampenlicht steht.

Bereits im Finale 2019 stand der Brasilianer in der Startelf und war ein wichtiger Baustein des letzten Triumphes. Seither hat Arão sich noch weiter entwickelt und nach dem Abgang von Gerson zu Olympique Marseille noch mehr Verantwortung übernommen.

Etwas weiter vor Arão hat sich Manchester United-Leihgabe Andreas Pereira gut in das System eingefügt. Fast schon als Achter spielend, ist der feine Techniker der positionsbezogene Ersatz von Gerson. Das Verständnis und die Absprache mit der Offensivreihe, die zu Beginn eine hohe Fehlerquelle im Spiel von Flamengo war, konnte der 25-Jährige sehr schnell verbessern. Zusätzlich schießt der gebürtige Belgier regelmäßig gefährliche und sehenswerte Freistöße – eine echte Waffe.

Das fast schon legendäre Angriffs-Quartett könnte das größte Highlight des Finales werden, das man unter keinen Umständen verpassen sollte. Ob jedoch die gewohnten Personalien von Beginn an ran dürfen, wird bis zum Schluss die wohl größte Frage bleiben.

Denn der vielleicht beste Zehner Südamerikas, Giorgian de Arrascaeta gab erst letzten Samstag sein 10-minütiges-Comeback nach anderthalbmonatiger Verletzungspause. Der Uruguayer ist der kreativste Baustein der Offensive und eigentlich nicht aus dem Spiel Flamengos wegzudenken.

Im Finale wird er jedoch mangels Spielpraxis noch nicht bei 100% seiner Leistungsfähigkeit angekommen sein. Daher steht sowohl hinter seinem Einsatz als auch dem Spielsystem noch ein Fragezeichen.

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Das legendäre und modernisierte Centenario in Montevideo fungiert als Final-Austragungsort (© Getty Images)

Zwei weitere Personalien sind aber wie in Stein gemeißelt: Das Traumduo Bruno Henrique und Gabriel „Gabigol“ Barbosa ist von keiner Defensive des Kontinents aufzuhalten. Mit Giorgian in der Startelf wird Bruno Henrique als linker Außenstürmer im gewohnten 4-2-3-1 auflaufen. Ohne den „Uru“ ist die Doppelspitze mit Gabi im 4-2-2-2 die wahrscheinlichste Variante.

Der Ex-Wolfsburger Henrique ist der vielleicht schnellste Spieler Südamerikas und spielt diese Qualität regelmäßig gnadenlos aus. Sowohl im Dribbling über außen, als auch als Anspielstation für Pässe in die Spitze – Bruno Henrique ist nur äußerst schwer zu stoppen.

Mit Gabigol hat der 30-Jährige einen kongenialen Partner, der sein Spiel in den vergangenen Jahren stetig verbessern konnte. Der Mittelstürmer hat sich von einem klassischen Strafraunstürmer zu einem Spielgestalter weiterentwickelt. So ist der Nationalspieler nicht nur ausschließlich rund um den Strafraum zu finden.

Der 25-Jährige lässt sich gerne bis auf Höhe der gegnerischen Sechser zurückfallen, um von dort mit diagonalen Flanken und Chipbällen seinen Sturmkollegen zu finden. Diesen effektiven Spielzug konnte man beispielsweis im Halbfinale gegen Barcelona bestaunen.

Die weiteren Positionen im offensiven Mittelfeld füllen dann, je nach Einsatzmöglichkeit de Arrascaeta, Nationalspieler Everton Ribeiro und/oder Michael aus. Das 4-2-2-2 würde Flamengo mit den zwei kleinen Brasilianern auf den Außenpositionen spielen. Sollte Flamengos Nummer 14 aber von Beginn an auflaufen, muss einer der beiden auf der Bank Platz nehmen. Etatmäßig wäre das Michael.

Der 25-Jährige spielt allerdings so gut wie nie zuvor. Mit seiner Spielfreude dribbelte er sich in die Herzen der Fans und kann mit 13 Saisontreffer in der Liga den mannschaftsinternen Bestwert vorweisen. Dazu hat keiner mehr Spiele absolviert – 55 an der Zahl.

Keine Frage, Michael hat es definitiv verdient in der Startelf zu stehen. Ob er sich aber gegen die großen Namen de Arrascaeta und Everton Ribeiro durchsetzen kann, ist mit großer Spannung abzuwarten. Wie auch immer die Entscheidung von Trainer Renato Gaúcho ausfallen wird, anhand dieses Luxusproblems wird deutlich, dass da Einiges auf die Verteidigung von Palmeiras zu kommen wird.

Palmeiras vs. Flamengo: Das Libertadores Finale in der Prognose

Wenn man auf die nackten Zahlen schaut, ist Flamengo der leichte Favorit. Der goldene Oktober von Palmeiras mit sechs eindrucksvollen Siegen nacheinander, endete Mitte November schlagartig mit einer Serie von Niederlagen. Ganz anders Flamengo: Seit zehn Spielen ist der beliebteste Verein Brasiliens ungeschlagen. Das Momentum scheint bei den Cariocas zu liegen.

Die Zahlen bleiben allerdings nur Zahlen – denn es geht um nichts weniger als die Copa Libertadores. Die aktuelle Form und Ligaplatzierung (Palmeiras 3., Flamengo 2.) spielen am Ende eher eine untergeordnete Rolle. Beide Mannschaften wissen, wie man ein Finale gewinnt.

Auch wenn ein großer Kampf zu erwarten ist, kann eine derart zerfahrene und verkrampfte Partie wie beim letzten Copa Libertadores Finale zwischen Palmeiras und dem FC Santos nahezu ausgeschlossen werden.

Die spielerischen Mittel, über die Flamengo verfügt, könnten ähnliche Kräfte bei, Kontrahenten Palmeiras freisetzten und, ganz anders als Ende Januar, zu einem spektakulären Copa-Libertadores-Finale führen, das wir noch lange in Erinnerung behalten könnten.

Titelbild: © Getty Images & Amadeus Marzai

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