Christoph Urdl: „Hartberg ist das kleine Brighton von Österreich“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·6. Oktober 2023

Christoph Urdl: „Hartberg ist das kleine Brighton von Österreich“

Artikelbild:Christoph Urdl: „Hartberg ist das kleine Brighton von Österreich“

Christoph Urdl: „Hartberg ist das kleine Brighton von Österreich“

6. Oktober 2023 in ADMIRAL Bundesliga

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Seit seinem Goldtor gegen Rapid weiß ganz Fußball-Österreich, dass Christoph Urdl der Neffe von Hartberg-Trainer Markus Schopp ist. Warum er trotzdem erst mit 24 in die ADMIRAL Bundesliga kam, sein Geschichte-Studium auch als Chelsea-Profi nicht aufgeben würde und ihn der TSV Hartberg an Brighton erinnert, verriet der Offensiv-Allrounder im Gespräch mit bundesliga.at.


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Hallo Christoph, wieso musstest du 24 Jahre alt werden, bis dich dein Onkel Markus Schopp endlich in die ADMIRAL Bundesliga geholt hat?

Als ich nach Hartberg gekommen bin, war ich ja noch 23 (lacht). Aber es stimmt schon, ich bin den schwereren Weg gegangen, der sich am Ende aber ausgezahlt hat. Ich war lange bei Sturm, wo ich am Ende aber ein wenig die Lust am Fußball verloren hatte, weil es damals schon so war, dass die eigene Jugend nicht so viele Chancen bekommen hat. Dann ist bei mir auch noch das Pfeiffersche Drüsenfieber dazugekommen, das mich ein Jahr gekostet hat. Deshalb habe ich – auch auf Empfehlung von Markus – einen Schritt zurückgemacht in die Regionalliga zum Deutschlandsberger SC. Und der war goldrichtig. Ich habe dort einen Trainer gehabt, der auf mich gebaut und am Schluss sogar das System auf mich zugeschnitten hat. Dadurch konnte ich mich Saison für Saison steigern und mit 17 Toren und 19 Assists im letzten Jahr habe ich dann bei einigen Vereinen Interesse geweckt.

Und wie bist du in Hartberg gelandet?

Es ist mir wichtig, dass ich mir das selbst erarbeitet habe. Es hat im Sommer erstmals eine Art „Try Out" in Hartberg gegeben, an dem rund 30 Spieler aus aller Welt teilgenommen haben. Ich bin dazugekommen, weil Chefscout Andi Lienhart mich in der Regionalliga beobachtet hat. Markus war auch bei den Probetrainings nicht dabei, aber es ist gut gelaufen, ich bin ausgewählt und mit einem Vertrag ausgestattet worden.

Wie ist es, wenn der Trainer der Onkel ist? Sind die Kollegen in der Kabine nicht ein bisschen vorsichtig? Und wenn du mal sauer bist, weil du nicht spielst – wir schafft ihr das?

Das klingt jetzt wie eine Floskel, aber indem wir Berufliches und Familiäres trennen. Bei Familienfeiern ist er mein Onkel Markus, in der Kabine ist er so wie für alle der Trainer. Wir hatten diese Situation ja auch schon einmal bei den Sturm Amateuren, da war es anfangs nicht so leicht, aber mittlerweile können wir gut damit umgehen. Als Spieler rede ich mit dem Trainer genauso viel oder wenig wie die anderen. Und dass die Kollegen mir gegenüber vorsichtig wären, wäre mir noch nicht aufgefallen. Ich glaube, ich bin sehr gut integriert.

Du bist in den ersten acht Runden sieben Mal eingewechselt worden, wie zufrieden bist du mit deinem Start in die ADMIRAL Bundesliga?

Ich komme aus der Regionalliga, die Zahl der Spieler, die es in den letzten 20 Jahren von dort direkt in die Bundesliga geschafft haben, kann man wahrscheinlich an den Fingern einer Hand abzählen. Deshalb ist klar, dass ich noch viel zu lernen habe. Aber ich nehme mir die Zeit und Markus gibt mir diese Zeit. Und ich sehe, dass er Vertrauen hat. Gegen Rapid, gegen den LASK, auch zuletzt gegen Altach, hat er mich beim Stand von 0:0 eingewechselt, also in einer Phase, in der es Vertrauen in die Fähigkeiten eines Spielers braucht. Deshalb bin ich mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden.

Und das Tor gegen Rapid?

Das zu erleben, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich habe in der Regionalliga vor ein paar Hundert Zuschauern in Treibach gespielt und drei Monate später schieße ich vor fast 20.000 Zuschauern das Tor zum 1:0-Sieg gegen Rapid. Das war fast surreal, eine unglaubliche Geschichte.

Apropos Geschichte. Du hat ein Geschichte-Studium begonnen, geht sich das auch in der Bundesliga noch aus?

Ja, ich studiere Geschichte und Sport. Es gibt auch ein Leben nach dem Fußball und dafür will ich schon jetzt etwas tun. In der Bundesliga ist es mit dem Studium nicht ganz so einfach wie in der Regionalliga, aber ich mache weiter, auch wenn's jetzt langsamer vorwärts geht. Das würde ich auch machen, wenn ich bei Chelsea spielen und Unsummen verdienen würde.

Hat die Idee, einmal in einer großen Liga zu spielen, auch noch Platz in deinem Hinterkopf?

Der Traum jedes Fußballers ist es, einmal die Champions-League-Hymne zu hören. Aber das ist wirklich noch ein Traum. Jetzt fokussiere ich mich darauf, mich in Hartberg durchzusetzen, Einsatzzeiten und Scorerpunkte zu sammeln, mich so einzubringen, dass ich der Mannschaft weiterhelfe. Da bin ich auf einem ganz guten Weg.

Auf einem guten Weg ist auch der TSV Hartberg. Wir habt ihr es geschafft, mit so vielen Neuen so gut zu funktionieren und namhafte Konkurrenz hinter euch zu lassen?

Da kann ich nur das super Trainerteam hervorheben, das für uns die besten Lösungen findet. Wir sind eine sehr junge Mannschaft, aber ein eingeschworener Haufen, der vom Kollektiv und Teamspirit lebt. Viele von uns kommen von Sturm Graz und wollen zeigen, dass man es auch über einen Umweg schaffen kann. Wir sind immer noch Hartberg, aber wir spielen einen attraktiven Fußball. Ich finde, wir sind das kleine Brighton von Österreich. Wir haben eine ähnliche Spielidee und können ähnlich begeistern und die Großen ärgern. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, in die Top sechs zu kommen.

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch

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