Champions League Vorschau – Gruppe H: Chelsea, Ajax, Valencia, Lille | OneFootball

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·16. September 2019

Champions League Vorschau – Gruppe H: Chelsea, Ajax, Valencia, Lille

Artikelbild:Champions League Vorschau – Gruppe H: Chelsea, Ajax, Valencia, Lille

Vorschau | Die UEFA Champions League startet am 17. September in die Gruppenphase. Titelverteidiger ist der FC Liverpool, der in dieser Spielzeit von den restlichen Klubs gejagt wird. Vor dem Start der Gruppenspiele stellen wir alle Gruppen und alle Mannschaften ausführlich vor!


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Gruppe H: Chelsea, Ajax Amsterdam, Valencia, OSC Lille

FC Chelsea

(Letzte Saison: Titel EL)

Keine Chemie mit Sarri

Die letzte Saison war von Höhen und Tiefen geprägt. Mit Maurizio Sarri kam ein neuer Trainer, der die Fans nie so richtig auf seine Seite ziehen konnte. Es war klar, dass es eine schwierige Spielzeit werden würde und der Italiener Zeit brauchen wird, um der Mannschaft sein System einzuimpfen. Doch in London war man zu ungeduldig und so wurde die Spielzeit für Sarri teilweise zu einer Art Spießrutenlauf. Einen Anlass zur harten Kritik gab es eigentlich nicht wirklich. Natürlich hakte das Spiel hier und da mal, aber er führte die Blues letztendlich ins EFL-Cup-Finale (n.E. gegen City verloren), auf den 3. Platz und damit in die Champions League sowie zum Sieg der Europa League.

In dieser hat man den Großteil mit der B-Elf bestritten. Das hat auch sehr gut geklappt. Man schaltete einen Gegner nach dem anderen ohne Probleme aus. Erst im Viertelfinale gegen Slavia Prag (1:0 und 4:3) gab es zum ersten Mal schwierige Phasen, in denen die Blues leiden mussten. So richtig brenzlig wurde es dann im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt. Nachdem es zweimal zu einem 1:1 kam, bezwang man die SGE erst im Elfmeterschießen mit 5:4. Das Finale gegen den Lokalrivalen Arsenal wurde souverän gewonnen. Nach einer torlosen ersten Halbzeit schalteten die Blues ein paar Gänge höher. Eden Hazard (28) avancierte mit zwei Toren und einer Vorlage zum Matchwinner beim 4:1 gegen die Gunners. Nicht nur für den Belgier war es die letzte Partie für Chelsea, sondern auch für Trainer Sarri, den es wieder in Heimat zog zum italienischen Serienmeister Juventus Turin.

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Umbruch unter Lampard

Neuer Trainer ist Chelsea-Legende Frank Lampard, der in der vergangenen Saison Derby County fast zum Aufstieg in die Premier League führte. Erst in den Playoffs scheiterte man an Aston Villa. Für Lampard ist es erst die zweite Trainerstation und es geht für ihn im zweiten Jahr seiner neuen Karriere zu einem Topklub. Diese Aufgabe wird besonders kompliziert, weil Chelsea momentan eine Transfersperre aussitzen muss. Der einzige externe Neuzugang ist Christian Pulisic (20), der bereits im Winter verpflichtet und in der Rückrunde noch an den BVB ausgeliehen wurde. Dazu kommen jedoch noch viele Leihspieler, die zurückkehrten und dieses Mal bei den Blues blieben. Dazu gehören unter anderem die Offensivspieler Mason Mount (20), Tammy Abraham (21), Michy Batshuayi (25) und die Verteidiger Kurt Zouma (24) und Fikayo Tomori (21). Mit Mount und Tomori arbeitete Lampard bereits im vergangenen Jahr bei Derby County zusammen.

Der Engländer verlangt von seinem Team ein intensives Pressing und will mit diesem jungen Team, das noch durch weitere Eigengewächse wie z.B. Callum Hudson-Odoi (18), der mittlerweile wieder fit ist, und Ruben Loftus-Cheek (23), der im November wieder eingreifen wird, ergänzt wird, offensiven Fußball spielen lassen. Dies klappt nach fünf Spieltagen und elf Toren schon sehr ordentlich. Wäre da nicht das Problem mit der Defensive. Erst fing sich die Lampard-Elf vier Gegentreffer von Manchester United zum Auftakt und danach spielte man auch kein einziges Mal zu null. Selbst gegen Aufsteiger Sheffield United gab es an der Stamford Bridge Probleme im Abwehrverhalten. Man kassierte zwei Gegentore und spielte nur 2:2. Die Punkteausbeute ist mit acht Zählern nach fünf Spieltagen ohnehin ausbaufähig.

Zum Glück gezwungen

Die Transfersperre nötigt Chelsea nun dazu die Talente einzusetzen, die man ansonsten vermutlich weiterhin verliehen hätte. Das erweist sich schon zu Saisonbeginn als Segen. Spieler wie Mount, Abraham und auch Tomori beweisen gerade, dass sie zurecht in der Premier League zum Einsatz kommen und hätten ansonsten vermutlich aufgrund von teuren externen Transfers keine richtige Chance bekommen. Dieser frische Wind tut der Mannschaft gut, aber natürlich fehlt es jetzt auch ein wenig an Erfahrung. Das erklärt den durchwachsenen Start, da Chelsea nicht unbedingt schlecht gespielt hat, sondern einfach nicht clever genug war. Das wird sich mit der Zeit noch ändern und vielleicht kommen die nächsten Entwicklungsschritte schon schneller als gedacht.

Gestandene Profis wie Jorginho (27), N´Golo Kanté (28), Marcos Alonso (28) und Kapitän Cesar Azpilicueta (30) werden das Gerüst bilden und müssen dafür sorgen, dass die jüngeren Spieler sich gut in diesem neuen Gerüst einfinden. Die Ansätze sind teils vielversprechend, aber werden von der fehlenden Balance sowie Konstanz überschattet. Momentan ist Chelsea noch eine kleine Wundertüte. Wie gut die Blues und Trainer Lampard, der bis jetzt nicht gerade mit taktischer Finesse aufgefallen ist, wirklich sind, ist noch nicht klar.

Im Fokus: Tammy Abraham

Der mit Abstand auffälligste Akteur war bis jetzt Tammy Abraham. Nachdem er im UEFA Supercup den entscheidenden Elfmeter verschoss und die ersten beiden Spieltage ohne Tor blieb, startete der 21-Jährige mal so richtig durch: zwei Tore gegen Norwich, zwei Tore gegen Sheffield und ein Dreierpack gegen Wolverhampton. Nach seinen 26 Treffern in der Championship in der vergangenen Saison für Aston Villa scheint er nun auch in der Premier League angekommen zu sein. Ihn müssen die Gegner erstmal unter Kontrolle bekommen.

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Prognose

Normalerweise müsste Chelsea in dieser Gruppe der klare Favorit sein, aber der Verein befindet sich nun mal in einer Umbruchphase. Das Weiterkommen sollte drin sein, aber vielleicht nicht so souverän, wie man es sonst gewohnt wäre. Für (zu) viele Spieler und auch den Trainer ist dies eine neue Erfahrung.

Ajax Amsterdam

(Letzte Saison: Halbfinale CL)

Hollywood-reife Geschichte

Ajax Amsterdam schrieb in der vergangenen Saison sein eigenes Märchen. In der Gruppenphase der Königsklasse erspielte sich der niederländische Rekordmeisster verdientermaßen den zweiten Platz, ärgerte mitunter den FC Bayern und zog souverän ins Champions League-Achtelfinale ein. Dort traf man auf den Titelverteidiger aus Madrid, verlor das Hinspiel mit 2:1, wusste aber im Rückspiel zu brillieren. Im Bernabeu wussten die Königlichen nicht wie ihnen geschieht, Ajax trumpfte auf und gewann verdient mit 4:1 – die erste Sensation war geschafft. Auch Juventus Turin wurde entzaubert, hatte den spielfreudigen Niederländern nichts entgegen zu setzen. Im Halbfinale sah es ebenfalls lange nach einem Sieg aus, doch Lucas Moura entwickelte sich zum personifizierten Ajax-Schreck und schoss Tottenham ins Finale.

Im nationalen Bereich zeigten sich die Hauptstädter ebenfalls von ihrer besten Seite. Den KNVB-Pokal gewann man durch einen souveränen 4:0 Sieg gegen Willem II und auch die Liga wurde von Ajax dominiert. Mit 86 Punkten und einem Torverhältnis von 119:32 gewann der Verein verdientermaßen die Eredevisie.

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Glück im Unglück – Kein kompletter Ausverkauf

In Amsterdam befürchtete man nach dieser fantastischen Saison nun den kompletten Ausverkauf – samt Trainerwechsel. Doch im Großen und Ganzen blieb man davon verschont, auch wenn mit Frenkie de Jong (22, Barcelona) und Matthijes de Ligt (19, Juventus Turin) zwei absolute Eckpfeiler wegfielen. Mit Kasper Dolberg (21, Nizza) und Maximilian Wöber (21, Sevilla) verließen zwei weitere Youngster den Verein, auch Lasse Schöne (33, Genua) spielt nicht mehr im Trikot der Niederländer.

Allerdings wusste man sich auch zu verstärken. Quincy Promes (27, Sevilla) soll mit seinem Tempo das Spiel beleben, Razvan Marin (23, Lüttich) dagegen für Stabilität im Zentrum sorgen. Zudem erhofft sich Ajax mit den Innenverteidigern Lisandro Martinez (21, Defensa), Kik Pierie (18, Heerenveen) und Edson Alvarez (21, CF America) die Lücke in der Abwehrmitte stopfen zu können.

Erik ten Hag (49) steht auch in dieser Saison an der Seitenlinie von Ajax Amsterdam. Er agiert weiter mit seinem sehr offensivfreudigen 4-3-3 System, spielt mit viel Ballbesitz und einem schnellen Spiel in die Spitze. Das offensive wie defensive Umschaltspiel lag es Niederländern im vergangenen Jahr besonders, hier lag oftmals der spielentscheidende Faktor. So auch in diesem Jahr?

Bereits nach fünf Spielen in der Eredevisie stellt Ajax mit 19 Toren den mit Abstand besten Angriff, die fünf Gegentore dürften ten Hag aber nicht allzu gut bekommen, da bedarf es noch einiges mehr an Stabilität. Dennoch steht man auf dem ersten Platz und hat die Rolle des Gejagten inne.

Im Fokus: David Neres

Der 22-jährige Flügelflitzer David Neres belebt das Spiel von Ajax mit seinem hohen Tempo, seiner feinen Technik und seinem Auge für den Mitspieler. Neres gilt als einer der Spieler, der in jeder Partie den Unterschied ausmachen kann. Für die Verteidiger ist er schwer auszurechnen, seine flinke Spielweise macht es schwer ihn unter Kontrolle zu bekommen. In der vergangenen Saison kam er so auf acht Tore und elf Vorlagen in der Eredevisie, in der Champions League erzielte er zwei Treffer und gab ebenso viele Vorlagen. Dies führte unter anderem zu seinem Debüt in der Nationalmannschaft Brasiliens.

Neres steht in dieser Saison nun noch mehr im Fokus, wird es schwieriger haben sein Spiel durch zu ziehen und den Partien seinen Stempel aufzudrücken. Es wartet auf ihn also eine neue Herausforderung, auch die erhöhte Belastung durch die Reisen zur Nationalelf ist neu für ihn. Knüpft er aber trotz dessen an die Leistung der Vorsaison an, dürften die Anhänger viel Spaß haben.

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Prognose

Die Erwartungen sind nach der vergangenen Saison selbstredend höher als zuvor. Ajax spielt weiterhin einen attraktiven Fußball mit viel Zug zum gegnerischen Tor. Mit der Unbekümmertheit des Underdogs werden die Niederländer in dieser Saison aber wohl kaum trumpfen können – die Konkurrenz weiß um die Gefahr, die Ajax ausstrahlt. Das Erreichen der K.O.-Phase ist das Ziel von ten Hag und Co., dies sollte auch mehr als realistisch sein. Ob man dann an der Vorsaison anknüpfen kann, bleibt abzuwarten.

FC Valencia

(Letzte Saison: Halbfinale EL)

Pokalgewinn als i-Tüpfelchen

Auch in der vergangenen Saison schaffte Trainer Marcelino es mit seiner Mannschaft die Qualifikation zur Champions League zu erreichen. Trotz eines zehrenden Saisonstarts ist es dem Coach gelungen die Ruhe zu bewahren, sein System durch zu ziehen und mit einem ordentlichen Schlussspurt – und einem 2:0 Auswärtssieg bei Real Valladolid – den anvisierten vierten Tabellenplatz zu sichern. Diesen belegte man letztlich mit 61 Punkten und einem Torverhältnis von 51:35.

In der Champions League landete der FC Valencia nach Ende der Gruppenphase den dritten Platz – hinter Juventus Turin und Manchester United. Mit je zwei Siegen, Remis und Niederlagen gestaltete man die Partien insgesamt sehr ausgeglichen. Mit dieser Platzierung “stieg” man in die Europa League ab. Dort setzte sich das Team gegen Celtic Glasgow, FK Krasnodar und dem FC Villarreal durch, ehe man sich im Halbfinale Arsenal geschlagen geben musste. Aus war der Traum von der internationalen Trophäe. Dennoch ging der Klub nicht ganz leer aus, mit dem Sieg im Finale der Copa del Rey gegen Barcelona schafften die “Fledermäuse” eine mittelschwere Sensation.

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Unruhe dominiert den Saisonstart

Valencia ist recht ordentlich in die Saison gestartet, ließ aber dennoch in der Länderspielpause eine währe Bombe platzen und entließ Erfolgstrainer Marcelino. Zwischen Besitzer Peter Lim und dem Übungsleiter soll es in der Vergangenheit regelmäßig gekracht haben, eine Weiterbeschäftigung schien in dieser Konstellation keinen Sinn mehr gemacht zu haben – sehr zum Leidwesen der Spieler, die sich nahezu allesamt nur positiv über Marcelino äußerten und den Abgang sehr bedauern.

Mit Albert Celades ist schon ein Nachfolger gefunden. Der ehemalige Co-Trainer von Julen Lopetegui setzt in der Regel auf einen gepflegten Fußball mit viel Ballbesitz in einer 4-3-3 Formation. Da er selbst aus der Fußballschule des FC Barcelona stammt, dürfte man beim FC Valencia in Zukunft einige Parallelen im Spiel erkennen. Sein Debüt am vergangenen Wochenende ging aber gründlich daneben: Gegen, wie sollte es anders sein, den FC Barcelona lag das Team schon nach rund zehn Minuten mit 2:0 hinten, zeigte sich gerade zu Beginn nicht konzentriert auf dem Platz. Erst im Laufe der ersten Halbzeit fing die Truppe sich und konnte hin und wieder eigene Akzente setzen. Schlussendlich musste man sich aber den Katalanen mit 5:2 geschlagen geben, auf Albert Celades wartet noch viel Arbeit.

Die Kaderplanung im Sommer war selbstredend noch nicht auf den neuen Coach abgestimmt. Mit Alex Carbonell (21, Cordoba), Salva Ruiz (24, Mallorca) und Jason (24, Levante) gelangen drei ablösefreie Transfers. Diese Spieler sind vornehmlich dazu da, um den Kader entsprechend aufzufüllen. Mit Manu Vallejo (22), dem Linksaußen von Cadiz, tätigte man einen sehr cleveren Einkauf. Überdies wurde Denis Cheryshev (28) fest verpflichtet, Jasper Cillessen (30) kam vom FC Barcelona und soll nun das Tor hüten.

Als der Transfer-Coup kann die Verpflichtung von Maxi Gomez gesehen werden. Der 22-jährige Stürmer aus Uruguay wechselte von Celta Vigo zum FC Valencia und bringt alles mit, um im Offensivbereich für einen sehr positiven Einfluss zu sorgen. Gomez ist ein abschlussorientierter Stürmer mit einer sehr guten Technik, der auch fußballerisch in der Lage ist, Lösungen zu finden. Allerdings bleibt abzuwarten, inwiefern Celades in Zukunft auf ihn setzen wird, hier ist eine Prognose schwierig.

Im Fokus: Goncalo Guedes

Der 22-jährige Portugiese ist ein Spieler, der absolut den Unterschied ausmachen kann. Guedes spielt häufig auf dem linken Flügel, kann in der Offensive aber überall eingesetzt werden. Ein klassischer, immer den Sprint suchender Dribbler ist er nicht, dafür vereint er einen enormen Zug zum Tor und spielerische Elemente. In der Hinrunde der Vorsaison hatte er häufiger mit Verletzungen zu kämpfen, in der Rückrunde konnte er noch nicht an die alte Form anknüpfen. Das soll nun in dieser Saison geschehen. Guedes könnte ein ganz wichtiges Puzzleteil im Spiel von Marcelino werden, in den letzten Saisonwochen deutete er das an, als er unter anderem das Spiel gegen Real Betis im Alleingang entschied.

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Prognose

Dem FC Valencia ist – trotz der anfänglichen Unruhen – auch in dieser Saison einiges zuzutrauen. Der Kader wurde sinnvoll verstärkt, kleinere Lücken weitestgehend geschlossen. Nun bleibt abzuwarten, wie die Mannschaft mit ihrem neuen Trainer zurecht kommt, auf dem Papier sollten die Fledermäuse allerdings in allen drei Wettbewerben eine gute Rolle spielen. Ob es erneut zu einem Titel reicht?

OSC Lille

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Vom Abstiegskandidaten zum Vizemeister

Lille hat eine extrem starke Saison gespielt und ist souverän Vizemeister geworden. Angesichts des Vorsprungs von PSG schon fast ein Titel für sich. Die Elf von Christophe Galtier hat 75 Punkte holen können und lediglich Olympique Lyon (72) konnte von den restlichen Teams auf dem Niveau mitziehen. Angesichts der vorherigen Saison war dies eine faustdicke Überraschung. In der Spielzeit 2017/18 wären “les Douges” nämlich fast abgestiegen und man rettete sich erst im Endspurt der Saison. Im vergangenen Jahr hingegen war Lille von Anfang an konstant stark und wusste stets zu überzeugen. Galtiers Team spielte Offensivfußball, der die Fans begeisterte. Wesentlich beeindruckender als die 68 Tore, die LOSC erzielte, sind die nur 33 Gegentore, die sich die Franzosen fingen. Damit stellte Lille die beste Defensive der Ligue 1.

Im Sommer folgte auf die herausragende Saison ein Umbruch: Mit Linksverteidiger Youssouf Koné (24, für 9 Mio. Euro zu Lyon), Mittelfeldspieler Thiago Mendes (27, für 22 Mio. Euro zu Lyon), Stürmer Rafael Leão (20, für 25 Mio. Euro zu Milan) und Flügelspieler Nicolas Pépé (24, für 80 Mio. Euro zu Arsenal) haben direkt mehrere Stammspieler und Leistungsträger den Verein verlassen. Lille nahm zwar viel Geld ein, aber hat sportlich enorm viel Qualität verloren. In fertige Stars oder gestandene und bereits etablierte Spieler hat man die Einnahmen jedoch nicht gesteckt. Erneut wurde im Norden Frankreichs eine junge und talentierte Mannschaft zusammengestellt.

Fokus auf die Jugend

Benjamin André (28) ist der einzige Neuzugang, der bereits richtig viel Erfahrung sammeln konnte. Die restlichen Verpflichtungen waren Investitionen in die Zukunft: Domagoj Bradaric (19) kam von Hajduk Split und gilt als großes Talent auf der Position des Linksverteidigers. Bei seinem Jugendklub war er in der vergangenen Saison sogar Kapitän. In Lille ist er bereits auch gesetzt. Timothy Weah (19) kam von PSG und hat schon im Pariser Trikot seine hervorragenden Anlagen ab und zu zeigen können. Nun fehlte er jedoch aufgrund einer Muskelverletzung.

Der Stürmer hatte also einen schwierigen Start, aber dürfte auch bald so richtig loslegen im Trikot Lilles. Einen optimalen Start hingegen hatte Victor Osimhen, den man noch aus seiner Zeit beim VfL Wolfsburg kennt. Dort traf der 20-Jährige Nigerianer nie. Nachdem er in Belgien weitere Erfahrungen im Profibereich sammeln konnte, ist er nun in der Ligue 1 angekommen und erzielte nach fünf Spieltagen bereits fünf Saisontore.

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Dazu kam mit Yusuf Yazici (22) von Trabzonspor noch ein Kreativspieler für das offensive Mittelfeld. Zusammen mit den talentierten Jonathan Bamba (23) und Jonathan Ikoné (21) wird der türkische Nationalspieler versuchen die Offensive anzutreiben. Eine Reihe dahinter wird der Königstransfer versuchen Fuß zu fassen: Renato Sanches (22).

Der Europameister ist kurz vor dem Ende der Transferphase noch vom FC Bayern München gekommen und will bei den Franzosen endlich die dringend benötigte Spielpraxis. Angesichts der Tatsache, dass Trainer Galtier sehr gut mit Talenten umgehen kann, erscheint der Wechsel als logischer Schritt für den Portugiesen. In Lille wird er in Galtiers 4-2-3-1 seinen Platz auf der Doppelsechs finden und nicht mehr wie unter Kovac in Kurzeinsätzen auf völlig ungewohnten Positionen spielen.

Mannschaft muss sich noch finden

Der Saisonstart Lilles verlief relativ durchwachsen. Die Heimspiele gegen Nantes (2:1), St.-Étienne (3:0) und Angers (2:1) gewann man, aber in den Auswärtsspielen setzte es zwei Niederlagen. Sowohl in Amiens (0:1) als auch in Reims (0:2) verlor Lille. Deshalb sind diese Partien nur schwer richtig einzuordnen, aber generell kann man schon sagen, dass sich dieses neu zusammengestellte Team erst noch einspielen muss.

Offensiv sieht es schon zu Beginn der Saison sehr gut aus und die Neuzugänge haben sich gut eingefunden. Nur muss Lille es noch schaffen die Leistung konstanter zu bringen. Momentan gibt es immer wieder Schwächephasen, in denen “les Douges” mächtig wackeln und den Gegner zu Chancen einladen. Stellt man dies ab, könnte es erneut eine grandiose Saison für Lille werden.

Für die restlichen Teams aus Gruppe H wird vor allem die Konterabsicherung wichtig sein. Schwärmt Lille erstmal zum Gegenangriff aus, wird es sehr schwierig sie zu verteidigen. Mit viel Tempo und Zielstrebigkeit spielen die Franzosen ihre Angriffe aus und können mit ihrer Qualität auch den ganz großen Teams Probleme bereiten.

Im Fokus: Renato Sanches

Die meiste Aufmerksamkeit wird mit Sicherheit Renato Sanches auf sich ziehen. Nicht unbedingt, weil er jetzt schon ein ganz entscheidender Teil der Mannschaft ist. Eher, weil er nun sein Potenzial voll abrufen könnte und insbesondere in der Champions League mit seiner Physis und Dynamik der Mannschaft helfen kann. Holt er sich in den kommenden Wochen wieder das Selbstvertrauen zurück, welches er in den letzten Jahren und vor allem in der Zeit unter Niko Kovac verloren hat, wird er sich ohne Frage zu einem der Schlüsselspieler Lilles entwickeln.

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Prognose

Gruppe H ist die wohl ausgeglichenste Gruppe der Königsklasse und das auf einem hohen Niveau. Für Lille ist alles möglich und wenn die Mannschaft sich in der Ligue 1 rechtzeitig gut einspielt, ist auch der Achtelfinaleinzug drin.

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