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·15. September 2019

Champions League Vorschau – Gruppe G: Zenit, Benfica, Olympique Lyon, RB Leipzig

Artikelbild:Champions League Vorschau – Gruppe G: Zenit, Benfica, Olympique Lyon, RB Leipzig

Vorschau | Die UEFA Champions League startet am 17. September in die Gruppenphase. Titelverteidiger ist der FC Liverpool, der in dieser Spielzeit von den restlichen Klubs gejagt wird. Vor dem Start der Gruppenspiele stellen wir alle Gruppen und alle Mannschaften ausführlich vor!


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Gruppe G: Zenit, SL Benfica, Olympique Lyon, RB Leipzig

Zenit St. Petersburg

(Letzte Saison: Achtelfinale EL)

Nach einer mehr oder weniger souveränen Qualifikationsphase konnte sich Zenit St. Petersburg in der Gruppenphase der Europa League 2018/19 gegen Slavia Prag, die Girondins aus Bordeaux und den FC Kopenhagen durchsetzen. In der ersten K.O.-Runde trafen die Russen auf Fenerbahce und verloren das Hinspiel mit 0:1. In St. Petersburg bog man dieses Ergebnis aber noch gerade, gewann mit 3:1 und spielte in der Folge gegen den FC Villarreal. Dort verlor man aber beide Partien (1:3, 1:2) und schied im Achtelfinale aus.

Zenit hat viel vor

Sergey Semak, der Ex-Spieler von Zenit, trainiert die Mannschaft seit 2018 und hat in dieser Saison viel mit dem Klub vor. Der Saisonstart verlief ordentlich, derzeit steht man mit Mannschaften wie Rostov, Krasnodar oder ZSKA in der Spitzengruppe der Premier Liga, hat 17 von 24 möglichen Punkten auf dem Konto und gewann vor der Länderspielpause das wichtige Spiel bei Spartak Moskau mit 1:0.

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Das Ziel für diese Saison ist klar, Zenit will in der Champions League eine Runde weiterkommen und das Achtelfinale erreichen. Diese Ambitionen untermauerte man durch den Transfer von Malcom. Der 22-jährige Brasilianer wechselte vom FC Barcelona zu Zenit, kostete 40 Millionen Euro und soll die Offensive beleben.

Auch die weiteren Transfers dürften sich positiv auswirken. Douglas Santos (25) kam vom Hamburger SV und ist ein sehr stabiler Linksverteidiger, zudem wurde Vyacheslav Karavaev (24) für 8 Millionen Euro aus Arnheim verpflichtet. Aleksey Sutormin (25, Kazan), Daniil Krugovoy (21, Ufa), Yordan Osorio (25, Porto) und Aleksandr Vasyutin (24, Sarpsborg) komplettieren die Neuzugänge, während kaum ein wichtiger Spieler abgegeben wurde.

Zwei Topstürmer, viel Erfahrung

Sergey Semak lässt seine Mannschaft meistens in einem 4-4-2-System auflaufen. Dabei sind die beiden Angreifer der wichtigste Teil der Mannschaft. Azmoun (24), der sehr umtriebig und beweglich ist, harmoniert sehr gut mit Abschlussstürmer Dzyuba (31), der hohe Bälle sehr gut verwerten kann und seine Mitspieler nach Ablagen in Szene setzt.

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Mit Malcom wurde nun ein weiterer wichtiger Mosaikstein hinzugeholt. Der Brasilianer bringt genau den Schuss Genialität mit, den Zenit in der Offensive benötigt. Er kann nicht nur die Stürmer in Szene setzen, sondern verfügt selbst über einen hervorragenden Abschluss mit dem linken Fuß, tritt sehr gute Standards. Auf der linken Seite „wirbelt“ noch immer Yuri Zhirkov. Der mittlerweile 36-jährige pendelt weiter fröhlich zwischen der Linksverteidiger- und Linksaußenposition, spult sein Pensum gewohnt zuverlässig ab und ersetzte zuletzt den angestammten Außenbahnspieler Driussi, der an einer Verletzung laborierte.

Die Mischung bei Zenit ist definitiv gut, neben den angesprochenen Driussi (23), Malcom (22) und Azmoun (24) steht mit Leon Musaev (20), der aus der Nachwuchsabteilung von Zenit stammt, noch ein weiteres spannendes Talent im Kader. Aber auch viele erfahrene Spieler stehen Semak zur Verfügung, in der Defensive wäre hier vor allem der Ukrainer Rakitskiy (30) zu nennen, der die Abwehr stabilisiert und diese zusammen mit Branislav Ivanovic (35), dem Kapitän der Mannschaft, ordnet.

Die Basis ist also vorhanden, wenn Malcom und Driussi in den kommenden Wochen von ihren Verletzungen genesen sind und sich die Offensiv endlich vollumfänglich bei 100 % befindet, wird man sehen, wie die Einzelteile zusammenpassen und wie stark Zenit wirklich ist.

Im Fokus: Artem Dzyuba

Der 31-jährige Mittelstürmer Artem Dzyuba steht schon jetzt bei vier Toren und drei Torvorlagen in der russischen Premier Liga. Mit seinen 1,97m ist er der absolute Zielspieler in der Offensive von Zenit und wird viel mit Flanken gefüttert oder bei langen Bällen gesucht. Selbst bei Abstößen oder Befreiungsschlägen ist er eine Waffe, denn er kann die schnellen Offensivspieler einsetzen, diese Bälle per Kopf verlängern. Zudem ist Dzyuba bei Standards eine stetige Gefahr für den Gegner, kann aber auch in der Defensive sehr hilfreich sein. Seine Kopfballstärke und Durchschlagskraft sorgen dafür, dass er ein ständiger Unruheherd ist, der zudem auch noch dem um ihn herum wirbelnden Azmoun Freiräume verschafft.

Prognose

“Jeder kann in dieser Gruppe jeden schlagen!” Was etwas abgedroschen klingt, stimmt in dieser Gruppe auf jeden Fall. Zenit St. Petersburg bringt, genau wie die anderen Teams in der Gruppe, viel Qualität mit. Allerdings muss sich in der Offensive noch einiges einspielen, das Puzzleteil Malcom muss schnellstmöglich passen, damit das Weiterkommen anvisiert werden kann. Mindestziel muss Platz drei sein!

SL Benfica

(Letzte Saison: Viertelfinale EL)

In der Qualifikation zur Königsklasse räumte Benfica mit Fenerbahce und PAOK zwei durchaus unangenehme Gegner aus dem Weg und sicherte sich somit seine Teilnahme. Dort musste sich der portugiesische Rekordmeister in einer starken Gruppe als Dritter dem FC Bayern und Ajax geschlagen geben. Nach dem “Abstieg” in die Europa League räumte der Klub im Jahr seines 115. Geburtstags Galatasaray und Dinamo Zagreb aus dem Weg. Im Viertelfinale war dann etwas überraschend gegen die Hessen von Eintracht Frankfurt Endstation.

Nationale Dominanz

Dafür lief es auf nationalen Terrain wieder besser: Der Dauermeister musste sich nach langer Zeit im Sommer 2018 mal wieder dem FC Porto geschlagen geben, doch nur ein Jahr später war Benfica wieder das beste Team des Landes. Am Ende stand man mit zwei Punkten vor dem entthronten Konkurrenten, vor allem die 103 erzielten Treffer in nur 34 Spielen belegen die Überlegenheit in der Primeira Liga. Damit wanderte seit 2014 – mit Ausnahme von 2018 – jede Meisterschaft in den roten Teil der Hauptstadt. Die Bilanz von insgesamt 37 nationalen Titeln sucht fast auch europaweit seinesgleichen.

Im portugiesischen Pokal zog das Team allerdings gegen den Stadtrivalen Sporting den Kürzeren, auch im Ligapokal konnte man sich den Titel nicht sichern, scheiterte an Porto. In beiden Wettbewerben schied man somit gegen die beiden größten nationalen Konkurrenten im Halbfinale aus. Dennoch wurde mit der Rückeroberung der Meisterschaft das wesentliche und wichtigste Saisonziel erreicht. Wie sieht es in diesem Jahr aus?

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No Felix, no Party?

Er war wahrscheinlich die größte Entdeckung im europäischen Fußball seit Kylian Mbappé: Benficas Eigengewächs Joao Félix (19). In seinem Debütjahr erzielte der Youngster in 43 Pflichtspielen unglaubliche 20 Treffer. Diese Qualitäten blieben aus ausländischen Vereinen nicht verborgen, weswegen der Nationalspieler Portugals nach nur einem Jahr als Profi bei seinem Jugendklub zu Atletico nach Madrid wechselte. Mit einer Ablöse von 126 Millionen Euro reiht er sich gleich direkt in die Riege der teuersten Spieler aller Zeiten ein.

Neben Felix verließ auch Raúl Jiménez (28/Wolves/38 Millionen Euro) den Klub für einen ordentlichen Betrag, allerdings war der Stürmer schon 2018/19 auf Leihbasis dort tätig. Weiter trennte sich Benfica von André Carrillo (29/Al-Hilal/9 Millionen Euro), Eduardo Salvio (29/Boca Juniors/7 Millionen Euro) und Pawel Dawidowicz (24/Hellas Verona/3,5 Millionen Euro). Daneben wurden unter anderem Keeper Bruno Varela (24/Ajax), Filip Krovinovic (23/West Bromwich) oder Alda Semedo (21/Nottingham) ausgeliehen. Einen weiteren enormen finanziellen Gewinn hätte der Rekordmeister mit einem anderen Spieler machen können, doch Eintracht Frankfurt zog die geringe Kaufoption bei Luka Jovic (21) und verkaufte den Stürmer für über 60 Millionen Euro an Real Madrid.

Und wie hat Benfica die Felix-Millionen reinvestiert? Der größte Teil dieser Einnahmen wurde in Raúl de Tomás (24/Real Madrid/20 Millionen Euro) investiert. Für eine ebenso beträchtliche Summe fand Carlos Vinícius (24/Napoli/17 Millionen Euro) den Weg in die portugiesische Hauptstadt. Die beiden Angreifer sollen die Lücke schließen, welche Vereinslegende Jonas (35) im Sturm durch sein Karriereende in diesem Sommer hinterließ. Ferner verstärkte Benfica seinen Kader mit Chiquinho (23/Moreinse/3 Millionen Euro) und Caio (25/Al-Ain/ablösefrei) in der jüngsten Periode.

Der Kader hat damit bis auf den Abgang von Félix keine gravierenden Verluste hinnehmen müssen, Jonas gehörte sowieso nicht mehr zum absoluten Stammpersonal. Daher hat Trainer Bruno Lage (43) in dieser Spielzeit etwas mehr Optionen in seinem präferierten 4-4-2 System. Als absolut gesetzt sind dabei in der Defensive Keeper Odysseas Vlachodimos (25), Kapitän André Almeide (29), der äußerst umworbene Rúben Dias (22) und Linksverteidiger Alejandro Grimaldo (23) zu erachten. In den ersten Saisonspielen machte aber auch das Eigengewächs Nuno Tavares (19) mit einem Treffer und gleich zwei Vorlagen in seinem ersten Profispiel auf sich aufmerksam.

Im Mittelfeld geht im defensiven Mittelfeld kein Weg an Florentino (20) vorbei, welcher mit hoher Wahrscheinlichkeit in seine letzte Spielzeit für Benfica gehen wird. Auf den Außenbahnen steht die erste Reihe ebenfalls fast felsenfest: Pizzi (27) und Rafa Silva (26) gehören nun schon über längere Zeit zum absoluten Vereinsinventar. Gerade der Erstgenannte befindet sich in herausragender Verfassung und hat in der Primeira Liga schon fünf Tore erzielt.

Im Angriff variiert Lage gerne, dabei ist aber einer der beiden Angreifer in der Regel absolut gesetzt: Haris Seferovic (27). Der ehemalige Frankfurter hat sich in Portugal in den den letzten Jahren zu einem absoluten Spitzenspieler von internationalem Format gemausert. Der Start in die neue Spielzeit lief für Benfica auch ohne Félix recht ordentlich: Nach vier Spielen stehen neun Punkte zu Buche, dabei feierte man auch zwei Mal einen 5:0 Sieg. Das Bild wird allerdings von einer 0:2 Heimpleite ausgerechnet gegen Vizemeister Porto getrübt. Dennoch scheint Benfica im Vergleich zum Vorjahr nicht wirklich schwächer geworden zu sein.

Im Fokus: Florentino Luis

In den letzten Jahren haben einige offensive wie auch defensive zentrale Mittelfeldspieler des Vereins große Karrieren in Europa hingelegt. Man muss dabei zwangsläufig an Bernardo Silva oder Nemanja Matic denken, auch Renato Sanches kann noch in diese Kategorien vorstoßen. Florentino Luis wird aller Voraussicht nach der nächste Spieler sein, der von halb Europa gejagt wird. Der 20-Jährige besticht durch ein exzellentes Zweikampfverhalten und erobert darüber hinaus viele Bälle.

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Daneben weiß Florentino hervorragende Pässe zu spielen und ist dank seiner technischen Fähigkeiten auch in offensiveren Postionen im Mittelfeld einsetzbar. Der portugiesische U17 (2016) und U19 (2018) Europameister hat seinen Vertrag bei Benfica erst im vergangenen Juli bis 2024 verlängert, dem Vernehmen nach mit einer Ausstiegsklausel von 100 Millionen Euro. Geht seine Entwicklung derart weiter, wird definitiv ein anderer Klub einen hohen Betrag für seine Dienste zeitnah auf den Tisch legen.

Prognose

In kaum einer anderen Gruppe gibt es eine derartige Leistungsdichte, wie in der Gruppe G. Dabei dürfte Benfica aufgrund seiner Erfahrung im Europapokal sowie seiner eingespielten Mannschaft zu den Favoriten gehören. Zumindest auf dem Papier scheint es so, als würden die Portugiesen und Lyon die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen. Allerdings können die beiden anderen Teams genauso gut gegen den Rekordmeister Portugals gewinnen. Dennoch: Die Mannschaft hat bis Félix keinen anderen wirklich nennenswerten Leistungsträger verloren (vor einem Jahr hätte man den designierten Golden Boy hier wohl noch nicht mal erwähnt). Von daher dürften die Portugiesen im Gegensatz zum Vorjahr mal wieder in die K.O.-Runde der Königsklasse einziehen.

Olympique Lyon

(Letzte Saison: Achtelfinale CL)

Der ehemalige französische Serienmeister (und damit indirekter Vorgänger von Paris Saint-Germain) bekam in der vergangenen Runde eine äußerst unangenehme Gruppe in der Champions League zugelost: So traf man in der Vorrunde auf Manchester City, die TSG 1899 Hoffenheim und – vor allem auswärts fürchterlich – Shakhtar Donezk. In dieser Konstellation schaffte es OL in dem Wettbewerb zu überwintern. Dabei blieb man in der Gruppenphase ohne Niederlage – und feierte dabei nur einen einzigen Sieg (ausgerechnet bei ManCity). Durch fünf (!) weitere Remis sicherte sich Lyon am Ende den zweiten Rang in der Gruppe F. Im Achtelfinale blieb der Klub dann gegen den FC Barcelona (0:0, 1:5) dann ohne Chance.

Die Nummer 2 im Lande?

Für dieses Statement spricht angesichts des tiefen Falls der AS Monaco eigentlich recht viel, aber ausgerechnet die Abschlusstabelle der Ligue 1 2018/19 spricht eine andere Sprache. Lyon landete mit 72 Punkten nur auf dem dritten Rang hinter Dauerchampion PSG (91) und dem Vizemeister aus Lille (75). Angesichts der eigenen Ansprüche dürfte sich dieses nationale Abschneiden durchaus enttäuschend angefühlt haben, hatte man doch wenigstens auf dem Papier eine bessere Mannschaft als der LOSC. Doch gleich acht Niederlagen in der französischen Liga verhinderten eine bessere Platzierung.

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Ebenso konnte OL in den nationalen Pokalwettbewerben keine signifikanten Erfolge erzielen. Im Pokal schied der Verein im Halbfinale gegen den späteren Sieger aus Rennes aus, im Ligapokal war gegen Straßburg bereits eine Runde früher Schluss. Trotzdem wurde das entscheidende Saisonziel wiederholt erreicht: Auch in der Saison 2019/20 ist der Klub in der Champions League vertreten.

Umbruch – auf Funktionärsebene

Obwohl die sportliche Entwicklung in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Schub nach oben nahm, wurden Veränderungen in diesem Sommer angestrebt. Dabei wurden die beiden elementarsten Posten bei OL neu besetzt: Seit diesem Sommer sitzt Sylvinho (45) auf der Trainerbank, den Posten des Sportdirektors bekleidet neuerdings niemand anderes als Juninho (44), der wahrscheinlich größte Spieler der Vereinsgeschichte. Für den Erstgenannten musste Bruno Génésio (53) seinen Posten als Übungsleiter räumen. Doch was hat sich sonst so in der Stadt mit der unangenehmsten Umgehungsautobahn Frankreichs getan?

Zumindest hat Lyon einen seiner berühmtesten Söhne verloren: Dieser Wechsel sorgt noch bis heute für Erstaunen, doch der ehemalige OL-Kapitän Nabil Fekir (26) spielt in der Tat nicht mehr für seinen Herzensverein. Der begnadete Kicker trägt aber mittlerweile nicht das Trikot des FC Barcelona oder von Real Madrid, sondern von Real Betis. “Lediglich” 20 Millionen Euro musste der Verein aus Andalusien für Fekirs Dienste überweisen, die anhaltenden Knie-Probleme des Weltmeisters von 2018 schreckten letztendlich sämtliche europäischen Schwergewichte ab.

Deutlich voller wurden die vereinseigenen Kasse durch die Verkäufe von Tanguy Ndombélé (22/Tottenham/60 Millionen Euro) und Ferland Mendy (24/Real Madrid/48 Millionen Euro). Mit diesem Duo verlor Olympique zwei absolute Stammspieler. Ansonsten halten sich die personellen Verluste gemessen an den Spielanteilen im Rahmen: Hierbei sind höchstens noch das “ewige Talent” Jordan Ferri (27/Montpellier/2 Millionen Euro) und Christopher Martins Pereira (22/Young Boys Bern/2 Millionen Euro) zu nennen. Aus quantitativer Sicht sind die entstandenen Lücken überschaubar, allerdings wirken die qualitativen Verluste auf den ersten Blick durchaus beachtlich.

Um diese personellen Lücken aufzufangen wurde auf der Zugangsseite dafür quantitativ investiert, um irgendwann die qualitativen Lorbeeren ernten zu können: Der teuerste Einkauf war dabei Jeff Reine-Adélaide (21/SCO Angers/25 Millionen Euro), welcher vornehmlich Fekir ersetzen soll. Weiter fanden Verteidiger Joachim Andersen (23/Sampdoria/24 Millionen Euro) und Thiago Mendes (27/OSC Lille/22 Millionen Euro), wobei der Zweitgenannte gerade “Herzstück” Ndombele ersetzen soll.

Zudem fanden mit Youssouf Koné (23/OSC Lille/9 Millionen Euro) und Jean Lucas (21/Flamengo/8 Millionen Euro) zwei weitere vielversprechende junge Spieler den Weg nach Lyon. Zusätzlich nahm der Klub mit Ciprian Tatarusanu (33/FC Nantes/ablösefrei) noch einen erfahrenen Ersatzkeeper unter Vertrag. Auf den ersten Blick scheinen die beträchtlichen Einnahmen in der Kaderbreite gut angelegt worden zu sein. Doch wie setzt Sylvinho seine Mannen in dieser Spielzeit ein?

Ähnlich wie Génésio setzt der Coach auf eine 4-3-3-Formation. Dabei hat der Brasilianer gerade in der Dreierreihe im Angriff mit Optionen wie Memphis Depay (25), Moussa Dembélé (23), Bertrand Traoré (24), Maxwel Cornet (22) oder Martin Terrier (22) die Qual der Wahl. Vor allem die beiden Erstgenannten dürfte in dieser Spielzeit am häufigsten in der Startelf zu finden sein. Im Mittelfeld sind vornehmlich der herausragend talentierte Houssem Aouar (22) sowie Lucas Toussart (22) gesetzt. Aus dem Abwehrverbund sollen die schnellen Außenverteidger Kenny Tete (23) und Léo Dubios (25) die offensiven Reihen unterstützen, während maßgeblich der Ex-Hannoveraner Marcelo (27) und Neuzugang Andersen vor Keeper Anthony Lopes (28) das Abwehrbollwerk bilden.

Dies funktionierte in den noch jungen Saison eher durchwachsen. Offensiv braucht sich Lyon eigentlich nicht mal so sehr vor PSG verstecken, dennoch stehen nach fünf Partien erst acht Punkte zu Buche. Dabei startete die Mannschaft mit neun Treffern in den ersten beiden (!) Spielen so hervorragend, danach folgten aber drei Spiele ohne eigenen Dreier.

Im Fokus: Memphis Depay

Vor vier Jahren wechselte der Niederländer als frisch gebackener Torschützenkönig der Eredivisie zu Manchester United und wurde gleich mit der prestigeträchtigen Rückennummer 7 ausgestattet. Gemessen an den eigentlichen Erwartungen und vor allem an dem eigentlich definitiv vorhandenen Potential wurde die Liaison einer der größten Flops der letzten Jahre. Nur 18 Monate später wurde der Flügelstürmer, welcher in England vor allem mit der Veröffentlichung diverser Rap-Songs auffiel, nach Frankreich verkauft.

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Dort legte der Memphis seit seiner Ankunft herausragende Statistiken auf: So kam er beispielsweise in der Spielzeit 2017/18 auf 19 Tore und 13 Assists – dies ergeben 32 Scorerpunkte nur in der Ligue 1. Auch in der momentan laufenden EM-Qualifikation brilliert der 25-Jährige mit bisher vier Treffern und sieben (!) Vorlagen bei nur vier Einsätzen. Wieso “hängt” der so wahnsinnig talentierte Angreifer eigentlich noch bei Lyon fest? Dies kann eigentlich nur an seinem mitunter als schwierig geltenden Charakter festgemacht werden, andernfalls müsste Memphis – ganz simpel – bei einem noch größeren Verein unter Vertrag stehen. In der diesjährigen Champions League-Saison kann er dafür arbeiten, dass die europäischen Schwergewichte den Ausnahmespieler bei Bedarf nicht erneut wie in diesem Sommer völlig ignorieren.

Prognose

Lyon hat drei absolute Stammspieler in diesem Sommer verloren, doch zumindest aus neutraler Perspektive diese Abgänge ordentlich aufgefangen. Im Vergleich zu den anderen Teams in dieser Gruppe hat die Mannschaft schon etwas mehr internationale Erfahrung sammeln können. Dies ist alleine ist natürlich nicht ausschlaggebend, allerdings gehört OL auch spielerisch zu den zwei besten Teams in dieser Gruppe. Sollte der neue Trainer seine Mannschaft finden und festigen können, ist der Einzug ins Achtelfinale eigentlich Pflicht.

RB Leipzig

(Letzte Saison: Gruppenphase EL)

Mit großen Ambitionen startete RB Leipzig in der vergangenen Spielzeit in eine machbare, aber durchaus attraktive Gruppe in der Europa League. Eigentlich sah sich der Klub von Trainer Ralf Rangnick eher in der Champions League, schnell musste man aber feststellen, dass auch in der Europa League sehr guter Fußball gespielt wird. In einer Gruppe mit RB Salzburg, Celtic und Rosenborg waren sieben Punkte am Ende deutlich zu wenig, Leipzig schied aus und musste eine herbe Enttäuschung hinnehmen.

Mit Nagelsmann Europa angreifen

Immerhin: In der Rückrunde konnte man sich auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren und qualifizierte sich so für die Champions League. Zumindest dieses Ziel wurde erreicht, nun will man mit dem neuen Trainer Julian Nagelsmann in diesem Wettbewerb für Furore sorgen. Dabei bleibt man dem RB-Motto treu, eine junge und hungrige Mannschaft soll den nächsten Entwicklungsschritt gehen.

Dafür wurde der Kader verstärkt. Junge Spieler wie Ethan Ampadu (18, Chelsea) oder Luan Candido (18, Palmeiras) sollen herangeführt werden, Christopher Nkunku (21, PSG) und Ademola Lookman (21, Everton) dienen sofort als gute Verstärkung für den Kader. Mit Patrik Schick (23, Roma) kam kurz vor dem Ende der Transferphase zudem noch ein Stürmer, der zum Stil des Trainers passt. Den ganz großen Nachholbedarf hatte man ohnehin nicht, denn schon im Winter wurde mit Haidara (21) und Adams (20) ein Vorgriff auf den Sommer getätigt. Der Blick den Kader zeigt, was Julian Nagelsmann will: Eine maximal flexible Mannschaft. Schon in Hoffenheim zeigte der junge Trainer, dass er zwar auf Kontinuität hinsichtlich seiner Systematik baut, gleichzeitig aber auch gerne viele Spieler auf dem Feld hat, die innerhalb dieser Systematik mehrere Rollen und Aufgabenbereiche übernehmen können.

In den ersten Wochen der Saison spielte RB Leipzig eine Mischung aus kontrolliertem Fußball und schnellem Umschaltfußball. Die Automatismen müssen erst hergestellt werden, die Verfeinerung des nagelsmannschen Systems wird einige Wochen, wenn nicht gar Monate in Anspruch nehmen. Doch die Basis ist vorhanden, RB stellte in der letzten Saison eine sehr gute Defensive und wirkte in vielen Phasen der Saison sehr zielstrebig und geradlinig.

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Maximale Flexibilität als Markenzeichen

Der Wechsel auf der Trainerposition brachte bei RB Leipzig auch einen Wechsel in der Ausrichtung mit sich. Unter Julian Nagelsmann wird die Dreierkette als wesentliches Stilmittel praktiziert, eine wichtige Rolle nehmen dabei die beiden „Wingbacks“ vor dieser Dreierkette ein. Lukas Klostermann (23) und Marcel Halstenberg (27) sind die idealen Spieler, die gleich mehrere elementare Dinge vereinen. Sie sind einerseits defensiv sehr gut ausbalanciert, was in der Rückwärtsbewegung sehr wichtig ist, andererseits sind sie aber auch sehr offensivstark, können viele Sprints ausführen und schieben das Offensivspiel permanent an. Schon zu Saisonbeginn zeigte sich, wie wichtig beide für das RB-System sind. Und: Mit Saracchi, Candido oder offensiveren Optionen stehen genügend Alternativen zur Verfügung um die etablierten Kräfte zu entlasten.

Das gilt aber nicht nur für diese Position, in allen Mannschaftsteilen ist sehr viel Qualität vorhanden. Alleine im Mittelfeldzentrum verfügt man mit Adams (20), Demme (27) und Ilsanker (30) über drei eher defensive und mit Haidara (21), Kampl (28), Laimer (22) und Nkunku (21) über gleich vier sehr dynamische, offensiv engagierte Spieler. Hinzu kommen noch der derzeit verletzte Neuzugang Hannes Wolf (20), der genau wie Forsberg (27) oder Sabitzer (25) hängend hinter der Spitze agieren kann. Julian Nagelsmann kann also viel rotieren und innerhalb seines 3-4-2-1 oder 3-5-2 ständig neue Reize setzen.

Nach der vergangenen Saison muss sich aber nicht nur RB Leipzig auf internationalem Parkett weiterentwickeln, auch Julian Nagelsmann steht vor einer wichtigen Saison. Mit der TSG Hoffenheim schied er trotz einiger spektakulärer Spiele in der Vorsaison in der Gruppenphase der Champions League aus, seine Mannschaft wollte oft zu viel, ließ die defensive Stabilität vermissen und sich naiv auskontern. Dem will man in Leipzig entgegenwirken, die ersten Spiele mit guten Offensivansätzen, aber einer soliden bis guten Defensivabsicherung sind ein Zeichen.

Im Fokus: Ibrahima Konate

Der französische Innenverteidiger spielte eine sensationelle Saison 2018/19 und entwickelte sich in allen Teilbereichen seines Spiels weiter. Konate ist antrittsstark, verfügt über eine enorm gute Physis, hat sich im Aufbau weiter stabilisiert und war ein Grund für die national sehr gute Saison. In seiner Anfangszeit zeigte sich der 20-jährige phasenweise etwas zu lässig im Defensivverhalten, das hat sich aber mittlerweile verändert.

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Konaté ist einer der besten Innenverteidiger in der Bundesliga und einer der besten U21-Verteidiger weltweit. Unter Julian Nagelsmann muss er sich als ein wichtiger Part der Dreierkette neu ausrichten, muss mit dem Risiko, das Nagelsmann fordert, zurechtkommen und andere Defensivautomatismen verinnerlichen. Bei seinem Talent und seinen Qualitäten sollte das aber auch auf dem hohen Niveau der Königsklasse kein großes Problem sein.

Prognose

RB Leipzig hat die Hausaufgaben im Sommer erledigt und zu Saisonbeginn sehr ordentliche Leistungen gezeigt. Julian Nagelsmann wird die Mannschaft taktisch noch einmal flexibler machen, die Anpassungen sind klug und der Kader breit. In der Gruppe ist eigentlich alles möglich, die Mannschaften sind sehr ausgeglichen. Trotzdem: Die Qualität wurde spürbar erhöht, Platz zwei ist eigentlich ein Muss.

(Main Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

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