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·22. Mai 2024

Champions-League-Finale der Frauen: Besiegt Barça endlich Angstgegner Lyon?

Artikelbild:Champions-League-Finale der Frauen: Besiegt Barça endlich Angstgegner Lyon?

Titelverteidiger Barcelona trifft am Samstag, den 25. Mai 2024, auf Olympique Lyon. Der Anstoß im San Mamés-Stadion in Bilbao, wo ansonsten der baskische Athletic Club zuhause ist, erfolgt um 18 Uhr. Das Spiel wird auf DAZN live und kostenlos übertragen. Eigentlich ist DAZN ein Bezahlsender, aber für die Champions League der Frauen sind alle Spiele für alle verfügbar.

Barcelona hatte 2023 schon im Finale von Eindhoven den VfL Wolfsburg geschlagen und reist als Titelverteidiger an. Olympique Lyon dagegen ist mit acht Titeln der Rekordsieger der UWCL. Die deutschen Klubs verabschiedeten sich diese Saison schon früh: Bayern und Frankfurt schieden in der Gruppenphase aus, Wolfsburg sogar schon in der Qualifikation.


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Lyon: Statt Rückschritten neue Weiterentwicklung

Lyon liebt die Champions League: Achtmal gewannen die Französinnen den Wettbewerb seit 2011 bereits, zuletzt 2022. In Turin schlug die Elf von Sonia Bompastor damals den FC Barcelona mit 3:1. Es war ein überraschender Sieg: Barça galt nach einer spektakulären Saison als Favorit, Lyon galt vielen schon als Relikt der Vergangenheit. Stattdessen zeigte OL, dass mit ihnen zu rechnen ist - es war der Beginn einer neuen Rivalität.

Lyon hat, anders als viele es vorhergesehen hatten, keine Rückschritte gemacht. Stattdessen hat der Klub unter der neuen Eigentümerin Michele Kang große Ambitionen: Ein neues Stadion soll gebaut werden, der Staff vergrößert werden, die Infrastruktur verbessert werden - und am Geld für neue Spielerinnen soll es auch nicht mangeln. Leistungsträgerinnen wie UWCL-Rekordtorschützin Ada Hegerberg haben verlängert. Mit Lyon wird, unabhängig vom Ausgang des Finales, auch künftig zu rechnen sein.

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Rekordtorschützin: Ada Hegerberg bleibt in Frankreich / Visionhaus/GettyImages

Weg nach Bilbao: Spektakuläre Spiele und Stolpersteine

Der Weg nach Bilbao verlief für Lyon recht souverän, aber nicht ohne Tücken: In der Gruppenphase hatten die "Fenottes" Losglück, erwischten mit Slavia Prag, St. Pölten und Brann eine sehr machbare Gruppe. Lyon spielte dabei aber zweimal Unentschieden - Abzüge in der B-Note also. Gegen Benfica im Viertelfinale war Lyon überlegen, drehte das Hinspiel nach Rückstand und gewann zuhause mit 4:1.

Das spektakulärste Spiel der bisherigen Saison folgte dann im Halbfinale: Lyon trat gegen den Erzrivalen Paris Saint-Germain an, und lange sah es schlecht aus. Auf heimischem Boden lag OL trotz einiger Chancen in der 80. Minute mit 0:2 zurück - aber Lyon zeigte genau das, was sie in den letzten Jahren immer wieder ausgemacht hat: Nie aufgeben, spät zurückkommen, im entscheidenden Moment wacher und schneller sein. Durch einen Dreierschlag binnen sechs Minuten drehte Lyon das Spiel und gewann. Das Rückspiel brachten sie mit 2:1 dann recht souverän nach Hause.

Sturmduo Diani-Hegerberg wichtig - letzter Titel für Bompastor?

Diese Saison stachen bei Lyon vor allem Kadidiatou Diani, im Sommer aus Paris gekommen, sowie das haitanische Mittelfeldtalent Melchie Dumornay und die unvermeidliche Ada Hegerberg heraus. Hegerberg hat besonders gute Erinnerungen an Spiele gegen Barcelona: Im Finale 2019, als Lyon überlegen mit 4:1 siegte, feierte die Norwegerin einen Hattrick. Und 2022 in Turin erzielte die Rekordtorschützin der UWCL das zweite Tor. Auch Sara Däbritz spielte diese Saison stark, aber die Deutsche wird Lyon im Finale verletzt fehlen.

Das Endspiel könnte auch der letzte Höhepunkt von Sonia Bompastors Zeit in Lyon sein: Die Trainerin, die zuvor auch als Spielerin lange bei Olympique war, wird den Verein im Sommer wohl verlassen - sie ist als neue Chelsea-Trainerin im Gespräch.

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OL-Legende Sonia Bompastor könnte den Klub verlassen / Eurasia Sport Images/GettyImages

Barcelona: Lyon ist die Achillesferse der Titelverteidigerinnen

Auf dem Weg zur kompletten Dominanz in Europa hat der FC Barcelona schon viel erreicht: Sie haben 2021 den Titel in der Champions League überlegen gewonnen und 2023 erneut, sie vermarkten sich so gut wie niemand anderes und ziehen die meisten Zuschauer an, und sie gelten als die Topadresse für die besten Spielerinnen - wer nach Barcelona wechselt, bleibt dort meistens auch. Kurz, Barça hat eine enorme Strahlkraft.

Aber jeder Klub hat eine Achillesferse, und die von Barcelona scheint Lyon zu heißen. 2019 zahlten die Katalanen als Underdog viel Lehrgeld, aus der klaren Niederlage nahm Barcelona viel mit: Tiki-Taka, das lernten sie in Budapest, würde nicht reichen. Um das beste Team der Welt zu werden, mussten sie auch ihre Physis verbessern.

Drei Jahre später war Barça dann der klare Favorit, schien für die Revanche bereit - und wurde erneut von OL eiskalt erwischt. Von einem frühen 0:2-Rückstand erholte sich die Elf nicht mehr. Noch nie konnte Barcelona gegen Lyon gewinnen. Ist nun also der Zeitpunkt für die Doppelrevanche gekommen?

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Bittere Niederlage: 2022 zog Barcelona erneut gegen Lyon den Kürzeren / Maja Hitij/GettyImages

Starke Saison - aber keine Aura der Unbesiegbarkeit wie zuvor

Barcelona spielt wieder eine beeindruckende Saison - in der Liga ist das Team von Jonatan Giraldez ungeschlagen, ließ nur einmal einen Punkt liegen - Tordifferenz 129:9. Zum Vergleich: Bayern als Meister der Frauen-Bundesliga hat aktuell - bei sieben Spielen weniger - eine Tordifferenz von 56:7.

Bei jedem anderen Klub würde das wohl für aufgeregte Schlagzeilen sorgen, bei Barça ist das inzwischen schlichtweg normal. Besonders Caroline Graham Hansen, die jüngst den Rekord für die meisten Scorerpunkte in einer Saison einstellte, sowie Salma Paralluelo, überragen bisher.

Es gibt aber auch ein paar Flecken auf der weißen Weste. Obwohl es Kritik auf sehr hohem Niveau ist: Barça wirkt nicht ganz so dominant wie in den letzten Jahren, hat die Aura der Unbesiegbarkeit ein Stück weit verloren. Eintracht Frankfurt konnte immerhin nach einer Halbzeit gegen die Titelverteidigerinnen führen, Benfica Lissabon brachte nur ein Last-Minute-Tor um den Sieg (so wurde es ein spektakuläres 4:4), und Chelsea konnte auswärts mit 1:0 im Halbfinale gewinnen.

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Gegen Frankfurt taten sich Salma Paralluelo und Co. zunächst nicht ganz leicht / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Besonders der letzte Sieg hatte eine hohe Bedeutung, denn Barça war zuvor zuhause seit mehr als fünf Jahren (!) in allen Wettbewerben ungeschlagen gewesen. Barcelona hat sich durch die außergewöhnlichen Leistungen der letzten Jahre eine extrem hohe Messlatte gesetzt und kommt diese Saison nicht ganz an das Niveau heran - aber die Saison ist, objektiv betrachtet, immer noch besser gelaufen als die von Lyon.

Auch Giraldez geht - würdiger Schlusspunkt in Bilbao?

Bei allen Unterschieden - Emporkömmling vs. alte Dominanz, finanzielle Probleme vs. neues Geld durch innovative Lösung, Ballbesitz vs. Kontern - gibt es doch eine Gemeinsamkeit: Auch Barça-Trainer Jonatan Giraldez verabschiedet sich nach der Saison, er soll für ein astronomisches Gehalt der Trainer von Washington Spirit werden. Die Eigentümerin seines neuen Klubs ist gleichzeitig die Eigentümerin des Klubs, gegen den er nun im Finale spielt, nämlich die amerikanische Unternehmerin Michele Kang - eine Ironie des Schicksals.

Alexia Putellas, die noch lange mit einem Weggang aus Barcelona liebäugelt hatte, scheint nun dagegen zu bleiben, wie spanische Medien berichten. Für das Duell gegen Lyon ist das Lazarett von Barcelona weniger gut gefüllt als das des Gegners - nur Innenverteidigerin Maria "Mapi" León fehlt wahrscheinlich wegen eines Außenbandrisses.

So ist alles angerichtet für ein spannendes Duell: Die Rivalität Barcelona-Lyon könnte, egal wie das Resultat aussieht, noch länger den Frauenfußball prägen. Siegt Lyon erneut, dann wartet Barcelona weiter auf die Revanche für schmerzhafte Niederlagen. Gewinnt Barcelona seinen dritten Champions-League-Titel, dann wird Lyon in der nächsten Saison alles daran setzen, seinen Status als Achillesferse von Barça nicht zu verlieren und erneut zu triumphieren.

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