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·10. Dezember 2024
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Tutto bene oder ein Desaster? Die deutschen Vizemeisterinnen stehen in der Champions League vor einem entscheidenden Spiel. Am Mittwoch, 11. Dezember, trifft der VfL Wolfsburg im AOK Stadion auf die AS Roma (übertragen auf DAZN).
Beide haben vor der Partie sechs Punkte. Wenn Wolfsburg gewinnt, sind die Chancen auf das Weiterkommen gut, sie können sogar das Viertelfinale klarmachen - ansonsten muss der VfL bangen. Die Vorschau zum UWCL-Endspiel der Wölfinnen.
Der VfL konnte bisher in der Champions League zwei souveräne 5:0-Siege gegen Neuling Galatasaray Istanbul einfahren. Die Türkinnen sind aber bereits ausgeschieden, und da auch alle anderen bisher gegen sie gewinnen konnten, haben diese sechs Punkte wenig Wert.
Stattdessen kommt es für Wolfsburg auf die direkten Spiele gegen Rom und Lyon an. Die beiden Hinspiele verlor der VfL. Eine denkbar schlechte Ausgangsposition, die Wolfsburg nun unter Druck setzt. Lyon führt die Tabelle mit vier Siegen aus vier Spielen an, Rom und Wolfsburg folgen mit sechs Zählern.
Allerdings hat Rom am letzten Spieltag mit Galatasaray eine deutlich leichtere Aufgabe vor der Brust als Wolfsburg mit Lyon, sodass ein Unentschieden für den VfL nicht unbedingt ein gutes Resultat wäre. In dem Fall müssten die Wölfinnen auf einen Patzer von Rom hoffen und selbst gewinnen - ein unwahrscheinliches Szenario. Die Elf von Tommy Stroot muss auf Sieg spielen, um eine gute Chance auf das Viertelfinale zu haben.
Da Wolfsburg im Hinspiel mit 0:1 gegen Rom verlor und der direkte Vergleich für das Weiterkommen zählt, würde ein höherer Sieg als 1:0 schon die direkte Qualifikation bedeuten. Bei einem Sieg mit einem Tor Unterschied müsste man hoffen, dass Rom am nächsten Spieltag kein Torfestival gegen Galatasaray feiert, denn dann geht es um die Tordifferenz. Es heißt also tutto o niente, alles oder nichts.
Der VfL wurde im Hinspiel für seinen Chancenwucher bestraft: Beste Chancen hatten die Wolfsburgerinnen in der italienischen Hauptstadt ungenutzt gelassen. Dagegen wurde ein Handspiel von Lynn Wilms mit einem Elfmeter für Rom geahndet, Manuela Giugliano trat an und sagte Grazie.
Die Kapitänin ist die torgefährlichste Spielerin der Roma und auch für spektakuläre Weitschüsse zu haben - auf die 27-Jährige muss Wolfsburg auch im Rückspiel ein Auge haben. Es war also ein typischer Underdog-Sieg, den Rom zuhause einfahren konnte.
Manuela Giugliano: Die Kapitänin ist Roms wichtigste Spielerin / Jonathan Moscrop/GettyImages
Auch die zwei Aluminium-Treffer der Niedersächsinnen brachten ihnen am Ende wenig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Roma zwischendurch beste Chancen zum 2:0 auf dem Fuß hatte, die Wolfsburger Defensive zeigte sich schlicht zu wacklig. Auch die Kreativität aus dem Spiel heraus war ein Thema, wie schon oft diese Saison.
Der VfL kann ein Erfolgsergebnis gut gebrauchen, bei einer Niederlage wäre die Stimmung wohl frostig. Denn am Wochenende patzte Wolfsburg. Gegen Leverkusen, eins der Überraschungsteams der Saison, verloren sie mit 0:1. Damit verloren die Wölfinnen nicht nur die Tabellenführung, sondern rutschten sogar auf Platz vier ab - so knapp ist die Tabelle der Liga aktuell.
Für den deutschen Frauenfußball eine gute Nachricht, für Wolfsburg weniger. Zuvor hatte der VfL sechs Spiele in Folge in der Liga gewonnen, teils souverän, oft aber auch mit Mühen, wie beim 3:1 gegen Aufsteiger Turbine Potsdam.
Diese Saison steht für den VfL im Zeichen des Umbruchs, daher wird einiges ausprobiert. Die Grün-Weißen überraschten mit dem Sieg gegen Bayern in der Liga, aber zeigten auch einige schwächere Leistungen. Bei einem frühen Champions-League-Aus könnte wohl jetzt schon von einer enttäuschenden Saison gesprochen werden.
Die Bilanz zwischen den beiden Teams ist bisher ausgeglichen. Schon 2022 trafen sie zweimal in der Gruppenphase aufeinander, dort gab es in Rom ein Remis und in Wolfsburg ein wildes 4:2 für den VfL. Rom hat es in den letzten Jahren geschafft, dem Dauermeister Juventus Turin den Rang abzulaufen. Mit offensivem, teils auch vogelwildem Fußball begeisterte die Elf von Trainer Alessandro Spugna.
Inzwischen läuft es etwas weniger gut, auch wegen vielen Abgängen in der Sommerpause. In der Liga liegt Rom als amtierender Meister aktuell nur auf Rang vier, Juventus dominiert die Serie A. Am Wochenende fuhren sie einen Arbeitssieg gegen den FC Como ein. Neben Manuela Giugliano sind auch die Kanadierin Evelyne Viens und Valentina Giacinti torgefährlich.
Torhüterin Camelia Ceasar zeigte diese Saison schon einige spektakuläre Paraden. Außerdem hat die AS mit Giulia Dragoni eins der größten Nachwuchstalente Europas in ihren Reihen. Im Kader der Roma stehen mit Saki Kumagai und Verena Hanshaw außerdem bekannte Gesichter aus der Frauen-Bundesliga.
Tommy Stroot erklärte, die schmerzhafte Schlappe gegen Leverkusen sei nicht leicht zu verarbeiten: "Wir wissen, dass wir Gewinnertypen haben, bei denen es vielleicht auch mal einen Tag länger dauert, bis so eine Niederlage abgeschüttelt ist." Trotzdem gab sich der VfL-Trainer optimistisch: "Aber wir wissen auch, wie die Aufgabe gegen Rom aussieht."
Ähnlich äußerte sich Torhüterin Merle Frohms, das 0:1 sei ein "extremer Rückschlag" gewesen. Jetzt sei die Aufgabe klar: "Da müssen wir uns alle mal zusammenreißen und unsere Aufgaben erledigen. Alles andere als ein Sieg ist einfach unmöglich."
Die Generalprobe ist misslungen, dennoch wird Wolfsburg vermutlich mit einem ähnlichen Team auflaufen wie gegen Leverkusen. So starteten die Wölfinnen am Wochenende:
Merle Frohms - Lynn Wilms, Marina Hegering, Kathrin Hendrich, Sarai Linder - Lena Lattwein, Janina Minge, Svenja Huth - Vivien Endemann, Sveindís Jane Jónsdóttir, Alexandra Popp
Gut möglich wäre es aber auch, dass statt Endemann die am Wochenende eingewechselte Lineth Beerensteyn startet. Auch eine Umstellung auf eine Fünferkette ist denkbar, damit hatte Wolfsburg im Topspiel gegen Bayern Erfolg gehabt.