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Helge Wohltmann·24. April 2020
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Helge Wohltmann·24. April 2020
Die Bundesliga-Klubs werden durch die Coronakrise teilweise an den Rand der Zahlungsfähigkeit gebracht. Wie schlimm es die Vereine trifft, hat Werder Bremen nun offengelegt.
Der Vorsitzende der SVW-Geschäftsführung, Klaus Filbry, hat in einer telefonischen Pressekonferenz detailliert erklärt, welche Kosten auf die Norddeutschen zukommen. Besonders interessant dabei ist, dass die anderen Bundesliga-Klubs wohl vor ähnlichen Herausforderungen stehen, bislang aber keinen so genauen Einblick in ihre Finanzen gewährt haben.
Im schlimmsten Fall droht Werder dem ‚kicker‘ zufolge ein Verlust von 45 Millionen Euro. Der setzt sich aus verschiedenen Punkten zusammen. Im TV-Ranking stehen die Bremer im Mittelfeld der Liga und könnten damit rund 15 Millionen Euro verlieren, wenn die Saison nicht wieder gestartet wird. Doch selbst wenn Geisterspiele möglich sind, trifft es die Hanseaten schwer.
Allein in dieser Saison werden etwa sechs Millionen Euro aus dem Ticketing und von Sponsoren fehlen. Im Businessbereich würden zudem 3,3 Millionen Euro wegfallen. Das gilt, selbst wenn die restlichen Partien doch noch ohne Zuschauer ausgetragen werden würden. Zusätzlich fehlen kleinere Sponsorenzahlungen (500.000 Euro) und Buchungen im Hospitality-Bereich (1,5 Millionen Euro). Allein in dieser Saison macht das ein Minus von über zehn Millionen Euro aus.
In Werders Fall kommt zudem hinzu, dass fünf Millionen Euro an Sponsorenzahlungen fraglich sind, da auch die Partnerfirmen von der Krise bedroht sind. Außerdem laufen Verträge mit Großsponsoren über 5,6 Millionen Euro aus, die noch nicht verlängert sind.
Es ist aber ja nicht nur aktuelle Spielzeit betroffen. Aktuell ist nicht absehbar, wann wieder Fans ins Stadion kommen dürfen. Die Grün-Weißen rechnen deshalb bis zum Ende des Jahres ohne Zuschauer-Einnahmen aus den Heimspielen. Das entspricht etwa 16 Millionen Euro. Selbst mit Geisterspielen würden also insgesamt mindestens 26 Millionen Euro fehlen. Im schlimmsten Fall seien es 45 Millionen Euro, die aufgetrieben werden müssten.
Unmöglich ist das für Werder aber nicht: „Die Liquidität ist auf jeden Fall bis in den Frühherbst sichergestellt“, so Filbry. Das schließe einen Saisonabbruch mit ein. Dafür müssten allerdings Kredite bei Banken und ein KfW-Kredit in zweistelliger Millionenhöhe aufgenommen werden. Werder muss also erstmals seit der Gründung der GmbH und Co.KG auf Aktien im Jahr 2003 Schulden machen.
Außerdem müsse künftig zwingend das Gehalt der Profis gesenkt werden. Aktuell liegt der Etat bei rund 50 Millionen Euro. Es müssen also Spieler verkauft und Gehälter gesenkt werden. Eventuell müssten sich auch die Spieler mit Einnahmeverlusten einverstanden erklären, damit der Klub überleben könne.
Die Zahlen zeigen, wie bedrohlich die Situation nicht nur für Werder, sondern auch für alle anderen Bundesliga-Klubs ist. Der Rest dürfte mit ähnlichen Einnahmeverlusten zu kämpfen haben. Für Filbry gibt es deshalb nur eine Hoffnung: „Wenn wir die Saison nicht zu Ende spielen können, dann könnten wir mit den gleichen Argumenten auch im September, Oktober nicht spielen. Und das würde die Bundesliga nicht überleben.“