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Annika Becker·18. September 2023
🏆 Buli-Awards: Kurios-Korrektes in Köln, "Ramos" verlängert in Essen

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Annika Becker·18. September 2023
Die Bundesliga der Frauen legte am ersten Spieltag gleich wieder richtig los. Von taktischen Veränderungen, Überraschungen, einer Vertragsverlängerung und einem kuriosen Platzverweis war alles dabei. Auf den Tribünen wurde sich gegen den Abgesang auf die Liga nach Deutschlands frühem WM-Aus gestemmt. Dafür vergeben wir die Awards zum 1. Spieltag.
Nach dem frühen WM-Aus des deutschen Nationalteams ging häufig die Frage rum, ob es den EM-Effekt nun in die andere Richtung gäbe mit wieder viel leereren Stadien als im letzten Jahr. Schon da gab es Hinweise auf eine viel langlebigere Entwicklung, weil nicht nur die Highlight-Spiele in den großen Arenen gut besucht waren und sich der Trend auch nach einer langen Winterunterbrechung hielt.
Beim Saisonauftakt des SC Freiburg kamen 13.234 Zuschauer*innen, darunter viele Ultras, die mit einer Choreo und Gesängen das ganze Spiel über ihre Freiburgerinnen pushten. Und auch auf anderen Plätzen war was los, denn überall kamen mehr als 2000 Menschen zu den Partien – außer in Sinsheim.
Bei der TSG Hoffenheim, die traditionell einen niedrigen Publikumsschnitt hat, waren es knapp unter 600. Damit scheint sich der Zuspruch in den Stadien mindestens mal auf einem sehr guten Niveau zu stabilisieren.
Neuer Anlauf, neues Glück für den VfL Wolfsburg. Dabei sollen Veränderungen im Detail helfen, so ließ Tommy Stroot eine Startelf auf den Platz, die so trotz der vielen Neuzugänge auch in der vergangenen Saison hätte spielen können – im Vergleich zum FC Bayern München kamen beim VfL vor allem Spielerinnen für die Kaderbreite.
Allerdings haben sich die Rollen einiger Akteurinnen verändert, weil die Grundformation eine andere ist. Der Switch vom 4-2-3-1 auf ein 4-3-3 wurde in der Vorbereitung bereits angekündigt. Spannend daran ist, dass Lena Oberdorf zumindest gegen Leverkusen nicht als Sechserin vorgesehen war, sondern zusammen mit Jule Brand (statt auf dem Flügel) die beiden Achterpositionen besetzte.
Dafür spielte Lattwein im defensiven Mittelfeld. Das könnte gegen stärkere Gegner vielleicht anders aussehen, weil durch den Tausch Oberdorfs Fähigkeit, einen großen Raum abzudecken defensiv fehlt. Dafür bekommt sie nun allerdings die Gelegenheit, an einem persönlichen Ziel zu arbeiten: Sie hatte angesprochen auf ihre eigene Entwicklung in der Vergangenheit gesagt, sie wolle sich offensiv noch verbessern und torgefährlicher werden.
Außerdem ist Alexandra Popp jetzt klar als Mittelstürmerin gesetzt, Einsätze auf anderen Positionen soll es, wenn alles nach Plan verläuft, nicht mehr geben, dafür muss Ewa Pajor auf den Flügel weichen. Die polnische Nationalspielerin scheint die Position aber eher wie eine Art hängende Spitze zu interpretieren, während Jónsdóttir auf der anderen Seite eher die Aufgabe hat, das Spiel breit zu machen.
Als Svenja Huth für Jule Brand eingewechselt wurde, sortierte sie sich auf deren Achterposition ein. Gegen Leverkusen wurde deutlich, dass sich das Ganze noch etwas einspielen muss. Interessant daran ist, dass die deutschen WM-Spielerinnen jetzt zum Teil eher so eingesetzt werden, wie Martina Voss-Tecklenburg sie im Sommer aufgestellt hatte.
Bleiben wir kurz bei der TSG Hoffenheim, denn die fegte den MSV Duisburg mit einem 9:0 vom Platz. Zwar war auch der Halbzeitstand von 3:0 schon deutlich, die Frage, ob die Partie am Ende tatsächlich sogar zweistellig ausgeht, stellte sich aber ernsthafter in den letzten zehn regulären Minuten der Partie. Denn zunächst sah es so aus, als hätten die Frauen der TSG nach dem 6:0 durch ein Eigentor von Emilie Henriksen genug.
Dann aber legten die eingewechselten Spielerinnen noch mal los: Jill Janssens legte Vanessa Leimenstoll auf (80.) und Nicole Billa (84., 89.) traf sogar noch doppelt. Melissa Kössler war bereits vorher ein Dreierpack gelungen, das Spiel war nicht nur durch das Ergebnis, sondern auch die gezeigten Spielzüge eine echte Ansage, dabei war eine öffentliche Zielsetzung verbaler Natur vor dem Ligastart noch vermieden worden.
Für einen richtigen Knaller sorgte die SGS Essen mit ihrem 2:0-Sieg über Eintracht Frankfurt. Die Gäste wirkten nach einem früheren Saisonauftakt mit der Champions-League-Qualifikation und einem Pokalspiel unter der Woche etwas müde, trotzdem waren es das gute Pressing und eine starke Teamleistung, mit der sich Essen den Sieg verdiente.
Eine war dabei auch dieses Mal wieder ganz besonders auffällig: Stürmerin Ramona „Ramos“ Meier, vor der letzten Saison als Top-Torschützin der 2. Bundesliga aus Ingolstadt gekommen, hat sich innerhalb eines Jahres zu einer festen Größe auf dem Platz und auch zu einem Publikumsliebling entwickelt.
Die 27-jährige bereitete das 1:0-Kopfballtor von Annalena Rieke per Flanke vor. Und auch sonst läuft es gerade rund für Ramona Maier: Ihre vorzeitige Vertragsverlängerung wurde vom Stadionsprecher bekanntgegeben mit den Worten „Schaut mal auf die Anzeigetafel“. Auf eben dieser möchte die Stürmerin mit ihren Treffern möglichst häufig stehen. Heute wurde die Verlängerung bis 2026 vom Verein nochmals offiziell verkündet.
Überraschungen wie gegen die Eintracht soll es auch in Zukunft geben: „Ich möchte der Mannschaft weiterhin mit Toren und vielen Offensivaktionen helfen, damit wir mindestens das Ergebnis von letzter Saison bestätigen können, die Großen in der Liga ein bisschen ärgern können und vielleicht wieder ins DFB-Pokalfinale einziehen können. Das wäre für mich ein kleiner Traum“, so Maier. Damit verlängerte nach Sophia Winkler, Natasha Kowalski und Lena Ostermeier diesen Sommer bereits die vierte Leistungsträgerin der SGS ihren Vertrag.
Es ist unter Fans der Bundesliga der Frauen seit einer Weile ein beliebter Witz, sich über die wenigen Tore des SV Werder Bremen zu beömmeln. Seinen Anfang nahm das damit, dass den Werderanerinnen in der Saison 2021/22 das Kunststück gelang, mit einem Torverhältnis von 9 zu 46 nicht abzusteigen. In der vergangenen Saison waren es dann immerhin schon 16 Treffer, aber von sich reden machte Bremen eher mit einer knallharten Defensive.
Jetzt stehen gleich nach dem ersten Spiel gegen einen schwach aufspielenden Aufsteiger aus Nürnberg gleich fünf Treffer auf dem Konto. Zwar wird es nicht immer so viel Platz für die neu formierte Offensive um Sophie Weidauer und Lisa Josten geben, trotzdem kann man schon jetzt festhalten, dass Bremen so zielstrebig und gefährlich spielt wie in den vergangenen beiden Saisons nicht.
Zum Abschluss noch etwas Regelkunde. Beim Spiel des 1. FC Köln gegen Leipzig gab es gleich zwei Gelb-Rot-Platzverweise. Leipzigs Julia Landenberger musste wegen zweifachen Foulspiels vom Platz (66.). Die 19-jährige Leihspielerin des FC Bayern München war speziell beim zweiten Foul viel zu ungestüm und wird daraus sicherlich lernen. Für größere Verblüffung sorgte im ersten Moment der Platzverweis gegen Kölns Martyna Wiankowska.
Sie war vor der Pause bereits verwarnt worden und trat dann in der 81. Minute einen Freistoß, der allerdings noch nicht freigegeben war. Schiedsrichterin Davina Lutz zeigte erneut Gelb und stellte sie somit vom Platz. Lutz hatte in der Situation keinen Ermessensspielraum, weil in den Regeln klar festgelegt ist, dass diese Unsportlichkeit mit Gelb bestraft werden muss.