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·7. Oktober 2024

Borussia Dortmund: Der Klub, den keiner versteht

Artikelbild:Borussia Dortmund: Der Klub, den keiner versteht

Der Kolumnist staunt, dass es immer noch Menschen gibt, die sich von BVB-Rückschlägen wie jetzt in Berlin überraschen lassen

In den Nachrichten haben sie am Sonntagmorgen das Wort "gepatzt" benutzt. Borussia Dortmund habe bei Union Berlin "gepatzt", also verloren, sagte die Frauenstimme, und zwar mit 1:2. Ich musste einen Moment lang darüber nachdenken, warum mich die Wortwahl störte, und dann wusste ich es: Man kann eigentlich nicht von "patzen" sprechen, wenn alles so läuft wie gewohnt. Wenn jemand ständig patzt, ist das irgendwann nicht mehr patzen, sondern Normalität.


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"Patzen" wäre eher angebracht, sollte der BVB damit anfangen, gar nicht mehr zu verlieren. Das würde sich dann so anhören: "Borussia Dortmund patzte am Samstag bei Union Berlin – das Spiel endete 2:1 für den BVB."

Seit Jahren läuft das nun schon so. Immer wenn man denkt, es geht bergauf, geht es bergab. Und umgekehrt. Erstaunlicherweise sind wir nach all der Zeit trotzdem alle ganz erstaunt, sobald Dortmund vermeintlich überraschend verliert. Die Sportschau griff zur handelsüblichen Formulierung der "zwei Gesichter" und zählte auf: drei Heimspiele, drei Heimsiege, 10:4 Tore. Aber: drei Auswärtsspiele, nur ein Punkt, 2:7 Tore. Doch es ist viel mehr als das.

Den BVB trennte vor zwei Jahren am 34. Spieltag nur ein Heimsieg von der Meisterschaft. Der BVB erreichte vorige Saison das Champions-League-Finale. Und der BVB steht aktuell unter Trainer Nuri Sahin an der Spitze der 36-köpfigen Champions-League-Tabelle.

Der BVB verliert aber 1:5 in Stuttgart und 1:2 bei Union Berlin. Stolpert also immer wieder in entscheidenden und weniger entscheidenden Situationen.

Ergibt das Ganze einen Sinn, ist ein Schema zu erkennen? Also ich erkenne keins. Platz eins in der Champions League, Platz sieben in der Bundesliga - Borussia Dortmund ist der Klub, den keiner versteht.

Am Trainer scheint es jedenfalls nicht zu liegen, denn am Projekt Kontinuität haben sich viele die Zähne ausgebissen. Den BVB verstand bereits unter Lucien Favre, Marco Rose und Edin Terzic niemand. An den Fans liegt es schon gar nicht, die sind seit Jahren Tabellenführer.

Bleiben die Männer auf dem Platz übrig. Aber sind die nicht fast alle Nationalspieler? Haben sie etwa nicht das Champions-League-Endspiel 2024 erreicht? Oder kürzlich Celtic Glasgow 7:1 weggehauen?

Was mir ein bisschen Sorgen macht: Dass inzwischen sogar Sebastian Kehl ratlos wirkt. "Wir sind auf der Suche (nach einer Antwort), das ist doch klar. Weil wir wissen, was uns am Ende blüht, wenn wir womöglich wieder in diese Rolle reinkommen." Lösung: Man müsse das "Tor besser verteidigen, Zweikämpfe besser führen, Verantwortung übernehmen in Zweikämpfen", sagte der Sportdirektor nach der Berlin-Pleite.

Hm.

Es ist hoffentlich allen Beteiligten klar, dass jetzt kein Dortmunder Spieler sagen wird: "Ach, die Zweikämpfe soll ich besser führen! Warum sagt mir das denn keiner früher?" Oder: "Das Tor besser verteidigen? Interessanter Ansatz, das versuche ich jetzt mal!" Oder: "Ne, in Zweikämpfe gehe ich viel lieber weiterhin ganz verantwortungslos!"

Wir müssen uns wohl damit abfinden: Der BVB kann einfach keine Kontinuität. Dortmund ist und bleibt ein schwieriger Fall. Aber mal ganz ehrlich: Es gibt Schlimmeres.

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