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Matti Peters·22. August 2023
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Matti Peters·22. August 2023
Fußball ohne Kuriositäten wäre wie der FC Bayern ohne Thomas Müller – irgendwie nicht vorstellbar. In unserem neuen Format „Bitte was?“ wollen wir diesen sonderbaren Geschichten die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient haben. Warum hat Bayern eine eigene Regionalliga? Wieso vergibt Chelsea nur noch Rentenverträge oder warum besitzen in Spanien viele Spieler Milliarden-Ausstiegsklauseln? Die Antworten findest du ab heute einmal pro Woche in diesem Format.
Den Auftakt der Kuriositäten macht die mexikanische Profiliga Liga MX. Hier wurde im April 2020 das Model Auf- und Abstieg kurzerhand abgeschafft. Aber warum?
Die offizielle Begründung durch den mexikanischen Ligaverband geht auf Finanzprobleme im Rahmen der Coronapandemie zurück. Klubs aus der zweiten Liga, der Ascenso MX, hätten demnach um Hilfe in der angespannten ökonomischen Situation gebeten.
Im Austausch für das Aufstiegsrecht erhalten die Klubs jährlich eine gesicherte Ausgleichszahlung. ‚ESPN‘ berichtete 2020 von einem Gesamtpaket von 20 Millionen Pesos, also ca. 10,8 Millionen Euro. Das entspricht rund 900.000 Euro für jeden Klub, soll die Existenz der Vereine nachhaltig sichern und zukünftig die sportliche Konkurrenzfähigkeit der Klubs beider Ligen wieder stärken.
Die 30 Erst- und Zweitligaklubs stimmten diesem neuen Model bis zum Jahr 2025 zu, wie der ehemalige Verbandspräsident Enrique Bonilla im April 2020 verkündete.
Zur Wahrheit gehört aber auch, das im mexikanischen Profifußball sogenannte Multi-Club-Ownerships zulässig sind. Investoren können also mehrere Klubs besitzen oder Anteile bei ihnen haben. Konkret gibt es gleich drei Investorengruppen, die jeweils zwei Erstligaklubs und einen Zweitligisten besitzen oder über die Mehrheit der Anteile verfügt. Was das mit der Konkurrenzsituation macht, dürfte ein Vergleich zur Bundesliga verdeutlichen.
Angenommen der VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und Hannover 96 hätten alle den gleichen Geldgeber oder Red Bull hätte nicht nur bei RB Leipzig, sondern auch beim FC Augsburg und Hertha BSC das Heft des Handelns in der Hand. Das wäre nicht nur ein Horror-Szenario für jeden Fan des deutschen Fußball, sondern auch der Sargnagel für sportlichen Wettbewerb in Fußball-Deutschland.
Das ist nun aber der Status Quo in Mexikos Profifußball, der offiziell auch damit begründet wird, dass es zu wenige alternative Investoren geben würde. Die Ascenso MX hatte sich in den letzten Jahrzehnten ohnehin schon in eine Art Farmers League für die Liga MX entwickelt.
Ein 2017 eingeführtes Lizensierungsverfahren sollte zudem sicherzustellen, dass Vereine, die aufsteigen, auch finanziell mithalten könnten. Das wiederum traf die Zweitligaklubs schwer.
In den darauffolgenden drei Spielzeiten konnte keiner der betreffenden Vereine die Auflagen für den Aufstieg erfüllen. Ex-Präsident Bonilla erklärte in diesem Zusammenhang, dass ein Rückgang von TV- und Sponsorengeldern sowie Zuschauereinnahmen in der vergangenen Jahren verzeichnet wurde. Zwischen 2017 und 2020 wurde die Anzahl der Zweitligavereine zudem von 18 auf 12 reduziert.
Bis 2025 soll den Vereinen genügend Zeit gegeben werden, neue Strukturen zu implementieren oder aufzubauen, ohne durch einen Auf- oder Abstieg wieder in finanziell unruhige Gewässer zu geraten. In den letzten Jahren gab es zudem drei verschiedene Verbandspräsidenten mit unterschiedlichen Vorstellungen des beschriebenen Models.
Mit der Weltmeisterschaft 2026 im eigenen Land vor der Brust herrscht demnach auch großer Druck auf dem Verband und die Ligen die Problematik rund um die Nachwuchsförderung, welche durch das bestehende Ligasystem ins Stocken geraten sein soll, zu lösen. ‚ESPN‘ spekuliert sogar von einem Zusammenschluss mit der MLS zu einer Art nordamerikanischen Super League.
Wie man es auch dreht: Fusion und ein möglicher Aufstieg sind also gleich in doppelter Hinsicht brennende Themen im Profifußball Mexikos.
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