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·19. Oktober 2020

Berufsrisiko Schalke 04: Warum Trainer die Finger vom S04 lassen sollten

Artikelbild:Berufsrisiko Schalke 04: Warum Trainer die Finger vom S04 lassen sollten

Eine unfassbar große Fan-Gemeinde, intensive Emotionen, eine große Historie und viel Geld - zumindest dem Umsatz nach: Formal könnte der Posten als Cheftrainer bei Schalke 04 als Traumjob gelten. Doch in der Realität ist Schalke 04 eine Art "Berufskiller" geworden. Man blicke nur auf die gescheiterten Schalke-Coaches der vergangenen Jahre.

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Manuel Baum hat das Amt von David Wagner übernommen und ist seit wenigen Wochen Trainer von Schalke 04. Bereits jetzt gibt es Zweifel, ob Baum der richtige Coach für Schalke sei. Man kann nur hoffen, dass Baum ein großes Selbstbewusstsein besitzt, denn der berufliche Abstieg beginnt - zumindest historisch gesehen - dann, wenn es für ihn irgendwann auf Schalke vorbei ist. Ein Rückbblick auf die Vorgänger von Manuel Baum und ihre Entwicklung nach dem gescheiterten Abenteuer Schalke:


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Tedesco coacht nun in Russland

Domenico Tedesco war zwischen 2017 und 2019 Trainer auf Schalke. Nach der Vize-Meisterschaft in der ersten Saison ging es bereits im Jahr darauf Richtung Abstieg. Es folgte im März 2019 die Entlassung - heute trainiert Tedesco den russischen Klub Spartak Moskau. Man darf davon ausgehen, dass ein deutsch-italienischer Chefcoach nicht schon immer den Traum verfolgt hat, in der international eher als zweitklassig geltenden russischen Liga eine Mannschaft zu trainieren. Man muss diese Station für Tedesco als deutlichen Karriereknick werten.

Weinzierl scheiterte auch in Stuttgart

Doch Spötter würden sagen: Im Vergleich zu Markus Weinzierl besitzt Tedesco immerhin einen gut dotierten Job. Markus Weinzierl kam 2016/17 aus dem beschaulichen Augsburg nach Schalke und wollte mit dem Klub Großes erreichen. Doch Weinzierl verfehlte die Europacup-Qualifikation, nach einer Saison und großen Konflikten mit einzelnen Schalke-Profis war für Weinzierl Schluss. Der Niederbayer konnte zwar danach noch beim VfB Stuttgart während der Saison 2018/19 anheuern, doch im Schwabenländle war er mit einem Punkteschnitt von 0,70 so erfolglos, dass er die Saison nicht mehr zu Ende bringen durfte. Ohnehin stieg Stuttgart am Saisonende ab. Seitdem wartet Weinzierl auf ein attraktives Angebot und ist auf Jobsuche.

Breitenreiter performte nur noch in Hannover

Vor Weinzierl war Andre Breitenreiter in der Saison 2015/16 auf Schalke Trainer. Weil er "nur" die Europa-League-Qualifikation erreichte, musste er nach einer Saison Königsblau wieder verlassen. Danach erhielt Breitenreiter noch ein Engagement beim Zweitligisten Hannover 96. Nach Aufstieg in die Bundesliga und Klassenerhalt folgte eine Saison des Grauens - der frühere Stürmer musste seinen Job nach 22 Monaten bei den Niedersachsen aufgeben. Seit Januar 2019 ist auch Breitenreiter nun ohne Job.

Di Matteo: Champions-League-Sieger zu schlecht für Schalke

Am tiefsten stürzte aber wohl Breitenreiters Vorgänger auf Schalke, Roberto Di Matteo. Der Italiener hatte Chelsea 2012 zum Champions-League-Sieg geführt, im Oktober 2014 übernahm er den S04. Nach nur 33 Pflichtspielen war Schluss für Di Matteo, auch wenn Schalke sich zumindest für den Europacup qualifiziert hatte. Im Herbst 2016 trat Di Matteo den Job beim englischen Traditionsklub Aston Villa an, doch bereits nach zwölf Spielen folgte das Ende für Di Matteo. Seitdem hat der heute 50-Jährige keinen Posten mehr gefunden. Man halte nochmal fest: Das ist jener Coach, der Chelsea 2012 auf Europas Thron führte.

Jens Keller glücklos auf Schalke

Und was soll man erst über Jens Keller sagen? Von Dezember 2012 an kämpfte er auf Schalke gegen zahlreiche Widersacher an. Der Kampf war für ihn nicht zu gewinnen, selbst als Keller mit Schalke eine top Rückrunde in der Saison 2013/14 ablieferte mit elf Siegen, drei Remis und nur drei Niederlagen und Saisonplatz drei. Im Oktober 2014 war für Keller Schluss. Danach erhielt Keller noch kurze Engagements bei Union Berlin, dem FC Ingolstadt und dem 1. FC Nürnberg - mit Union verpasste er nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga. Mehr Erfolge sollten sich dann aber nicht mehr einstellen, was die Punkteschnitte bei den ambitionierten Zweitligsiten Ingolstadt (0,92) und Nürnberg (1,10) belegen. Seit dem Sommer 2020 ist auch Keller ohne Job.

Assauer trifft vernichtendes Urteil über Heynckes

Wer noch weiter in der Schalker Historie zurückgeht, der kann sich vielleicht noch daran erinnern, wie auch Jupp Heynckes nach seinem Schalke-Abenteuer um seine Karriere fürchten musste. Heynckes kam im Juli 2003 nach Gelsenkirchen, im September 2004 war bereits wieder Schluss. Der damalige Manager Rudi Assauer ließ die Öffentlichkeit wissen, dass im Grunde kein großer Klub mehr Heynckes verpflichten sollte. „Der Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004“, sagte Assauer damals. Heynckes, zuvor Champions-League-Sieger mit Real Madrid 1998, blieb fast zwei Jahre ohne Job, bekam dann nur kurz eine Chance in Gladbach (21 Spiele). Im Anschluss hatte Heynckes nochmal drei Jahre Sendepause, bevor er ab 2009 im Grunde per Zufall - Freundschaft zu Uli Hoeneß und Bayern brauchte einen Interimstrainer - zunächst bei Bayern München, dann bei Bayer Leverkusen und dann wieder bei Bayern München erneut zu einem Erfolgstrainer der höchsten Kategorie aufstieg. Am Ende stand 2013 der Gewinn des Triples mit Bayern München.

Fazit: Wer Trainer auf Schalke wird, der hat für seine berufliche Zukunft meist Schlimmes zu befürchten. Das Beispiel Jupp Heynckes ist leider die Ausnahme - und selbst Heynckes musste um seine Trainer-Karriere bangen. Schalke hat in den letzten 16 Jahren sogar zwei Champions-League-Sieger auf dem Gewissen.

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