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·23. Januar 2025
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·23. Januar 2025
Der FC Bayern reiste mit großen Ambitionen nach Rotterdam, um gegen Feyenoord zu spielen. Es sollte ein Sieg her, damit man in der Champions League die Chancen auf einen Platz unter den Top-8 maximieren kann. Trotz zahlreicher Chancen verloren die Münchner am Ende mit 0:3.
Ein Ausrutscher nach drei guten Spielen? Ja. Doch zur Wahrheit gehört noch mehr. Man sagt zwar, einmal sei keinmal. Aber es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass man beim Rekordmeister im Anschluss an ein Spiel einige offene Fragen hatte – trotz vieler Abschlüsse. Zum dritten Mal spielte Bayern in der Königsklasse auswärts außerhalb von Deutschland, zum dritten mal verlor man. Und das ist nicht das einzige erkennbare Muster.
Klar, Chancen waren da am Mittwochabend in de Kuip. Der FC Bayern vergab sie allerdings allesamt. Kingsley Coman, Leroy Sane, Jamal Musiala, mehrfach Harry Kane: Sie alle scheiterten. An Justin Bijlow im Tor der Niederländer, am Pfosten, an sich selbst. Sehr viele Schüsse wurden abgefeuert, das Ergebnis war immer gleich: Frust. Wie man effizient spielt, zeigte der Gegner. Ein Konter mit einem langen Ball, ein Elfmeter, ein Gegenangriff, als Bayern alles nach vorne warf. Viel mehr Chancen hatte Feyenoord nicht in petto. Sie reichten aber, um drei Tore zu erzielen.
Weil bei Bayern an diesem Abend ein paar Elemente nicht stimmten. Die Konterabsicherung war nicht ideal, Min-jae Kim verschätzte sich beim 0:1 deutlich. Die Aufmerksamkeit im Spiel mit dem Ball war ebenfalls nicht auf höchstem Niveau. Teilweise wurden einfachste Pässe nicht an den Mann gebracht. Sinnbildlich der Versuch des 15-Meter-Passes von Leon Goretzka auf die rechte Seite in Halbzeit eins, der – unbedrängt – im Seitenaus landete. Die Gastgeber beherrschten die Basics, fighteten, hatten ein wenig Spielglück und am Ende drei Tore mehr auf dem Konto. Fußball kann so einfach sein.
Nun gut, so ein Spiel wie in Rotterdam kann einmal vorkommen. Doch gerade der Punkt mit den ausgelassenen Chancen ärgert die Verantwortlichen und auch die Mannschaft schon im gesamten Verlauf der Saison. Immer wieder gelingt es nicht, teils größte Chancen zu nutzen. Läuft ein Spieler alleine auf das Tor zu, kann man mittlerweile schon den Eckball vorbereiten. Wenn überhaupt. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Saison insgesamt noch als sehr ordentlich bezeichnet werden kann und dass Trainer Vincent Kompany einen interessanten, spannenden Ansatz gefunden hat. Aber nach der dritten Niederlage in der Königsklasse und der fünften in der bisher halb abgelaufenen Saison müssen die Bayern aufpassen und die Muster, die erkennbar sind, brechen.
(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)
Ja, wir reden hier über die Mehrzahl. So gut und dominant Bayern auch oftmals auftritt, einige Elemente wiederholen sich, nicht nur unter Kompany, sondern in den letzten Jahren, immer wieder. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass immer wieder die Geduld fehlt. Nach dem 0:1 und speziell nach dem 0:2 am gestrigen Mittwoch wurden viele Chipbälle in den Strafraum gespielt. Halbfeldflanken können natürlich mal ein Mittel sein, aber nicht 50 nacheinander, noch dazu recht ideenlos in den Strafraum gespielt. Bayern fehlt in eigenem Ballbesitz oft das gewisse Etwas, die Idee, wie man tiefstehende Reihen permanent so aufbricht, dass es größte Chancen gibt. Das ist momentan auch ein Unterschied zu anderen Topteams, die einen Schritt weiter sind.
Eine gewisse Hilflosigkeit im letzten Drittel war trotz einiger Möglichkeiten nicht nur in Rotterdam zu erkennen. Auch bei Aston Villa oder in Mainz gelang es nicht, eine stabile Kette in schöner Regelmäßigkeit an den Rand der Belastbarkeit zu bringen. Woran das liegt? Nun, unter anderem auch daran, dass seit mittlerweile einigen Jahren das Verhältnis zwischen Athleten und Technikern im Kader doch deutlich zu Ungunsten der Techniker ausfällt. Das ist kein neues Problem, lediglich eines, das nicht behoben wurde.
Ein Beispiel: Goretzka hatte gegen Wolfsburg zweifellos einen guten offensiven Input. Doch im Spiel mit dem Ball fällt er im Vergleich zu Aleksandar Pavlovic deutlich ab. Auch gegen Feyenoord waren es Fehler bei der Ballannahme, bei einfachen Pässen, die immer wieder den Rhythmus brachen. Laimer auf der rechten Abwehrseite ist ein ähnlicher Fall. Er läuft, arbeitet, geht viele Wege, aber im Spielaufbau und in engen Räumen ist ein Raphael Guerreiro – trotz Aussetzer beim Elfmeter – die bessere Wahl. Einen von beiden (Goretzka, Laimer) kann man sich in Spielen wie diesem je nach Plan erlauben, aber nicht beide.
Doch wie löst man all das? Für die laufende Saison wird das nicht ganz einfach. Es gibt zu viele Spieler, die inkonstant sind, auf die man sich nicht in jeder Phase verlassen kann. Serge Gnabry, Kingsley Coman und Leroy Sane kassieren zusammen ein Jahresgehalt von knapp 60 Millionen Euro. Gnabry steht bisher bei sieben Torbeteiligungen, Coman bei sechs und Sane bei neun. Das ist nicht katastrophal, aber angesichts der Erwartungen insgesamt zu wenig. Vor allem, wenn ein Michael Olise, der übrigens in die angesprochene Kategorie Techniker fällt, bei 21 Torbeteiligungen steht.
Dass Max Eberl und Christoph Freund schon im Sommer weitere Veränderungen am Kader vornehmen wollten, ist kein Geheimnis. Anders lässt sich das Werben um Xavi Simons und Desire Doue, beide spielerisch auf hohem Niveau unterwegs, nicht erklären. Auch die Verpflichtung von Tom Bischof jetzt ist ein Zeichen. Er ist ein Allrounder, mit dem Ball gut, gegen den Ball ebenfalls. Für Bayern ist es essenziell, die technische Komponente weiter auszubauen, Spieler, die viel Geld verdienen, aber nicht oft die dazugehörige Leistung zeigen, abzugeben, auch wenn sie sympathisch sind und am Verein hängen. Das ist nun einmal keine Komponente, die dir langfristig Titel gewinnt. Die Restsaison wird schwierig genug, wenn es nicht geling, die aktuellen Probleme zu beheben. Und mit dem derzeitigen Personal wird das ohnehin schwer genug.
(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)