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·30. April 2025
Bayern-Double oder Bremen-Sensation? Die Vorschau zum Pokalfinale der Frauen

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·30. April 2025
Es ist ein ungewöhnlicher Anblick für Frauenfußball-Fans: Wenn am 1. Mai das DFB-Pokalfinale steigt, wird zum ersten Mal seit langer Zeit der VfL Wolfsburg nicht dabei sein. 2012 hatten die Wolfsburgerinnen zuletzt nicht im Endspiel gestanden. Für neutrale Fans ist das eine gute Nachricht, denn sie bringt Spannung rein. Wenn Wolfsburg im Finale stand, gewannen sie schließlich auch immer - jetzt wird nach elf Jahren der VfL-Dominanz ein neues Team gekrönt.
Immerhin, eine Elf in Grün wird auch am 1. Mai auflaufen. Anders als Wolfsburg sind die aber nicht favorisiert, sondern in der Underdog-Rolle: Die Rede ist natürlich von Werder Bremen, die gegen die Favoritinnen von Bayern München ihre Pokalreise krönen wollen. Die Vorschau zum Spiel.
Am Tag der Arbeit wird in Köln hart geackert und geschwitzt - satte 25 Grad sind für den 1. Mai angesagt. Um 16 Uhr wird das Finale des DFB-Pokals angepfiffen. Schon ab 11:11 gibt es rund um das Stadion ein Programm, mit Livemusik und einem Turnier für Juniorinnen.
Übertragen wird das Spiel live in der ARD und auf Sky. Bremen-Trainer Thomas Horsch ist mit dem neuen Termin aber nicht ganz zufrieden: "Ich fände einen Termin nach der Bundesligasaison viel besser und attraktiver", sagte er im Interview mit der Frankfurter Rundschau.
Im Kölner Rheinenergie-Stadion wird wieder, wie schon bei den letzten Ausgaben des Finales, eine tolle Kulisse geboten werden: Das Finale ist fast ausverkauft - insgesamt passen 44.400 Fans in die Kölner Arena. Zum dritten Mal in Folge wird das Stadion damit rappelvoll sein. Vor Kurzem wurde bekanntgegeben, dass das Pokalfinale auch weiterhin in Köln ausgetragen wird - bis mindestens 2030.
Mit großen Kulissen kennt sich Werder Bremen unzweifelhaft schon aus. Im Halbfinale spielten sie das historische Nordderby gegen den Hamburger SV. Ausverkauftes Volksparkstadion, 57.000 Zuschauer - ein neuer Rekord für ein Frauenfußballspiel auf Klubebene in Deutschland.
Ein "Fiebertraum" war die Stimmung, so HSV-Stürmerin Christin Meyer im 90min-Interview - so sahen das auch die Bremen-Spielerinnen: "Mit dieser Kulisse klarzukommen, war eine ganz neue Erfahrung", sagte Stürmerin Sophie Weidauer im Rückblick. Bremen tat sich gegen den Zweitligisten deutlich schwerer als erwartet und musste den Last-Minute-Ausgleich hinnehmen - aber in der Verlängerung gelang ihnen trotz Unterzahl der Sieg.
Auch zuvor hatte Bremen schon eine große Hürde übersprungen und den Tabellenvierten der Frauen-Bundesliga, Bayer Leverkusen, ausgeschaltet. Die Spiele gegen Arminia Bielefeld und Fortuna Köln in den vorherigen Runden waren da einen Tacken leichter.
Bayerns Programm im Pokal war nochmal schwerer: Die Münchnerinnen mussten gegen drei Erst- und einen Zweitligisten antreten. Nach dem 6:0 gegen Sand in der ersten Runde war jeder Sieg ein hartes Stück Arbeit. Der SC Freiburg wehrte sich bei der 1:2-Niederlage im Achtelfinale nach Kräften, kam aber nicht mehr zum Ausgleich.
Gegen Eintracht Frankfurt stand Bayern sogar vor dem Aus, lag in der 90. Minute zurück - aber die Elf von Alexander Straus rettete sich in die Verlängerung und entschied dort das Spiel dank einiger magischer Momente von Momoko Tanikawa für sich.
Die Bayern-Frauen bejubeln Momoko Tanikawa und ihr Traumtor / Adam Pretty/GettyImages
Die letzte Hürde hieß dann TSG Hoffenheim, und auch hier war der Weg ins Finale nicht geradlinig. Hoffenheim führte schon mit 2:0, aber ein Hattrick von Pernille Harder führte Bayern ins Endspiel. Beide Teams haben, Pokalsieg hin oder her, also schon erinnerungswürdige Saisons im DFB-Pokal hinter sich - und wollen in Köln jetzt noch einen draufsetzen.
Die Bilanz der beiden Teams verdeutlicht, dass Werder Bremen eine Herkulestat braucht, um im Pokalfinale gegen Bayern zu bestehen. Denn in der Geschichte der Werder-Frauen konnten sie noch keinen einzigen Sieg holen.
In der Bundesliga gibt es regelmäßig Niederlagen gegen Bayern - mal mehr, mal weniger hoch, aber selten mit eigenem Tor: Das letzte Mal durfte Bremen 2018 gegen die Bayern jubeln, seitdem gelang ihnen kein Treffer mehr. In den 18 Begegnungen gab es nur ein Unentschieden: 2015 stand es im DFB-Pokal nach 120 Minuten 0:0, Bayern gewann dann das Elfmeterschießen. Vielleicht ein gutes Omen für Bremen, dass immerhin im Pokal schonmal ein Teilerfolg erzielt wurde. Bremen hielt defensiv in den letzten Partien oft gut mit, aber das Toreschießen könnte ein Problem werden.
"Es wird darauf ankommen, dass wir unsere Momente nutzen. Oder wir haben eine Torhüterin Livia Peng, die wie bei unserem 1:0-Sieg in Frankfurt alles hält. Und dann muss Sophie Weidauer wieder ein Tor des Monats schießen", fasste Thomas Horsch die Bremer Hoffnungen zusammen - es muss also viel zusammenkommen.
Aber Traumtore können die Bremerinnen immerhin, wie sie auch am letzten Wochenende zeigten. Im Spiel gegen Jena war es Larissa Mühlhaus, die einen fantastischen Fallrückzieher auspackte und für den Tor-des-Monats-Moment sorgte. Weidauer hatte die Auszeichnung im Oktober für einen Distanzschuss bekommen.
Für eine Spielerin ist es eine ganz besondere Partie: Bremens Kapitänin Michelle Ulbrich wechselte im Winter auf Leihbasis zu Bayern. Für Ulbrich ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung - auch wenn sie bei Bayern bisher wenig zum Zug kam.
"Ich habe das nicht erwartet, aber ich habe es mir gewünscht. Weil es für mich ein Riesenspiel ist", sagte sie im Gespräch mit dem Weser-Kurier zu dem Zusammentreffen ihrer zwei Herzensklubs im Finale. Würde sie gegen ihren Ex-Verein eine entscheidende Rolle spielen, wäre das natürlich eine tolle Geschichte - im Halbfinale gegen Hoffenheim stand sie in der Startelf.
Für Bayern ist das Spiel die Chance, das historische erste Double in der Vereinsgeschichte zu feiern. Für den Klub hätte dieser Prestigeerfolg eine enorme Bedeutung. Zudem wäre es ein schöner Abschied für Alexander Straus: Der Bayern-Trainer verlässt den Klub im Sommer, er geht zum US-Klub Angel City.
In Bremen ist die Lage recht ähnlich: Auch dort packt Trainer Thomas Horsch im Sommer seine Siebensachen. Wo es ihn hinzieht, steht noch nicht fest. Darüber hinaus werden sich wohl einige Leistungsträgerinnen aus Bremen verabschieden: Sophie Weidauer zieht es nach 90min-Informationen zu Aufsteiger Union Berlin, und der VfL Wolfsburg soll an Larissa Mühlhaus interessiert sein. Beide Teams wollen also einen krönenden Abschluss feiern, bevor große Veränderungen anstehen.
Bayern München: Ena Mahmutovic - Giulia Gwinn, Magdalena Eriksson, Glodis Viggosdottir, Carolin Simon - Sarah Zadrazil, Sydney Lohmann, Pernille Harder, Linda Dallmann - Klara Bühl, Lea Schüller
Werder Bremen: Livia Peng - Hanna Németh, KJ Ronan, Lara Schmidt- Amira Arfaoui, Sophie Weidauer, Saskia Matheis, Ricarda Walkling - Tuana Mahmoud, Larissa Mühlhaus, Verena Wieder