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·8. April 2025
Bayern auf der letzten Rille: Jetzt erst recht? – 3 Thesen zur Champions League

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·8. April 2025
Trotzen die Bayern gegen Inter den zahlreichen Ausfällen? Vertreibt PSG die Dämonen der Vergangenheit? Und überraschst Arsenal auch ohne Gabriel die Königlichen? Jakob Haffke formuliert drei Thesen zu den Viertelfinal-Hinspielen in der Champions League.
Die Hiobsbotschaften für Vincent Kompany hören nicht auf. In der Länderspielpause verletzten sich Dayot Upamecano und Alphonso Davies schwer. Dann brach sich mit Hiroki Ito ein potenzieller Vertreter der beiden gegen St. Pauli erneut den Mittelfuß und fällt lange aus. Am vermutlich schwersten wiegt allerdings der lange Ausfall von Jamal Musiala. Mit Musiala fehlt Bayern München das Herzstück ihrer Offensive. Dazu fehlen Kapitän Manuel Neuer und vermutlich Sechser Aleksandar Pavlovic weiterhin und auch Kingsley Coman ist fraglich. Kompany muss somit im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League auf sieben potenzielle Stammspieler verzichten.
Selbst mit der besten Elf wäre Gegner Inter Mailand eine schwere Aufgabe für den deutschen Rekordmeister. Ohne Musiala und Co. gehen die Bayern jedoch sogar vermutlich als Außenseiter in die Spiele gegen den italienischen Meister. Möglicherweise haben die veränderten Erwartungen und die gedämpfte Stimmung vor dem Hinspiel am Dienstagabend jedoch sogar einen positiven Effekt für die Psyche der Bayern. Der Druck unbedingt ins „Finale dahoam“ am 31. Mai einziehen zu müssen, war auf jeden Fall zu keinem Zeitpunkt der Saison kleiner.
Dazu kommt die Möglichkeit für einige Spieler, die bisher eher eine Nebenrolle spielten, ins Scheinwerferlicht zu treten und ihre unerwartete Chance zu nutzen. Offensichtlichster Kandidat dafür ist sicherlich Thomas Müller, der die Münchener zum Saisonende verlassen wird. In Musialas Abwesenheit wird er, auf der Position hinter Harry Kane, im letzten Saisonabschnitt noch einmal wichtig, wie lange nicht. Auch Josip Stanisic kann eine, für ihn persönlich, schwierige Saison zum Guten wenden. Leroy Sané zeigte bereits in den vergangenen Wochen stark ansteigende Form und scheint rechtzeitig wieder auf Touren zu kommen, nicht zuletzt um sich für eine Vertragsverlängerung anzubieten.
Meine These daher: Die Bayern rücken durch die Ausfälle als Team noch enger zusammen und bringen sich gegen Inter in eine starke Ausgangsposition für das Rückspiel.
Jamal Musiala wird den Bayern verletzungsbedingt lange fehlen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Zu behaupten, dass das Duell zwischen Unai Emery und Luis Enrique in der Champions League eine Vorgeschichte hätte, wäre maßlos untertrieben. Die beiden spanischen Trainer waren verantwortlich für eines der spektakulärsten Comebacks in der Geschichte der Königsklasse. Im Hinspiel hatte ein, von Emery trainiertes, Paris Saint-Germain den FC Barcelona mit 4:0 aus dem Pariser Parc des Princes geschossen. Doch, was im Rückspiel folgte, überbot alles. Zwar führten die Katalanen nach 50 Minuten mit 3:0, der Treffer von Edison Cavani zum 3:1 nur zwölf Minuten später beruhigte die Nerven jedoch. Aufgrund der damals noch existierenden Auswärtstorregel benötigte Barca drei weitere Tore für das Weiterkommen.
Bis zur 88. Minute hielt die Pariser Defensive dicht, was dann folgte, bleibt bis heute unerklärlich. Erst traf Neymar per Freistoß, drei Minuten später erzielte der Brasilianer vom Elfmeterpunkt das 5:1 und Barca brauchte nur noch ein weiteres Tor. Es lief bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit. Noch einmal chippte Neymar den Ball in den Sechzehner und Sergi Roberto lenkte den Ball ins PSG-Tor. Als „La Remontada“ gingen die Ereignisse vom 08. März 2017 in die Geschichte ein. Paris Saint-Germain konnte sich davon in der Champions League bis heute nicht erholen. Auch 14 Jahre nach dem Einstieg von Qatar Sports Investment wartet PSG weiter auf den ersehnten Titel in der Königsklasse.
Inzwischen steht der damalige Barcelona-Trainer Luis Enrique bei PSG an der Seitenlinie. Es geht gegen Aston Villa, dort in verantwortlicher Position: Unai Emery. Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Übungsleiter seit der Nacht von Barcelona. Die Favoritenrolle liegt klar bei Paris Saint-Germain. Allerdings bringt nicht nur das Duell zwischen Emery und Enrique das gewisse Etwas in die Begegnung. Marco Asensio und Lucas Digne spielten bereits für Paris und laufen jetzt für die Villains auf. Asensio wurde erst im Winter von PSG an Villa verliehen und zeigte seitdem starke Leistungen. Auch Marcus Rashford trägt erstmal nur auf Leihbasis das Trikot Aston Villas. Der Engländer war verantwortlich für ein weiteres traumatisches Ausscheiden PSGs. 2019 gewannen die Pariser das Hinspiel bei Manchester United mit 2:0. Im Rückspiel sah lange alles gut aus, doch dann traf Rashford in der Nachspielzeit zum 1:3 und Paris schied erneut dramatisch aus.
Trotz aller Narrative und vermeintlich schlechter Omen wirkt Paris Saint-Germain in dieser Saison zu stabil, um erneut unerwartet und möglicherweise dramatisch zu scheitern. Der Meistertitel in Frankreich wurde am Wochenende bereits frühzeitig gesichert. Doch auch ein Spannungsabfall ist nicht zu erwarten, da PSG das erste Mal in der Geschichte der Ligue 1 eine ungeschlagene Saison gelingen könnte. Außerdem soll endlich der Henkelpott in die französische Hauptstadt geholt werden.
Meine These daher: PSG sichert sich im Hinspiel eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Villa Park und lässt sich auch von Ex-Coach Unai Emery nicht auscoachen.
Unai Emery trifft mit Aston Villa gegen Paris Saint-Germain auf seinen Ex-Klub. (Photo by Matt McNulty/Getty Images)
Die Saison von Arsenal verläuft bisher ziemlich unbefriedigend. In der Liga hinkt Arsenal Tabellenführer Liverpool schon lange recht hoffnungslos hinterher. Dazu kommt immer wieder Ärger über Schiedsrichterentscheidungen in der Premier League, das Ausscheiden in beiden heimischen Pokalwettbewerben und eine Verletzungsmisere, die ihresgleichen sucht. Hatte Arsenal in der Vergangenheit oft kaum Probleme mit Ausfällen von Stammspielern, erwischt es die Nordlondoner in dieser Saison knüppeldick.
Im Laufe der Saison musst Mikel Arteta ubereits auf Schlüsselspieler, wie Martin Odegaard, Bukayo Saka, Ben White, Mikel Merino oder Jurrien Timber länger verzichten. Zwar sind diese fünf inzwischen wieder fit und insbesondere die rechtzeitige Rückkehr von Saka macht Hoffnung, doch weitere Ausfälle tun weh. Bereits länger fehlen die Angreifer Kai Havertz und Gabriel Jesus, sowie die Verteidiger Takehiro Tomiyasu, sowie der immer wieder verletzte Riccardo Calafiori. Dazu gesellt sich neuerdings mit Innenverteidiger Gabriel Magalhães einer der wichtigsten Spieler Artetas. Der Brasilianer bildet gemeinsam mit William Saliba das Fundament der besten Defensive der Premier League. Als Ersatz kommt aufgrund der Ausfälle von Tomiyasu und Calafiori eigentlich nur der oft wackelige Jakub Kiwior in Frage.
Der Ausfall von Gabriel Magalhaes ist für Arsenal kaum zu ersetzen. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)
Mit Real Madrid erwartet die Gunners eine der besten Offensive Europas. Allein die Namen von Kylian Mbappé, Vinicius Junior, Rodrygo und Jude Bellingham sorgen für Angst und Schrecken in jeder Defensive. Gepaart mit den Ausfällen geht Arsenal als klarer Außenseiter in die Begegnung am Dienstagabend. Doch ebenso wie bei den Bayern, könnte dies für Arsenal auch von Vorteil sein. Ohne Gabriel ist es nicht unwahrscheinlich, dass Arteta sich gegen die königliche Offensivpower auf die Defensive fokussiert und Arsenal auf Konter spielen lässt. Dies könnte auch dafür sorgen, dass die Angreifer der Gunners endlich mal wieder die Räume bekommen, die sie in dieser Saison oft vermisst haben. Ein wiedergenesener Saka und Gabriel Martinelli im Konter gegen eine weiterhin ersatzgeschwächte Real-Defensive hört sich durchaus vielversprechend an.
Somit bietet die angespannte Personallage Arsenal auch die Chance gegen Real voll auf die Defensive zu setzen. Mit Kontern und starken Standards können Nadelstiche gesetzt und dem großen Dominator der Champions League ein Bein gestellt werden.
Meine These daher: Arsenal besinnt sich auch ohne Gabriel auf die starke Defensive und gewinnt das Hinspiel gegen Real Madrid.
Jakob Haffke
Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images