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·29. November 2024
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Für viele gilt es als einer der größten Fehler der Vereinsgeschichte: 2014 verkaufte der FC Bayern Toni Kroos für knapp 25 Millionen Euro an Real Madrid. Rummenigge und Hoeneß sahen in dem damals 24-Jährigen keinen Weltklassespieler und wollten ihm das geforderte Gehalt nicht zahlen. Zehn Jahre später beendete Kroos in diesem Sommer seine Karriere als einer der erfolgreichsten deutschen Spieler der Fußballgeschichte - in Madrid wurde er nicht nur gefeiert, er wurde verehrt. Und das zu Recht: Ein Jahrzehnt lang war Toni Kroos der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Königlichen und gewann mit seinem Team fünfmal die Champions League (insgesamt sind es sechs Champions-League-Titel, 2013 gewann er die Königsklasse mit dem FC Bayern) - keine schlechte Bilanz für einen Spieler, der von den Bayern-Bossen nicht als weltklasse bezeichnet wurde. Würde man Rummenigge und Hoeneß heute fragen, ob sie den Mittelfeldmaestro wieder abgeben würden, fiele die Antwort wohl anders aus.
Vor wenigen Tagen wurde in Spanien berichtet, dass der FC Barcelona an einer Verpflichtung von Klara Bühl interessiert sei.Verliert der FC Bayern wie bei Toni Kroos eine aufstrebende Spielerin mit Weltklassepotenzial nach Spanien?
Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten und es gehört zum Fußballgeschäft, dass Spielerinnen und Spieler den Verein wechseln. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Im Fall von Bühl wäre der katalanische Verein sicherlich eine attraktive Option. Bühl würde nicht nur mit den besten Spielerinnen der Welt wie Alexia Putellas und Aitana Bonmatí zusammenspielen, sondern auch eine andere Art des Fußballs, den Tiki-Taka-Stil, kennenlernen. Und dann sind da noch die großen Erfolge, die der Verein in den letzten Jahren feierte: In der vergangenen Saison gewann der FC Barcelona unter anderem zum zweiten Mal in Folge die Champions League. Sicherlich hat die 23-Jährige Ambitionen, die Königsklasse zu gewinnen. Und das sonnige Barcelona ist derzeit wohl der beste Ort, um sich diesen Traum zu erfüllen.
Das Team um Putellas ist unglaublich talentiert und auf allen Positionen sehr gut besetzt. Für die Spielerin des FC Bayern, die an der Isar auf ihrer Position gesetzt ist, gibt es also keine dringende Notwendigkeit in Barcelona. Mit Caroline Graham Hansen, Pina, Esmee Brugts und Salma Paralluelo verfügen die Katalaninnen über Weltklassespielerinnen auf den Flügeln. Ob sich Bühl trotz ihres großen Talents und Könnens auf Anhieb durchsetzen könnte, ist fraglich. Aber vielleicht macht gerade das einen Vereinswechsel nach Spanien für Klara Bühl so spannend: Sie würde sich dort einer neuen Herausforderung stellen und müsste fußballerisch auf ein noch höheres Niveau kommen, um mit den ganz Großen um einen Stammplatz zu kämpfen.
Beim FC Bayern ist die talentierte Offensivspielerin Stammkraft. Meistens spielt Bühl in jedem Spiel über die vollen 90 Minuten. Man ist in München auf einem guten Niveau, spielt aber noch nicht in der Liga des FC Barcelona. Dahin möchte man. Dafür braucht es Spielerinnen wie Klara Bühl, die sich weiterentwickeln und an das Projekt in München glauben. Spielerinnen wie Georgia Stanway und Giulia Gwinn haben in der vergangenen Saison ihren Vertrag verlängert und damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Zwar wird der Erfolg des Titelverteidigers nicht an einem Abgang Bühls scheitern, doch ein Wechsel könnte die Münchnerinnen hart treffen. Zumal der Verein auf den Flügeln nicht über viele Optionen verfügt. Mit Bühl würden sie eine Leistungsträgerin verlieren, was Trainer Alexander Straus noch weniger Optionen auf den Außenbahnen geben würde. Unabhängig davon, ob Bühl den FC Bayern verlässt oder doch bleibt, sollten sich die Verantwortlichen nach Flügelspielerinnen umsehen. Aufgrund der vielen Spiele und der wenigen Optionen auf dem Flügel spielt Bühl derzeit fast jedes Spiel. In den letzten Partien konnte die Leistungsträgerin jedoch nicht ihr gewohntes Niveau abrufen, ein Grund dafür könnte der volle Spielkalender und die wenigen Pausen sein. Auch deshalb sollte Trainer Straus mehr Optionen auf den Flügeln haben. Auch wirtschaftlich wäre es für Bayern bitter, Bühl zu verlieren, da der Vertrag der Spielerin im Sommer ausläuft und andere Vereine sie ablösefrei verpflichten könnten.
Mit einer Vertragsverlängerung würde der FC Bayern nach den Verpflichtungen von Stanway und Lena Oberdorf ein weiteres Ausrufezeichen an die Konkurrenz setzen. Sicherlich wird auch die 23-Jährige wissen, was sie an München hat. Immer wieder betonen die Spielerinnen den engen Zusammenhalt im Verein - an der Isar soll etwas ganz Besonderes und Großes entstehen. Ob Bühl ein Teil davon bleibt, werden die nächsten Monate zeigen. Bei einem Abgang Bühls würde sicherlich das eine oder andere Auge der Bayern-Fans nicht trocken bleiben, doch wie im Falle von Toni Kroos, ließen weitere große Erfolge auf beiden Seiten nicht lange auf sich warten. So wäre es bei Bühl wohl auch.