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·18. Mai 2022

Auf Wiedersehen, Buchti!

Artikelbild:Auf Wiedersehen, Buchti!

Mit Christopher Buchtmann verlässt der dienstälteste Profi den FC St. Pauli. Nach zehn Jahren in Braun-Weiß wird sein Vertrag nicht verlängert. Wir halten Rückschau auf seine Zeit beim FC St. Pauli.(Titelbild: Peter Böhmer)

„Buchti… [Pause, Pause, Pause]“Fast erwartete man, dass Daggi diese lange Pause am Sonntag im Mittelkreis mit einem „Ach, scheiß drauf. Ich hab mit allen gesprochen, Du bleibts noch ein Jahr!“ beenden würde – das passierte aber nicht.


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Christopher Buchtmann wechselte im Spätsommer 2012 zum FC St. Pauli, also vor fast zehn Jahren. Nur um einmal zu verdeutlichen, wie lange das her ist, schauen wir mal in den restlichen Kader aus der Saison 12/13: Andre Schubert war Trainer, Florian Bruns und Fabian Boll standen noch im Kader und neben Buchtmann wechselte auch ein junger Torwart namens Robin Himmelmann in jenem Sommer zum FCSP.

Ein Versprechen

Bis dahin las sich die Karriere von Christopher Buchtmann äußerst vielversprechend: Ausgebildet bei Hannover 96 und Borussia Dortmund, wechselte er noch als Jugendlicher nach Liverpool und schnupperte 2010 bei Fulham sogar einen Hauch von PremierLeague-Luft, als er im Kader beim damaligen EuroLeague-Finalisten (Hallo HSV!) stand.Von Fulham ging es zum 1. FC Köln, wo er zuerst in der Regionalliga zum Einsatz kam. Christopher Buchtmann war da bereits ein großes Versprechen, da er neben den Einsätzen bei den Clubs auch sämtliche U-Nationalteams bis hoch zur U20 durchlief. Mit der U17 wurde er, zusammen mit Lennart Thy, 2009 sogar Europameister (vier Spiele, vier Torbeteiligungen). Buchtmann war mehr als ein Vesprechen für die Zukunft.

Aber bereits seine zwei Jahre in Köln zeigten, dass der eigene Körper Probleme bereitet. Schambeinentzündung, Achillessehnenprobleme, Oberschenkelverletzung, Mittelfußbruch – auch aufgrund einiger Verletzungen kam Buchtmann in Köln nicht wirklich voran, auch wenn er sogar zweimal in der Bundesliga eingesetzt wurde.Es folgte der Wechsel zum FC St. Pauli. Schaut mal, der junge Buchti:

Artikelbild:Auf Wiedersehen, Buchti!

Christopher Buchtmann im Herbst 2012.

(imago images/HochZwei/via OneFootball)

Verletzungsanfällig?

Bereits kurz nach seiner Ankunft war Christopher Buchtmann Stammspieler beim FCSP. Im 4-2-3-1 agierte er meist auf der Zehn. Zum Ende seiner ersten Saison musste er aber aufgrund einer Fußprellung länger aussetzen. Auch im Folgejahr war er Stammspieler und kam auf ingesamt 27 Einsätze. Da konnte die Saison 14/15 nicht mithalten, denn aufgrund verschiedener Verletzungen kam er nur auf elf Einsätze.Bevor aber jetzt das Thema „Verletzungsanfälligkeit“ einen zu großen Raum einnimmt: In den beiden Folgejahren war Buchtmann mit jeweils 30 Saisoneinsätzen einer der Dauerbrenner im Team.

Bemerkenswert finde ich, dass Christopher Buchtmann zwar ein Spieler ist, der mit ganz feiner Klinge agiert und trotzdem einer der unangenehmsten Gegenspieler der Liga sein dürfte. Oder wie Timo Schultz es in dieser Saison einmal ausdrückte: „Buchti legt sich mit allen an. Immer.„. Das ist übrigens auch im Training so.

Gerade die Zeiten, in denen Fans das Gefühl bekamen, dass das Team des FCSP „zu lieb“ spielte, waren zumeist auch die Zeiten, in denen Buchtmann (verletzt) fehlte. Umgekehrt hat er in schwierigen Phasen auf dem Platz oft genug die Rolle übernommen, die Timo Schultz früher ausfüllte: Wenn es nicht so läuft, einfach mal mit entsprechendem Körpereinsatz das Publikum aufwecken. Gelbe Karte einkalkuliert. Nicht wenige würden behaupten, dass man Christopher Buchtmann nur gut finden könne, wenn dieser im eigenen Team spielt. Also: Ich fand dich die letzten zehn Jahre ziemlich gut, Buchti!

Unangefochtener Stammspieler, Leistungsträger – Kein Wunder, dass der Vertrag von Buchtmann im März 2016 bis ins Jahr 2019 verlängert wurde. In der Saison 16/17 wurde er auch torgefährlicher: Mit sechs Toren trug er wesentlich zum Erfolg des Teams auf dem Platz bei (20 Tore hat er insgesamt für den FCSP erzielt). In den beiden folgenden Saisons kam Buchtmann verletzungsbedingt auf weniger Einsätze. Leistungsträger war er trotzdem (16 Torbeteiligungen bei 41 Einsätzen). So wurde dann auch im März 2019 von Uwe Stöver der Vertrag mit Buchtmann, während dieser an einer Schambeinentzündung laborierte, bis 2022 verlängert.

Artikelbild:Auf Wiedersehen, Buchti!

Das letzte Tor von Christopher Buchtmann für den FC St. Pauli war ein enorm wichtiges: 101. Minute bei Dynamo Dresden in der 2. Pokalrunde.

Doch die Zeiten beim FC St. Pauli änderten sich. Mit Beginn der Saison 19/20, als Jos Luhukay Trainer war, fand sich Christopher Buchtmann plötzlich vermehrt auf der Bank wieder. Sein erster Startelfeinsatz (erst am 11. Spieltag) endete in der 34. Minute mit einem Innenbandriss im Knie und ab Frühjahr 2020 sorgten Probleme an der Achillessehne für eine sehr lange Pause.Diese dauerte mehr als ein Jahr: Erst am Saisonende 20/21 kam Buchtmann wieder zum Einsatz. Mit Timo Schultz veränderten sich auch die Ansprüche an die Position auf der Acht und der Zehn: Technik und Geschwindigkeit waren mehr denn je gefragt. Ansprüche denen Buchtmann im Vergleich zu den Konkurrenten auf seiner Position weniger gerecht wurde.

So endet dann die Zeit von Christopher Buchtmann beim FC St. Pauli nach fast zehn Jahren und damit geht ein Spieler, der das Team fast die gesamte Zeit seit dem Abstieg aus der Bundesliga begleitet hat. Er war einer derjenigen, die in grauen Zweitligajahren Leistungsträger gewesen sind und ohne die sich die Tabellensituation erheblich schlechter hätte entwickeln können. Wie schwer ihm dieser Abschied fällt, haben wir dann spätestens am letzten Sonntag im Stadion gesehen. Als ich das sah, hatte ich auch schwer zu schlucken.

Lieber Buchti, wir wünschen Dir alles Gute für deine sportliche und private Zukunft (und hoffen sehr, dass wir nie gegen Dich spielen müssen). Aber spätestens das große „Jan-Philipp Kalla Abschiedsspiel“ wird Dich (und viele andere) dann ja sicher wieder ans Millerntor führen.

You’ll never walk alone!// Tim

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