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·22. September 2024

Anfang überrascht: Zurück zu den Wurzeln des Erfolgs

Artikelbild:Anfang überrascht: Zurück zu den Wurzeln des Erfolgs

Unterschiedlicher konnten die Vorzeichen vor dem Zweitliga-Topspiel am Samstagabend kaum sein. Während der 1. FC Kaiserslautern im letzten Spiel wohl eine der schlechtesten Saisonleistungen ablieferte und zudem in den letzten beiden Spielen insgesamt sieben Gegentore kassierte, reiste der Hamburger Sportverein vergleichsweise mit einem Torverhältnis von 9:1 und demnach mit breiter Brust zum Betzenberg.

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Doch der Matchplan der Roten Teufel schien voll aufzugehen: Gegen die wohl beste Offensive der Liga präsentierten such die Hausherren äußerst griffig, ließen über weite Strecken wenig zu und setzten in den entscheidenden Momenten immer wieder Nadelstiche. Zwar reichte es trotz einer 2:0-Führung nur zu einem Unentschieden, doch die Herangehensweise könnte ein Fingerzeig für die kommenden Spiele sein, wie es dem FCK gelingen könnte, wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden.

Die richtigen Rückschlüsse gezogen

Bereits kurz nach dem Spiel in Hannover hatte Trainer Markus Anfang eine gründliche Aufarbeitung der schwachen Leistung angekündigt. Tatsächlich scheint Anfang wichtige Erkenntnisse aus der Analyse gezogen zu haben. Auf insgesamt vier Positionen nahm er Veränderungen in der Startelf vor, den größten Einfluss hatte aber wohl die Systemumstellung von 4-3-3 auf 4-2-3-1 mit einer Doppelsechs, bestehend aus Boris Tomiak und Filip Kaloc. Vor allem Kaloc profitierte von der Umstellung und zeigte sich deutlich formverbessert, da er mit Boris Tomiak einen zweikampfstarken Nebenmann hatte. Die weiteren Vorteile: Die Lautrer traten deutlich kompakter auf und ließen dem HSV besonders im Zentrum kaum Raum zur Entfaltung, und Leistungsträger Jan Gyamerah konnte endlich auf seiner angestammten Position spielen. Als Rechtsverteidiger zeigte er, warum er auf dieser Position bereits über 200 Zweitligaspiele absolviert hat, Gyamerah nahm HSV-Shootingstar Fabio Balde komplett aus dem Spiel.

Obwohl Markus Anfang von seiner Idee des Offensivfußballs etwas abrückte und defensiver agieren ließ, blieb der FCK in der Offensive stets gefährlich. Vor allem die beiden Flügelspieler Opoku und Tachie konnten mit ihrem Konterspiel immer wieder Nadelstiche setzen. Eigentlich ist der Kader des 1. FC Kaiserslautern wie geschaffen für diese Spielweise, aus einer kompakten Abwehr heraus das Mittelfeld schnell zu überbrücken und über die schnellen Stürmer zum Abschluss zu kommen. Markus Anfang hat im Spiel gegen Hamburg alles richtig gemacht, indem er von seiner progressiven Idee zum pragmatischen und bewährten System zurückgekehrt ist.

Immer wieder dieser Fehlerteufel

Obwohl die Roten Teufel lange Zeit bissig in den Zweikämpfen waren, gut verteidigten und so kaum Torchancen zuließen, machten sie es sich teilweise selbst schwer. Im Spielaufbau war die Idee des gepflegten Herausspielens zwar schön anzusehen, aber auch gegen den HSV brachte sich der FCK das eine oder andere Mal selbst in Bedrängnis. Im Spiel nach vorne unterliefen den Spielern immer noch zu viele Abspiel- oder technische Fehler, die der HSV zum Glück nicht ausnutzen konnte. In Spielen gegen auf dem Papier qualitativ bessere Gegner sind es oft die vermeintlich kleinen Fehler, die bestraft werden. So geschehen kurz vor dem 2:1-Anschlusstreffer, als Linksverteidiger Erik Wekesser den Ball abschirmen wollte und stattdessen einen Eckball verursachte. Auch dass Julian Krahl anschließend nicht energisch aus dem Tor stürmte, war maximal unglücklich, denn bis dahin hatte der HSV in 72 Minuten keine nennenswerte Torchance.

Insgesamt leistet sich der FCK einfach noch zu viele einfache Fehler und Unkonzentriertheiten, die oft eiskalt bestraft werden. Da hilft es auch nicht, wenn man über die gesamte Spielzeit gut verteidigt und die Taktik und Einstellung stimmt, wenn mindestens ein Fehler pro Spiel vorprogrammiert ist.

Eine andere Liga

Was wären die Pfälzer ohne ihre Lebensversicherung Ragnar Ache? Der Stürmer erzielte im fünften Spiel bereits sein viertes Tor - und das gleich mit der ersten echten Chance des Spiels. Auch die Rückkehr von Marlon Ritter machte sich bemerkbar, der das Potenzial besitzt, ein Spiel mit einem genialen Moment zu entscheiden. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass der FCK extrem von einzelnen Spielern abhängig ist. Dazu zählen auch Boris Tomiak oder Julian Krahl, der seine Hintermannschaft wieder einmal ein ums andere Mal rettete. Aber auch Aaron Opoku ist in seiner derzeitigen Form nur schwer zu ersetzen.

Hinzu kommen Verletzungen wie die von Kenny Redondo oder Daisuke Yokota, die dem Team qualitativ fehlen. Andere Spieler machen ihre Sache zwar gut, haben ihre Unverzichtbarkeit aber noch nicht unter Beweis gestellt. Das zeigte sich auch im Spiel gegen den HSV. Nach dem Anschlusstreffer brachten die Gäste mit Dompé, Karabec und Selke eine Qualität von der Bank, von der der FCK nur träumen kann. Alle drei veränderten den Spielverlauf entscheidend und trugen zur Drangphase des HSV und schließlich zum Ausgleich bei. Die Lautrer mussten ihrerseits aus Kraftgründen wechseln, da Ritter, Ache und Gyramerah nach ihren Ausfällen noch nicht wieder hundertprozentig fit waren. In der Folge gelang es kaum, für Entlastung zu sorgen. Hier zeigt sich, dass die Roten Teufel einfach noch nicht mit den Topteams mithalten können, die vor allem finanziell andere Möglichkeiten haben.

Das Positive mitnehmen

Natürlich fühlte sich der Ausgleichstreffer in der 95. Minute wie eine Niederlage an. Dennoch hat der FCK über weite Strecken eine sehr gute Leistung gezeigt und einer der Topmannschaften der 2. Liga Paroli geboten. Vor allem in der Defensive sorgte die Umstellung auf die Doppelsechs für mehr Stabilität und Kompaktheit im bisher so anfälligen Zentrum. Darauf lässt sich aufbauen.

Markus Anfang hat die offensichtlichen Probleme erkannt, seine Marschroute angepasst, einen Schritt zurück gewagt und damit gezeigt, dass er durchaus flexibel agieren kann. Das bietet eine gute Grundlage, um den Entwicklungsprozess weiter voranzutreiben. Es bleibt zu hoffen, dass die verletzten Spieler bald zurückkehren und somit neben einer verlässlichen Stammelf auch eine adäquate Ersatzbank zur Verfügung steht.

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