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·13. Januar 2024

Analyse: Patrik Schick der bessere Boniface? Leverkusen kann gelassen bleiben

Artikelbild:Analyse: Patrik Schick der bessere Boniface? Leverkusen kann gelassen bleiben

Es ist das Hauptargument aller Pessimisten um die Leverkusener Titelträume. Der Afrika Cup wird die rheinischen Ambitionen auf die erste Meisterschaft zerstören. Zu groß der personelle Aderlass, zu groß die Verletzungsgefahr der abgestellten Spieler.

Und siehe da, das Turnier hat noch nicht begonnen, da flatterte die erste Hiobsbotschaft ein. Victor Boniface hat sich bei der Vorbereitung eine Muskelsehnenverletzung zugezogen. Eine schwerwiegende Geschichte an den Adduktoren, der Nigerianer fällt wohl drei Monate aus.


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Damit fehlt der Werkself der Stammspieler im Sturmzentrum. Geht man von einer frühesten Rückkehr im April aus, verpasst der in dieser Saison zehnfache Torschütze die kommenden elf Bundesliga-Spiele.

Es musste so kommen. Irgendwann ist er da, der erste Rückschlag einer bis dato fabelhaften Spielzeit. Alle Pflichtaufgaben wurden gelöst, aus engen Spielen gegen Bayern, Dortmund und Stuttgart nahm man trotz einiger Widerstände noch einen Punkt mit. Leverkusen ging als Spitzenreiter in die Winterpause.

Außerdem kam die Werkself ohne größere Verletzungen der 13-14 wichtigsten Spieler durch die Hinserie, sieht man mal von den Verletzungen von Patrik Schick ab. Ausgerechnet er ist nach Bonifaces Ausfall nun besonders gefragt. Für den Tschechen ist es die große Chance und der Verein bekommt Qualitäten, die denen Bonifaces ähnlich sind, teilweise sogar besser.

Der Vergleich der von Opta erstellten Daten beider Stürmer in der laufenden Saison bringt Spannendes zu Tage. Schick und Boniface haben ähnlichen Spielanlagen. Sie sind ungefähr gleich groß (1.91 Schick, 1.89 Boniface) und haben denselben Topspeed (beide 32,9 kmh).

Außerdem gelten sie als mitspielende Stürmer, haben ähnlichen Passquoten (71 Prozent Schick, 72 Prozent Boniface) und einen ähnlichen Wert bei Ballkontakten, denn man hier natürlich hochrechnen muss. Schick hat in dieser Saison ungefähr ein Siebtel der Spielzeit Bonifaces absolviert, ist mit 118 Ballkontakten in diesem Zeitraum aber ähnlich stark ins Spiel mit einbezogen wie der Sommer Neuzugang (808 Ballkontakte).

Der Nigerianer ist zwar der bessere Zweikämpfer, 49 Prozent gewonnene Duelle sind der Quote seines zukünftigen Ersatzmanns (39 Prozent) klar voraus. Doch in der Kerndisziplin eines Stürmers, dem Tore schießen, ist Schick in allen relevanten Daten sogar besser.

Dem Tschechen gelangen sechs Tore und zwei Vorlagen in 247 Spielminuten. Damit traf er alle 41 Minuten, alle 30 Minuten sammelte er einen Scorerpunkt. Boniface schoss alle 106 Minuten ein Tor, alle 65 Minuten brachte er Scorerpunkte zustande.

Ein weiterer Beweis: Schick braucht nur 15 Torschüsse, um sechsmal zu netzen, gleichbedeutend mit 40 Prozent Trefferquote. Dem gegenüber steht eine 16 Prozent-Quote von Boniface (95 Torschüsse, 16 Treffer).

Die alles entscheidenden Fragen: Kann Schick dieses Niveau beibehalten?  Und vor allen Dingen, bleibt der verletzungsanfällige Stürmer fit? Im Hinblick auf diese beiden Fragen hat man sich in Leverkusen entschieden, den Panikkopf nicht zu drücken.

Der Kicker befragte Simon Rolfes, wie sich der langfristige Auswahl Bonifaces auf die Pläne auswirkt: "Er wäre in den ersten Wochen ohnehin weg gewesen. So ist es erstmal kein Unterschied", bemerkte der Geschäftsführer sachlich.

Wenngleich die lange Zwangspause trotzdem ärgerlich sei, wird der aktuell wohl erfolgreichste Einkäufer unter den aktuellen Bundesliga-Verantwortlichen keine Notlösung für die Mittelstürmer-Position präsentieren, sondern die weit vor Bonifaces Verletzung gestartete Suche nach einer vielseitigen Offensivkraft fortsetzen, womöglich auch intensivieren.

Wahrscheinlich dürften die starten Quoten Schicks auch den Verantwortlichen unter dem Bayer-Kreuz bewusst sein, weshalb man dem tschechischen Nationalspieler auch sein Vertrauen schenken möchte. Rein sportlich gesehen eine Lösung die man nachvollziehen kann. Schick hat vor gar nicht allzu langer Zeit bewiesen, dass er über einen langen Zeitraum konstant liefern kann, 24 Saisontore in der Bundesliga-Spielzeit 2021/2022 sind Anschauungsmaterial.

Das Risiko einer erneuten Verletzung bleibt allerdings bestehen. Die Gefahr, dass Leverkusen plötzlich ohne Mittelstürmer auskommen muss, ist gegenwärtig. Doch wen könnte man als Ersatzmann holen?

Nötiges Geld nicht das größte Bayer-Problem, doch der Markt gibt nicht allzu viel her. Auch die Perspektive eines etwaigen Neuzugangs ist nicht die Beste. Nach Bonifaces Rückkehr bei gleichzeitiger Fitness von Schick müsste er sich als Stürmer Nummer 3 hintenanstellen. Aufgrund dieser Konstellation und der bewussten Abgeklärtheit der Leverkusener Verantwortlichen ist die Gerüchteküche um etwaige Neuzugange auch sehr kalt.

Das einzige Gerücht, das sich derzeit recht hartnäckig hält, ist die Personal Roony Bardghiji. Das umworbene Talent des FC Kopenhagen galt allerdings schon vor der Winterpause als Bayer-Kandidat. Ein Vorstoß könnte sich lohnen, da der 19-Jährige auch langfristig eine Ergänzung für den Kader wäre.

Kurzfristig könnte ein Wintertransfer dafür sorgen, dass der Rechtsaußen Raum schafft, um etwa Jonas Hofmann in die Mitte ziehen zu können, der dort Schicks Alternativen um Adam Hlozek und Amir Adli (noch beim Afrika Cup) verstärken könnte.

Bestimmt wird auch der ein oder andere Berater eines unzufriedenen Stürmers mal bei Rolfes und Co. angerufen haben, doch der Spitzenreiter täte tatsächlich gut daran, weiter so zu handeln, wie bislang: Ruhig und besonnen bleiben und dem 35-fachen Nationalspieler Tschechiens und dem verbliebenen Offensiv-Personal zu vertrauen.

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