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·27. Oktober 2021

Amiri: "Es wird Zeit für einen Titel"

Artikelbild:Amiri: "Es wird Zeit für einen Titel"

Vor zwei Jahren stand Nadiem Amiri mit Bayer 04 Leverkusen bereits im DFB-Pokalfinale. Damals war gegen den FC Bayern nichts zu machen. Das soll in dieser Saison anders werden. "Wir wollen Titel holen", sagt der 24 Jahre alte deutsche Nationalspieler vor dem Zweitrundenspiel heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) der Werkself gegen den Karlsruher SC im Gespräch mit DFB.de-Mitarbeiter Tobias Gonscherowski.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonstart von Bayer 04?


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Nadiem Amiri: Der Tabellenplatz sagt schon etwas aus, auch wenn wir jetzt deutlich gegen den FC Bayern verloren haben. Da haben wir uns ganz klar unter Wert verkauft, das durfte in der Art und Weise nicht passieren. Trotzdem sind wir alles in allem gut in die Saison gestartet. Der ganze Verein kann stolz sein. Wir haben die ersten Schritte für eine erfolgreiche Saison getan. Jetzt müssen wir auf die jüngste Niederlage reagieren und daraus lernen. Ich bin sicher, dass wir gestärkt daraus hervorgehen werden.

DFB.de: Für Sie persönlich lief es noch nicht ganz so gut. Sie haben Ihren Stammplatz verloren, werden als Joker gebracht und haben auch schon zweimal getroffen. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Amiri: Ich bin persönlich natürlich nicht zufrieden. Ich bin ein ehrgeiziger Fußballer, der möglichst jede Sekunde spielen will. So wie zuletzt gegen die Bayern, auch wenn das Ergebnis für uns als Mannschaft sehr schmerzhaft war. Ich habe mein Wochenziel nicht erreicht, wenn ich am Spieltag nicht in der Startelf stehe. Solche Situationen gibt es aber im Fußball. Ich werde mich da auch wieder rauskämpfen und dem Trainer meine Motivation zeigen und meinen Anspruch, zu spielen. Nur so geht es für einen Profi, an jedem Tag muss das so sein.

DFB.de: Sie sind trotz Ihrer erst 24 Jahre mit über 170 Bundesliga-Spielen ein erfahrener Profi. Haben Sie eine solche Situation schon vorher einmal erlebt?

Amiri: Nein, so eine Situation hatte ich noch nie in meinen sechs Jahren in der Bundesliga. Ich akzeptiere das, die Situation wird mich stärker machen. Ich gebe jeden Tag Vollgas und wenn ich reinkomme, versuche ich Akzente zu setzen. Ich muss jetzt auf die Chance warten. Für die Mannschaft läuft es gerade top. Das zählt am Ende und ist das Wichtigste – auch für die Spieler, die im Moment vielleicht nicht so zum Zug kommen.

DFB.de: Vielleicht bekommen Sie im DFB-Pokal die Chance. Sie haben mit Bayer 04 im Jahr 2020 im Endspiel gestanden und gegen Bayern München 2:4 verloren. War das Spiel das Highlight Ihrer bisherigen Karriere?

Amiri: Das Highlight war es jetzt wegen der leeren Zuschauerränge eher nicht. Es fehlte die Stimmung eines "echten" Pokalfinales. Es hat sich für mich nicht wie ein Finale angefühlt. Natürlich war es cool, im Endspiel zu stehen. Aber ich würde es sofort für ein Finale in einem vollen Stadion eintauschen.

DFB.de: Die Bayern waren zu der Zeit fast unschlagbar und haben alle Titel abgeräumt. War trotzdem mehr für Leverkusen drin?

Amiri: Nein. Die Bayern waren von Anfang an bis zum Abpfiff dominant und hatten den Sieg verdient. Zu dem Zeitpunkt waren sie auch die beste Mannschaft der Welt, wenn man sieht, was sie ein, zwei Wochen später in der Champions League veranstaltet haben. Und wenn man sich das jüngste Spiel bei uns in der BayAena anschaut, dann sind sie momentan sicherlich nicht weit davon entfernt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Sie persönlich?

Amiri: Der DFB-Pokal bedeutet einen Titel. Für mich hat jeder Titel eine große Strahlkraft. Für einen Fußballer sind solche Siege wichtig. Das Finale zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München vor ein paar Jahren hat mich sehr inspiriert, weil Frankfurt gezeigt hat, dass auch der Außenseiter gewinnen kann. Das muss auch für Leverkusen möglich sein, wir wollen diesen Titel holen. Man sagt ja, dass der DFB-Pokal der einfachste Weg zu einem Titel ist, weil man nur sechs Siege braucht. Wobei der Begriff "einfach" natürlich relativ ist…

DFB.de: Nach dieser Saison wird Rudi Völler als Manager der Werkself aufhören. In seiner Amtszeit konnte Bayer 04 noch keinen Titelgewinn feiern.

Amiri: Ein besseres Geschenk zum Abschied gäbe es sicher nicht. Bayer Leverkusen hat seit bald 30 Jahren keinen Pokal mehr gewonnen. Es wird mal langsam wieder Zeit für einen Titel.

DFB.de: Welche Erlebnisse verbinden Sie noch mit dem DFB-Pokal?

Amiri: Ich war beim Pokalspiel zwischen dem SV Sandhausen und dem FC Augsburg Balljunge. Sandhausen konnte damals nicht zuhause spielen und wich ins Carl-Benz-Stadion von Waldhof Mannheim aus, in dessen Jugend ich spielte. Das war ein besonderes Erlebnis.

DFB.de: Für Bayer 04 geht es nun in der 2. Runde gegen den Karlsruher SC. Was verbinden Sie mit den Badenern?

Amiri: Ich habe in meiner ganzen Jugend mit Waldhof oder Hoffenheim gegen den KSC gespielt. Es herrschte eine große Rivalität, gegen den KSC waren es immer hitzige Spiele. Ich freue mich über das Los und auf das Spiel, das auch noch an meinem Geburtstag stattfindet.

DFB.de: Wie stark schätzen Sie den Gegner ein?

Amiri: Ehrlich gesagt habe ich mich bis zu diesem Moment noch nicht viel mit dem KSC beschäftigt. Es ist normal, dass der Fokus bei so vielen Partien in Bundesliga und Europa League zuletzt auf die anderen Spiele gerichtet war.

DFB.de: Dann kann ich Ihnen verraten, dass Karlsruhe seit Amtsantritt von Trainer Christian Eichner stabil in der Liga ist und auswärts fast stärker als zuhause.

Amiri: Das mag sein. Wir werden Karlsruhe auch auf keinen Fall unterschätzen. Aber wir sind sehr heiß auf das Spiel. Es geht um einen Titel. Wir werden alles reinhauen. Über unsere Qualität muss man nicht sprechen. Wir wollen unbedingt weiterkommen und werden mit voller Leidenschaft ins Spiel gehen.

DFB.de: Im Sommer waren Sie mit der deutschen Olympiamannschaft in Tokio mit dabei. Wie waren Ihre Eindrücke?

Amiri: Olympia war eine ganz andere Erfahrung, ein ganz anderes Turnier. Es war so ein bisschen eine U23-WM und ein geiles Gefühl, dabei zu sein. Schade, dass wir so früh (nach der Vorrunde; Anm. d. Red.) ausgeschieden sind. Allerdings hatten wir auch große personelle Probleme. Wären wir weitergekommen, hätte uns nur noch der dritte Torwart als Auswechselspieler zur Verfügung gestanden.

DFB.de: Haben Sie etwas von der olympischen Atmosphäre aufsaugen können?

Amiri: Ja, wir waren zweimal im Olympischen Dorf und haben viele Athleten aus anderen Disziplinen kennengelernt. Das war richtig cool. Natürlich dächte man noch lieber daran zurück, wenn es ein erfolgreiches Turnier gewesen wäre. So war es aber auch letztlich eine gute Saisonvorbereitung.

DFB.de: Wie weit weg ist die A-Nationalmannschaft, für die Sie bereits fünf Länderspiele bestritten haben?

Amiri: Ich habe aktuell nur einen Gedanken: Wie werde ich wieder eine Option für die Startelf von Bayer 04. Dafür gebe ich jeden Tag Vollgas. Ich weiß, dass ich die Qualität dafür habe. Wenn es dann wieder gut für mich läuft, kann ich auch nochmal an die A-Nationalmannschaft denken.

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