Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga | OneFootball

Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga | OneFootball

Icon: Österreichische Fußball-Bundesliga

Österreichische Fußball-Bundesliga

·24. November 2023

Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

Artikelbild:Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

24. November 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Artikelbild:Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

Amady Camara ist erst 18. Selbst Sturm-Fans hatten noch nicht oft Gelegenheit, dem jungen Mann aus Mali auf die Beine zu schauen. Dabei nimmt er bereits einen Fixplatz in der Bundesliga-Geschichte ein. Amady Camara ist der 4000. Spieler, der seit ihrem Start am 9. August 1974 in der ADMIRAL Bundesliga zum Einsatz kam. Und das ist seine Geschichte.


OneFootball Videos


Angefangen hat es mit ein paar Videos von Amady im U17-Nationalteam von Mali, die sich Sturms Sportdirektor Andi Schicker „auf Empfehlung von einem Berater mit sehr gutem Netzwerk in Afrika“ angesehen hat. Mali, erzählt Schicker, ist ein spannender Markt. „Die Qualität der Spieler, die Art und Weise, wie sie Fußball spielen ist ebenso gut wie ihr Charakter. Schon meine erste Tätigkeit als damals noch Chefscout war, Amadou Dante direkt aus Mali zu verpflichten.“ Selbst besucht hat er das Land in Westafrika bis heute nicht. „Es gibt zwei Möglichkeiten, Spieler aus Afrika zu holen. Entweder mit sehr aktivem Scouting vor Ort oder – so wie wir – mit einem sehr guten Netzwerk dort. Dieses macht uns auf Spieler aufmerksam, die wir dann zum Probetraining einladen können.“

Amady Camara, der aus dem Nachwuchs des FC Diarra in seiner Heimatstadt Bamako herausgestochen ist, kam im Frühjahr 2023 zweimal per Touristenvisum nach Graz. Beide Male blieb er für rund zwei Monate und trainierte unter Thomas Hösele bei Sturm II. Dass Amady einer sein würde für die Grazer, war schnell klar. „Seine Athletik, seine Schnellkraft, seine Dynamik, sein Tempowechsel, seine Ballführung, seine richtig gute Technik“ waren herausragend. „Wir wussten damals noch nicht genau, was seine Position sein würde, aber er hatte soviel individuelle Klasse, dass bald klar war, dass wir ihn verpflichten“, so Hösele. Andi Schickers Grund-Maxime hatte der junge Mann aus Mali auf jeden Fall erfüllt: „Wenn wir einen Spieler aus einem anderen Land verpflichten, dann muss sichergestellt sein, dass er besser ist als einer aus unserem eigenen Nachwuchs. Wenn wir selbst ein Top-Talent auf der gleichen Position haben, dann brauchen wir nicht anderweitig einen Spieler holen.“

Artikelbild:Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

Eine nette Einladung reicht nicht

Es passte gut, dass Amady am 28. Mai seinen 18. Geburtstag feierte. Erst damit durfte er als Nicht-EU-Ausländer auch unter Vertrag genommen werden. Ende Mai flog er noch einmal nach Hause. Bis zum Trainingsstart am 20. Juni galt es für Andi Schicker und sein Team nun, alle Behördenwege zu erledigen. „Dafür braucht es richtig Manpower, schon für ein Probetraining ist es mit einer lieben Einladung nicht getan.“ Rechtzeitig zum Trainingsauftakt der zweiten Mannschaft war Amady Camara wieder da. Als Spieler des SK Sturm Graz. Über Transfermodalitäten spricht Andi Schicker nicht, nur so viel: „Sein Klub hat einen Grundbetrag bekommen, wenn er den Durchbruch schafft, gibt es in weiterer Folge noch Bonuszahlungen.“

Die Zeit, die Amady bereits in den Probetrainings mit seinen neuen Kollegen verbracht hat, hilft ihm jetzt, sich schnell einzuleben. „Mit seinen Trainingsleistungen hat er sich gleich Respekt verschafft. Die Sprachbarriere ist aber schon da, er spricht nur Französisch, noch dazu in einem schwer verständlichen Dialekt“, sind Hösele und Schicker froh, dass der Englisch-Kurs, den er besucht, bevor es mit Deutsch losgeht, erste Erfolge zeigt. „Für Spieler wie ihn haben wir auch unseren Staff erweitert, es gibt klare Ansprechpartner, die ihm helfen, sich in das neue Leben in Europa zu integrieren“, plaudert Schicker aus dem Nähkästchen. „Wir haben etwa eine Ernährungsberaterin, die mit ihm schon einkaufen gegangen ist, damit nicht nur auf dem Platz alles passt.“ Gegessen wird aber meist ohnehin im Trainingszentrum im Kreis der Kollegen.

Topscorer bei Sturm II

Auf dem Platz passte es sofort, wie ein Blick auf Camaras Statistik bei Sturm II zeigt: In zwölf Spielen schoss er sechs Tore und verbuchte vier Assists. „Er war herausragend, nicht nur wegen der Scorerpunkte“, nickt Thomas Hösele, der ihn als Zehner oder zweiten Stürmer einsetzte. Die erste Länderspielpause im September war die beste Gelegenheit für Cheftrainer Christian Ilzer, die Neuerwerbung in den Trainingsbetrieb der Profis zu integrieren. Es trat ein, was Thomas Hösele erwartet hatte: „Er hat auch dort auf Anhieb seine Qualität gezeigt und ist gleich oben geblieben.“ Dass er damit seinen Topscorer zumindest vorübergehend verloren hat, trägt er mit Fassung: „Solche Spieler gehen jedem Trainer ab, aber das ist ja der Sinn und Zweck einer zweiten Mannschaft.“

Artikelbild:Amady Camara – der 4000. Spieler in der Geschichte der Bundesliga

Debüt bei den Profis

Amadys Wechsel zu den Profis hat einen anderen Vorteil. In der Mannschaft gibt es drei französischsprachige Kollegen – und natürlich seinen Landsmann Amadou Dante, mit dem der Kontakt nun noch enger wird. Sportlich durfte er sich Ende September im ÖFB-Cup gegen Leobendorf erstmals 16 Minuten lang im Kreis der Profis zeigen. In der nächsten Länderspielpause bescheinigt ihm Schicker im Testspiel gegen den FAC „eine gute Partie. Er ist  technisch einfach unheimlich versiert, sehr leichtfüßig und bringt etwas Besonderes mit.“ Das durfte er am 12. November erstmals auch in der ADMIRAL Bundesliga unter Beweis stellen. Beim 3:0-Sieg in Klagenfurt kam Sturms Nummer 36 in der 65. Minute für Bryan Teixeira und machte, wie Schicker lobend erwähnt, „ein ordentliches Debüt. Er war sofort auffällig, brauchte keine Anlaufzeit, war gleich im Spiel. Aber das war keine Überraschung, das sehe ich bei jedem Training.“

Mittlerweile fühlt Amady Camara sich in Graz zuhause, hat bereits seine eigene Wohnung bezogen. Vielleicht bekommt er in den restlichen drei Herbstrunden noch einige Einsatzminuten, im Frühjahr, ist sich Thomas Hösele sicher, wird man noch mehr von ihm sehen. „Er hat in der Vorbereitung vier Wochen Zeit, zu zeigen, was er hat, ich traue ihm zu, dass er schon in der Frühjahrssaison in der ersten Mannschaft Fuß fasst.“ Auch Andi Schicker geht davon aus, dass er dann „noch besser unsere Spielprinzipien, wie die Arbeit gegen den Ball, verinnerlicht, ohne aber seine eigenen Qualitäten zu verlieren.“

Dann wird Amady Camara den Sturm-Fans, wie es so schön heißt, noch viel Freude bereiten. Aber auch die Bundesliga wird den weiteren Weg ihres 4000. Spielers weiterhin im Auge behalten.

Fotos: Gepa Pictures

Redakteur: Horst Hötsch

Impressum des Publishers ansehen