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·27. September 2021

All the roads we have to walk are winding

Artikelbild:All the roads we have to walk are winding

Zuhause gegen Stuttgart – wenn wir diese Spiele nicht gewinnen, gegen wen wollen wir dann unsere Punkte holen?“, sagte Bochums Keeper Manuel Riemann nach dem Spiel. Genau so könnte man anders herum fragen: Wenn nicht gegen Bochum, gegen wen will der VfB drei Punkte holen?

Nicht wenige sprachen vor der Begegnung in Bochum von einem Schlüsselspiel, das den Ton und den Takt vorgeben könnte für die weitere Saison. Diese Zuspitzung und Fokussierung auf das Spiel gegen den Aufsteiger kam nicht aus den Medien, sondern von Pellegrino Matarazzo himself. Beobachter vernahmen auch einen schärferen Ton von Matarazzo in der Trainingswoche. Kurz: Der VfB-Trainer war schlecht gelaunt wegen der Leistung gegen Leverkusen und wegen der Auftritte seiner Mannschaft im Anschluss auf dem Trainingsplatz. Nach dem Spiel gegen Bochum wird er eher der Grumpy Rino geblieben sein, denn das, was seine Mannschaft zeigt, war wenig bis nichts. Auch, wenn die Aussagen und Beurteilungen von ihm und Sven Mislintat nach dem Spiel eher milde ausfielen.


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Ob es eine gute Idee war, von Dreier- auf Viererkette zu wechseln? Die Intention ist klar: Die Außen zuzumachen, auf denen Bochum mit Gerrit Holtmann, Christopher Antwi-Adjei und Herbert Bockhorn wie erwartet mächtig Alarm machte. Einerseits gelang dies nur bedingt, andererseits sind die gewohnten Abläufe und Laufwege andere. Sowohl defensiv als auch offensiv funktionierte in der ersten Halbzeit wenig bis nichts. Zudem spielte der VfB in den ersten 45 Minuten quasi nur zu neunt, denn Teto Klimowicz und Hamadi Al Ghaddoui gelang wenig bis nichts.

Vor allem offensiv wirkt es derzeit unstrukturiert, ist geprägt von einfachen Fehlern und Hektik, Unkonzentriertheiten und falschen Entscheidungen, viele Spieler scheinen überfordert. Klare Abläufe? Fehlanzeige! Wie auch? Zeitweise standen mit Erik Thommy, Tanguy Coulibaly und Chris Führich drei Außenspieler auf dem Feld, dazu der als Zehner beziehungsweise schwimmender Neuner agierende Omar Marmoush, der nach vielversprechendem Start gegen Frankfurt spürbar seine Rolle sucht. Ein Debüt, das Hoffnung macht, feierte Chris Führich. Er zeigte die Attribute, die Matarazzo fordert: Mut, auch im 1:1. Flexibilität, denn er war quasi überall auf dem Platz zu finden. Widerstandsfähigkeit und Übersicht, wie sein aus dem Fußgelenk gespielter Pass auf Marmoush in der 61. Minute. Was aber dem VfB sichtlich fehlt, ist ein Zielspieler. Marmoush liegt diese Rolle nicht unbedingt, Al Gahddoui hat bei aller Sympathie offensichtlich nicht die nötige Qualität. Auf absehbare Zeit wird sich an diesem Zustand wenig bis nichts ändern. Sasa Kalajdzic wird tendenziell erst im nächsten Jahr wieder voll angreifen können und den 18-jährigen Wahid Faghir mit hohen Erwartungen zu überfordern, ist nicht sinnvoll.

Auch wenn Ankerspieler Wataru Endo nach wie vor überspielt wirkt, tat es ihm sichtlich gut, neben sich seinen Buddy Orel Mangala zu haben. Auch wenn beide bei Umschaltsituationen den Ball eher zu lange hielten und den Zeitpunkt für ein Abspiel verpassten, kann man dennoch optimistisch sein, dass zumindest diese Achse auf absehbare Zeit wieder funktioniert. In der Abwehr lassen sich Ata Karazor und Florian Müller wenig bis nichts zu Schulden kommen. Grundsätzlich sind beide solide, doch bauen sie immer wieder Fehler und Unsicherheiten ein, die nicht unbedingt dazu führen, dass der Abwehrverbund eine besondere Stabilität ausstrahlt.

Nicht den einen oder anderen Bonus-Punkt zu holen gegen vermeintlich bessere Gegner, erhöht den Druck, gegen Gegner auf Augenhöhe unbedingt gewinnen zu müssen. In Bochum blieb es bei einem Punkt, was die Erwartungen an das Heimspiel gegen Hoffenheim nicht gerade kleiner werden lässt. Hier muss sich zeigen, ob der VfB mental pressingresistent ist, was er zumindest gegen Bochum nicht immer zeigen konnte. ManCity-Fan Liam Gallagher wusste es bei seinem Konzert auf den Jazz Open vor dem neuen Schloss in Stuttgart:All the roads we have to walk are winding“.

Der Klassenerhalt wird nicht einfach, es werden noch einige Rückschläge kommen. Aber wir schaffen das.

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Alle, die sich an ein sehr besonderes Spiel in Bochum erinnern möchten, sollten unsere VfB Fußballfibel lesen (remember 2007). Sie ist gerade aktualisiert und erweitert (20 Seiten) in der zweiten Auflage erschienen. Wer direkt bei uns bestellt, dem lesen wir unsere Outtakes vor. Wer darauf stilvoll sein Glas erheben möchte, wird hier ganz einfach fündig.

Rund um den Brustring wollte der Versuchung widerstehen, keine Parallelen zwischen dem VfB und der Bundestagswahl zu ziehen. Und tut es dann doch ;-)

Unser VertikalGIF zur Partie mit dem Titel „Erste allgemeine Verunsicherung“ findet ihr hier.

Zum Weiterhören: Der Rasenfunk mit Schwerpunkt VfB (ab 1:19:31): „Sosa der VfB, wo es Klement“

Bild: Imago

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