FC Bayern München
·29. September 2024
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Alan McInally stürmte in seiner Karriere sowohl für den FC Bayern als auch für Aston Villa. Vor dem Aufeinandertreffen seiner beiden Ex-Vereine in der Champions League spricht er über den Aufschwung des Clubs aus Birmingham und Wiesn-Besuche im Schottenrock.
Wenn Alan McInally an den Wochenenden die Spiele von Aston Villa in England besucht, kann es schon vorkommen, dass ihm jemand den Namen der bayerischen Landeshauptstadt zuruft: „Mein Spitzname hier ist immer noch ‚München‘“, verrät der 61-Jährige in bestem Deutsch und lacht: „Keiner sagt zu mir: ‚Hey, Villa, hey, Alan oder hey, Celtic.‘“ Vier Jahre war der Angreifer beim FC Bayern aktiv, als bislang einziger Schotte überhaupt. Er gewann dort direkt die Deutsche Meisterschaft, ehe eine schwere Knieverletzung Anfang der Neunziger Jahre seine Karriere beendete.
Gemeinsam mit Raimond Aumann (l.) und Olaf Thon (r.) feierte McInally 1990 die Deutsche Meisterschaft beim FC Bayern.
Dass McInallys Münchner Zeit bis heute noch in Großbritannien präsent ist, hat auch damit zu tun, dass er dem Fußball nach seiner aktiven Laufbahn immer treu geblieben ist. Als TV-Experte kommentiert er das Geschehen in der englischen Premier League. Dazu arbeitet McInally eng mit Aston Villa zusammen – dem nächsten Verein aus seiner Vita, wo er neuerdings auch als Moderator des clubeigenen Podcasts tätig ist. Ein Job, an dem McInally sichtlich Freude hat. Denn in den vergangenen Monaten durfte er bei dem Team aus Birmingham einen Aufschwung begleiten, den nicht viele vorhergesehen hatten – und der seinen vorläufigen Höhepunkt nun im Champions League-Duell mit dem FC Bayern haben wird.
„Es ist eine wahnsinnige Zeit für Aston Villa, für die Fans, für mich als Ex-Spieler. Es geht alles in die richtige Richtung“, sagt McInally. Jahre lang war Aston Villa eher im unteren Tabellendrittel der Premier League zu finden, von 2016 bis 2019 spielte der Club sogar zweitklassig. Dass die ‚Villains‘ nun jedoch in der Vorsaison so gut abgeschnitten haben wie seit knapp 30 Jahren nicht mehr, trage eine klare Handschrift: „Der vierte Platz mit der Qualifikation zur Champions League war unglaublich“, sagt McInally: „Vor drei, vier Jahren war Aston Villa am Saisonende Vierzehnter oder Elfter – aber jetzt mit Unai Emery ist es eine komplett andere Mannschaft.“
Aston Villa-Coach Unai Emery: „Mit ihm ist es eine komplett andere Mannschaft.“
Nach Stationen beim FC Sevilla, Paris Saint-Germain, dem FC Arsenal und dem FC Villarreal hat der Spanier Aston Villa im Sommer 2022 übernommen. Ein so „erfahrener und erfolgreicher Trainer“ ist genau das, was der Club gebraucht habe, meint McInally. Früher sei das Spiel der Villains „hektisch“ gewesen, es gab keine Ruhe, der Ball lief nicht. Nun habe die Mannschaft aber eine ganz andere Ausstrahlung auf dem Platz. „Unai Emery hat das Team besser organisiert. Alle wissen genau, wo sie spielen müssen, was der Trainer genau von ihrer Position erwartet“, sagt McInally. Emery erkenne genau, wie er mit jedem einzelnen Spieler umzugehen hat: „Er kennt das Spiel, aber auch die Grenzen seiner Spieler.“
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Unter diesen Voraussetzungen ist sich McInally sicher, dass Aston Villas Formhoch noch länger anhalten wird: „Zu 100 Prozent“, sagt der Schotte und ergänzt: Es sei schon ein bisschen verrückt. In einer guten Woche trifft Aston Villa auf Manchester United in der Premier League – vor ein paar Jahren gingen diese Duelle mit 1:4, 1:5 verloren, nun gehe er von einem Sieg von Emerys Mannschaft aus: „Das zeigt, wie gut das Team spielt und wie weit sie gekommen sind.“
Im Champions League-Duell mit dem FCB sei die Ausgangslage dann aber doch eine andere: „Wenn die Bayern am Mittwoch kommen, sind sie natürlich Favorit“, glaubt McInally. Doch das Team von Vincent Kompany müsse aufpassen: „Momentan ist Aston Villa sogar in noch besserer Form als im letzten Jahr, sie hatten auch einen guten Start.“ Von den ersten fünf Partien der noch jungen Premier League-Saison hat der Club vier gewonnen und rangierte zwischenzeitlich auf dem dritten Tabellenplatz. Nun sei die ganze Stadt aufgeregt, dass die Bayern kommen – zum ersten Mal seit dem Europapokalfinale 1982.
Trotz großem Kampf unterlagen die Bayern Aston Villa 1982 im Endspiel um den Landesmeisterpokal.
So unschön das damals verlorene Endspiel im Landesmeistercup aus Münchner Sicht war, so groß ist die Bedeutung bis heute für den Club aus Birmingham. „Es war eine unglaubliche Zeit für Aston Villa. Damals musste man noch die Meisterschaft gewinnen, um dabei zu sein. Das allein war schon großartig“, erklärt McInally. Niemand habe gedacht, dass Aston Villa überhaupt so weit kommen würde. Auch im Finale waren die Bayern Favorit, aber Aston Villa gewann letztlich in Rotterdam durch ein Tor von Peter Withe mit 1:0.
Ein gutes halbes Jahr später holten die Villains noch den europäischen Super Cup gegen den FC Barcelona – doch das sollte der letzte große Erfolg für den Club bleiben. Bis auf zwei Siege im englischen Ligapokal (1994 und 1996) kam seither kein weiterer Titel hinzu. Daher sind es auch genau diese Erinnerungen an frühere Triumphe, die die Partie gegen die Bayern am Mittwoch für die Zuschauer nochmal besonders machen.
Denn auf Höhenflüge folgten in der Club-Geschichte auch viele Tiefschläge – das weiß auch Alan Mcinally. Als der Angreifer im Sommer 1987 von Celtic Glasgow zu Aston Villa wechselte, war der Club gerade in die Zweitklassigkeit abgestiegen – nur fünf Jahre nach dem Sieg im Europapokal! „Aston Villa wird jetzt 150 Jahre alt, es war eine der ersten Mannschaften in England. Da haben die Fans viel auf und ab erlebt“, so McInally. „Aber aktuell sind sowohl Bayern als auch Aston Villa zu 100 Prozent oben, deswegen ist es so eine tolle Sache, dass sie jetzt gegeneinander spielen.“
Aston Villa verfüge über einen qualitativ hochwertig besetzten Kader, der es den Bayern schwer machen kann, sagt McInally - und zählt einige der herausragenden Spieler auf. Zu nennen wären beispielsweise Top-Torjäger Ollie Watkins, der in der Vorsaison 27 Tore für die Villains erzielte, der Ex-Leverkusener Leon Bailey, der junge Mittelfeldspieler Morgan Rogers („er ist sehr gut“) oder der englische Nationalspieler Ezri Konza in der Verteidigung. Dazu habe das Emery-Team in dem argentinischen Weltmeister Emiliano Martínez den „vielleicht besten Torwart in der Premier League“ zwischen den Pfosten.
Dementsprechend groß ist nun die Vorfreude vor Anpfiff: „Es wird ein fantastisches Spiel werden. Das Stadion und die Zuschauer – die Atmosphäre im Villa Park ist absolut sensationell“, sagt McInally über das Duell seiner beiden Ex-Vereine, das aus seiner Sicht übrigens keinen Sieger braucht: „Ein Unentschieden wäre für mich das beste Ergebnis – und wohl auch für Aston Villa in Ordnung.“ So gibt es eigentlich nur eine Sache, die McInally dann aber doch nicht an der Partie gefällt: „Ich hatte gehofft, dass das Spiel in München ist“, sagt er – gerade jetzt zur Wiesnzeit: „Auf das Oktoberfest bin ich immer in meinem Schottenrock gegangen.“
Am Samstagabend trennte sich der deutsche Rekordmeister im Wiesn-Heimspiel 1:1 vom amtierenden Meister Bayer 04 Leverkusen. Den Nachbericht zum Bundesliga-Gipfel lest Ihr hier: