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·20. September 2024
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In der Außenwirkung geht es dem Fußball der Frauen prächtig: Immer mehr Rekorde purzeln, seien es Zuschauerzahlen oder Transfersummen - das Interesse für den Frauenfußball steigt weiterhin an. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass es größtenteils ein Minusgeschäft ist und die Frauen-Bundesliga rote Zahlen schreibt. Deutschlands höchste Spielklasse steht aktuell noch unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes. Allerdings streben die Vereine eine größere Unabhängigkeit an, die letzten Endes in der bereits lang diskutierten Ausgliederung gipfeln könnte, wie das ZDF in dem Beitrag "Ohne DFB: Eigener Weg der Frauen-Bundesliga" berichtet - denn die Pläne dazu sollen nun konkreter werden.
Das ZDF hat interne Dokumente gesichtet, in denen deutlich wurde, dass alle Vereine der Frauen-Bundesliga Geld in die Hand genommen haben, um die englische Agentur Portas zu beauftragen. Diese Firma soll offenbar ein Modell ausarbeiten, wodurch die Eigenständigkeit der Bundesliga gefördert wird. Wie konkret das aussehen soll, bleibt bisher unklar.
Mit Portas haben sich die deutschen Klubs eine Firma gesucht, die federführend für die Abspaltung der englischen Women's Super League vom Verband war. "England ist etwas, wo wir uns orientieren müssen. Wie wir es gemeinsam schaffen, mit den Vereinen mehr Erlöse zu erwirtschaften - das ist sicherlich ein großer Punkt", bestätigt auch Bianca Rech, die Sportdirektorin des FC Bayern. Eine Abspaltung oder Einführung einer eigenen DFL für die Frauen sind also realistische Szenarien.
In einem sind sich die Klubs einig: Sie wollen mehr Aufmerksamkeit, eine bessere Sichtbarkeit und eigene finanzielle Kontrolle - deshalb würden sie nach Unabhängigkeit vom DFB streben. "Die Klubs bezahlen die Partie. Wir investieren in die Infra- und Organisationsstruktur. Wir entwickeln und sichern das Medienprodukt, dass dann zentral verwertet wird. Es ist nicht das Geld des DFB", erklärt Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt.
Apropos Geld: Laut ZDF-Recherche schreibt die Frauen-Bundesliga tiefrote Zahlen: Innerhalb von zehn Jahren steigerten sich die Verluste der Liga von 313.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro - das würde einer Summe von rund 150.000 Euro pro Klub entsprechen. Die Erträge würden nicht mal ausreichen, um die Personalkosten zu decken, dafür würden der Liga 2,5 Millionen Euro an Einnahmen fehlen. Laut Fritzy Kromp, der Cheftrainerin der U20-Frauen der Eintracht, sei die Attraktivität schon länger rückläufig gewesen, was durch Zahlen belegt werden könne. "Man kann sagen, dass es eine Revolution ist. Es wird ein großer Einschnitt sein, den es braucht", sagt Kromp.
Die Verantwortlichen sind sich einig: Eine Unabhängigkeit wäre für die Frauen-Bundesliga das Beste: "Ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und eigene Organisation in einer eigenen Gesellschaft fürs Erste das sinnvollste ist", so Axel Hellmann.
Der Deutsche Fußball-Bund zeigt sich offen gegenüber Veränderungen. Bereits vor einem halben Jahr hat die ehemalige DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch eine Ausgliederung der Frauen-Bundesliga angeschnitten. Auch aktuell würde der DFB im Austausch mit den Vereinen stehen und sich bewusst sein, dass etwas passieren muss, um international nicht noch weiter abzurutschen: "Es ist wichtig, dass man einen Rahmen findet, in dem sich der Frauenfußball auch entwickeln kann und das ganze Potenzial auch ausgeschöpft wird. In welchem Rahmen das stattfindet, ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass die Möglichkeiten gegeben werden und die Rahmenbedingungen da sind", erklärt Célia Šašić, aktuelle DFB-Vizepräsidentin.
Der Fußball der Frauen hat ein großes Potenzial, doch die Verantwortlichen sehen die Notwendigkeit von Änderungen, um eine nachhaltige Entwicklung für den Frauenfußball zu schaffen.