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Justus Pludra·10. August 2024
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Justus Pludra·10. August 2024
Wenn der Ball ruht, werden die Klubs auf dem Transfermarkt tätig. Doch nicht jede Neuverpflichtung entpuppt sich als Glücksgriff und hinterher wird einem bewusst: Das war eher ein Griff ins Klo. Wir wollen deshalb regelmäßig an Transfers erinnern, die auf möglichst skurrile Weise richtig schief gelaufen sind.
Debüt in der brasilianischen Nationalmannschaft mit 18, Torschütze im CL-Finale mit 19: Verständlich, dass Werder Bremen im Sommer 2007 bereit war, für einen solchen Roh-Diamanten die vereinsinterne Rekordsumme von 8,5 Millionen Euro auf den Tisch zu legen.
Doch statt einem kongenialen Partner für Diego, handelte sich der SVW das wohl größte Transfer-Desaster seiner Vereinsgeschichte ein. Bühne frei für die Geschichte von Carlos Alberto.
Die Ankunft des 22-Jährigen in Bremen stand eigentlich schon unter keinem guten Stern. Ihm eilte der Ruf voraus, er sei ein eitler Einzelgänger. "Ich war sehr jung, als ich Profi wurde, und hatte Flausen im Kopf", versuchte der Brasilianer die Vorwürfe gegenüber den Vereinsmedien wegzumoderieren. Flausen? Wenig später wurde öffentlich, dass brasilianische Behörden wegen Steuerhinterziehung bei seinem vorherigen Klub gegen ihn ermittelten.
Alles überwunden, schwor der Brasilianer. Denn: "Jetzt habe ich meine Frau und konzentriere mich nur auf meine Karriere. Außerdem hatte ich mit meinen Mitspielern nie Probleme", wurde er damals weiter bei 'Werder.de' zitiert. Paradoxerweise folgte das genaue Gegenteil. Allerdings, das muss einschränkend erwähnt werden, lagen wohl nicht alle Gründe für sein Scheitern in seiner Macht.
Am 21. August 2007 erleidet der offensive Mittelfeldspieler im Training einen Schwächeanfall. Weil auch anschließend immer wieder kleinere Verletzungen folgen, wird er eingehender untersucht. Die Diagnose: Der Edeltechniker leidet unter Schlafstörungen. Sportlich wie sozial isolieren ihn die körperlichen Beschwerden von den Kollegen. Der Pechvogel reagiert mit Überhärte im Training auf die eigenen Probleme und fehlende Spielzeit.
Den negativen Höhepunkt markiert der 23. November 2007. Nach einem harten Einsteigen gegen den gerade wieder genesenen Boubacar Sanogo entbrennt zwischen den Mannschaftskollegen eine Schlägerei, die nur mit Mühe aufgelöst werden kann. "Dieser Mann ist verrückt", wunderte sich Sanogo danach über die Aktion und Manager Klaus Allofs warnt das Raubein: "Meine Geduld ist nicht grenzenlos." Spoiler: Nützen sollte es nichts.
Gespielt hatte Werders Nummer 19 bis dahin ganze 41 Minuten in der Bundesliga. Tore und Vorlagen? Fehlanzeige. Stattdessen häuften sich die Negativ-Schlagzeilen zu Alkohol-Eskapaden neben dem Platz. Mit angeblich 130 Kilo Koffer-Übergewicht flüchtet der Mann aus Rio de Janeiro deshalb im Januar 2008 in seine Heimat, um auf Leihbasis beim FC Sao Paulo anzuheuern.
Im Frühjahr des selben Jahres kehrte der Kicker, den Ivan Klasnic einmal als den "besten Fußballer, mit dem ich je zusammengespielt habe" betitelte, an die Weser zurück. Ein weiteres Spiel für den SVW sollte er aber nicht mehr machen. Nach weiteren Leihen zu brasilianischen Vereinen verließ Carlos Alberto im Sommer 2010 die Hansestädter endgültig. Ablösefrei.
Für die Bremer ein Ende mit Schrecken. Lernen sollte der Spieler aus der Zeit offenbar aber wenig. 2013 wird der fünfmalige Nationalspieler wegen Dopings für neuneinhalb Monate gesperrt. 2019 beendet er schließlich seine Karriere. Selber blickt der heutige TV-Experte, nunja, selbstsicher auf seinen Werdegang zurück: "Ich habe mich immer dem Maximum verschrieben, wo ich war." Da dürften sie zumindest in Bremen eine etwas andere Einschätzung haben.