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·9. November 2024

5 Gründe für die leichte Form-Krise der Bayern-Frauen

Artikelbild:5 Gründe für die leichte Form-Krise der Bayern-Frauen

"Wir haben einen Punkt, doch das liegt unter dem Standard, den wir erwarten", resümierte Bayern-Coach Alexander Straus nach dem Last-Minute-Unentschieden seines Teams gegen den SC Freiburg. Doch nicht nur das Ergebnis liegt unter dem FCB-Standard. Auch die Art und Weise, wie die Mannschaft auf dem Platz auftritt, ist nicht wirklich "Bayern-like". Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass die Münchenerinnen sich in dieser Saison deutlich schwerer tun, als in der vergangenen Spielzeit. Doch woran mag das liegen? Hier sind ein paar Gründe, wieso die Bayern-Frauen den Erwartungen hinterherlaufen.

Zu große Abhängigkeit von individueller Klasse?

Das Team der amtierenden Meisterinnen ist gespickt mit nationalen und internationalen Topstars. Spielerinnen wie Georgia Stanway, Pernille Harder oder Sarah Zadrazil müssen ihre Klasse bei niemandem mehr unter Beweis stellen. Auch Alexander Straus vertraut auf seine Leistungsträgerinnen und das auch vollkommen zurecht. Allerdings scheint das Vertrauen auch manchmal zu groß zu sein. Die Leistung der Bayern-Frauen wirkt von außen betrachtet zu abhängig von der Tagesform einzelner Spielerinnen. So erwischten beispielsweise Georgia Stanway und Sarah Zadrazil zuletzt nicht ihre besten Tage und schon gerät die Partie im Mittelfeld aus den Fugen. Vorne zeigten sich Pernille Harder und Klara Bühl nicht so torgefährlich wie gewohnt.


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Den Spielerinnen kann man in dieser Situation aber auch keinen großen Vorwurf machen, sie wirken schlicht und ergreifend überspielt und übermüdet. Stanway zum Beispiel ging in sieben aus neun Bundesliga-Partien die vollen 90 Minuten und auch in der Champions-League bekommt die Engländerin keine Pause. Der Kalender ist dicht getaktet mit Nationalmannschaftslehrgängen und auch da bekommen die meisten Spielerinnen einfach keine Zeit zum Durchatmen. "Meinem Körper ging es nicht gut und meinem Kopf ging es nicht gut", erklärte Georgia Stanway in der Bayern-Doku über ihre Leistungsschwankungen in der vergangenen Saison. Vielleicht sollte Straus, um das vorzubeugen, doch auch mal diesen Spielerinnen eine wohlverdiente Pause schenken.

Ein "rotations-unfreudiger" Trainer?

Denn zur Wahrheit gehört auch, dass der norwegische Chefcoach sehr selten seinen zweiten Anzug anlegen will und dieser dadurch auch noch nicht so richtig sitzt. Die Ersatzspielerinnen bei Bayern bekommen nur selten Spielzeit zugesprochen. Ein Beispiel hierfür ist Julia Zigiotti Olme, die extra im Sommer geholt wurde, um das Mittelfeld zu verstärken. Vor der Partie gegen Freiburg wurde die Schwedin in drei Partien gerade einmal drei Minuten eingesetzt - in Freiburg waren es dann 19 Minuten. In der schwedischen Nationalmannschaft ist Zigiotti Olme oft Stammspielerin. Gebessert hat sich die Situation bei Sam Kerr, wobei die Schottin auch eine komplette Saison brauchte, um jetzt relativ konstant Minuten zu bekommen.

Zwar rotierte Straus in der Offensive zuletzt, allerdings gibt es auch hier Spielerinnen, denen er einfach nicht das Vertrauen schenkt wie anderen. So wärmen eine Sydney Lohmann oder Jovana Damnjanović dann doch mal häufiger die Bank, als es ihnen vielleicht lieb wäre. Aber wie gut können solche Spielerinnen dann auf den Punkt funktionieren, wenn sie nur um die 20 Minuten Spielzeit bekommen? Qualitativ kann Alexander Straus selten seine Stammspielerinnen durch Ersatzspielerinnen ersetzen. Das könnte sich allerdings bessern, wenn Wechselspielerinnen mehr Vertrauen bekämen und dadurch das Niveau der Liga kennenlernen würden. Somit wäre das Spiel vielleicht auch nicht mehr allzu berechenbar.

Ein Beispiel hierfür ist Alara Şehitler: Die 17-Jährige rutschte gegen Frankfurt aufgrund der Verletzungen von Damnjanović und Lohmann überraschenderweise in die Startelf, zeigte aber sofort, dass sie bei diesem Niveau mithalten kann. Auch gegen Freiburg konnte Şehitler gute Akzente setzen, erzielte sowohl im Breisgau als auch gegen die Werkself das wichtigste Tor. Die Frage ist nur, ob Straus ihr auch die Spielzeit geschenkt hätte, wären andere Akteurinnen nicht verletzt ausgefallen.

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Alara Sehitler / Alexander Hassenstein/GettyImages

Sind die Bayern zu durchschaubar?

"Never change a winning team" könnte ein Motto sein, auf das Alexander Straus zuletzt baute. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Augenscheinlich hat sich sehr wenig in Sachen Taktik bei den Bayern-Frauen getan. Wieso auch, wenn es doch in der Vergangenheit immer super funktioniert hat. Allerdings bedeutet das auch, dass sich die gegnerischen Teams mittlerweile ziemlich gut auf die Bayern einstellen können. Treffen die FCB-Frauen auf Gegnerinnen, die aggressiv gegen den Ball spielen, dann tun sie sich schwer, Lösungen zu finden. Auch das übliche Spiel über Flankenläufe haben die anderen Teams so langsam durchschaut und können die Box besser verteidigen.

Der spielerische Ansatz der Meisterinnen wirkt etwas uninspiriert und in Zügen unkreativ. Oft nehmen sie in der Vorwärtsbewegung das Tempo raus, können sich dann aber nicht konsequent bis vor die Kiste kombinieren. Hinzu kommt dann auch, dass die Chancenverwertung gerade nicht das Gelbe vom Ei ist. So schossen die Bayern gegen Freiburg zehn Mal auf den Kasten, brachten aber nur zwei Schüsse mit Ach und Krach im Tor unter. Läuft es nicht, werden aber auch nur wenige Stellschrauben so richtig gedreht. Hinzu kommen dann noch individuelle Fehler und schon sind die Bayern aus dem Tritt geraten.

In den vergangenen Spielzeiten war ein Mannschaftsteil immer das Aushängeschild der Bayern: die Abwehr. Sowohl in der letzten als auch der vorletzten Saison kassierte der FCB insgesamt nur acht Gegentore. Nach neun Spieltagen in dieser Saison müssen die Bayern bereits zehn Gegentreffer verbuchen.

Meckern auf hohem Niveau

Doch genug der Schwarzmalerei. Zwar tritt der FC Bayern gerade nicht in gewohnter Manier auf, dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass sie auch von einem Verletzungspech geplagt sind. Neben den Langzeitverletzten Oberdorf, Naschenweng und Kett sind Jovana Damnjanović, Sydney Lohmann, Lea Schüller oder Magdalena Eriksson Kandidatinnen, die auch immer mal wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen haben. Da stellt sich schon die Frage, ob der Kader der Bayern-Frauen optimal zusammengestellt wurde.

Wichtig ist aber auch hervorzuheben, dass das Niveau der Liga generell deutlich besser wurde. "Wir müssen wieder bescheidener werden, und uns nicht von dem Gerede von außen über unsere Favoritenrolle beeinflussen lassen", sagte auch Alexander Straus in Freiburg. Natürlich sind die Bayern eines der Topteams der Liga, müssen sich allerdings deutlich mehr strecken, um ihre Punkte zu holen, als sie es gewohnt waren.

Auch in der vergangenen Spielzeit gab es kurz vor der Winterpause eine Phase, in der die Bayern ihr Formtief erreichten. Noch ist genug Zeit, um das abzuwenden und wieder in den Flow zu kommen. In der UWCL gegen Arsenal beispielsweise gerieten sie zwar in Rückstand, konnte in der zweiten Halbzeit aber nahezu ihr volles Potenzial auf den Platz bringen und zeigen, was in dieser Mannschaft steckt. Dass die FCB-Frauen die Klasse dafür haben, muss man niemanden erzählen. Jetzt geht es darum wieder in allen Mannschaftsteilen voll da zu sein und somit ihr eigentliches Können zu wecken.

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