30 Jahre Deutscher Amateurmeister | OneFootball

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VfL Osnabrück

·13. Juni 2025

30 Jahre Deutscher Amateurmeister

Artikelbild:30 Jahre Deutscher Amateurmeister

Heute vor 30 Jahren gewann der VfL Osnabrück unter Trainer Heiko Flottmann die Deutsche Amateurmeisterschaft. Nachdem man sich als Vizemeister der Regionalliga Nord für die Endrunde qualifizierte, setzte man sich mit spektakulären Partien am Ende als Sieger durch. Ein Rückblick.

Die deutsche Amateurmeisterschaft wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ab der Saison 1950/51 nach der Einführung der „Vertragsspieler“ in den Oberligen etabliert. Nicht unwesentlich hierzu war auch die Gründung der Fußballnationalmannschaft der Amateure, welche 1952 an den Olympischen Sommerspielen in Helsinki teilnahm. Im damaligen Kader der Sommerspiele 1952 war auch VfL-Spieler Erich Gleixner, der dort sein Können auf der linken Außenbahn unter Beweis stellte.


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Nachdem sich der Spielmodus der deutschen Amateurmeisterschaft im Laufe der Jahre immer wieder änderte, spielten nach der Einführung der Regionalliga zur Saison 1994/95 als dritthöchste Spielklasse die Vizemeister der vier Regionalligastaffeln die deutsche Amateurmeisterschaft aus. Die Meister der Regionalligen stiegen dagegen in die 2. Bundesliga auf. Dabei standen sich die Mannschaften zunächst in einem Halbfinale mit Hin- und Rückspiel gegenüber, bevor das Finale als Einzelspiel ausgetragen wurde.

In der Saison 1994/95 schloss der VfL Osnabrück die Regionalliga Nord hinter dem VfB Lübeck auf dem zweiten Platz ab. Ab dem 16. Spieltag betreute Heiko Flottmann die Mannschaft als Cheftrainer. Zuvor trainierte Werner Biskup die Lila-Weißen, musste sein Amt jedoch auf Grund einer Alkoholkrankheit niederlegen. „Es war eine sehr unruhige Saison. Wir hatten das klare Ziel, aufzusteigen. Deshalb war die Mannschaft auch eine gute Zusammenstellung von gestandenen Profis und wilden Jungen. Durch die Alkoholkrankheit und dadurch bedingte Suspendierung unseres Cheftrainers Werner Biskup gab es einen Bruch. Wir alle haben Werner nicht nur als Trainer respektiert, wir haben ihn verehrt!“, erklärt Heiko Flottmann.

Unter dem heute 68-Jährigen überzeugte der VfL mit einer stabilen Defensive und kassierte in 34 Partien nur 35 Gegentore. Aber auch in der Offensive wussten die Lila-Weißen zu überzeugen. Mit 67 Toren stellte man die zweitbeste Offensive der Liga. Die Toptorschützen des Teams sollten dabei Frank Hartmann (15 Treffer) und Wolfgang Schütte (11 Treffer) darstellen. Durch eine 4:2 Niederlage gegen den VfB Oldenburg am letzten Spieltag der Saison verpasste man zwar den Aufstieg in die 2. Bundesliga, qualifizierte sich jedoch für die Endrunde der Deutschen Amateurmeisterschaft. Für Flottmann und sein Team gab es dann keine Zeit für Verschnaufpausen. „Zwischen dem letzten entscheidenden Ligaspieltag und der Deutschen Amateurmeisterschaft lag nur eine Woche. Wir hatten also keine lange Zeit, enttäuscht zu sein, sondern wollten dann unbedingt den Titel gewinnen.“

Im Halbfinale traf man dabei auf den Vizemeister der Regionalliga Ost. Gegen Sachsen Leipzig konnten sich die Lila-Weißen sowohl im Hinspiel an der Bremer Brücke mit 3:0, als auch im Rückspiel mit einem 7:0-Kantersieg im Alfred-Kunze-Sportpark deutlich durchsetzen. Besonders bemerkenswert ist dabei die Torausbeute von Torwart Uwe Brunn. Der Schlussmann durfte in den beiden Halbfinalpartien die Elfmeter der Osnabrücker schießen und war dabei gleich dreimal erfolgreich. Trainer Heiko Flottmann bewies also ein wirklich goldenes Händchen: „Uwe Brunn hatte an der stabilen Abwehr sicher seinen Anteil. Und bei den Elfmetern haben wir ihn schon mal üben lassen, obwohl wir natürlich nicht wissen konnten, dass er den Verein fünf Jahre später ebenfalls per Elfmeter später zum Aufstieg in der Relegation gegen Union Berlin schießen sollte.“

Nach der überzeugenden Leistung in den beiden Halbfinalpartien ging es für die Lila-Weißen am Dienstag, den 13. Juni 1995 nach Stuttgart, wo man im Waldau-Stadion auf den Vizemeister der Regionalliga Süd traf. Vor 1.194 Zuschauern spielte man gegen die Stuttgarter Kickers, die sich im Halbfinale ebenfalls deutlich mit 8:1 und 3:3 gegen den SC Verl durchsetzen konnten.

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Anders als noch im Halbfinale hütete im Finale jedoch Matthew McKenna das Tor der Osnabrücker. „Den Einsatz im Finale hatte er sich über die Saison mehr als verdient!“, erklärte Flottmann. Der finnische Schlussmann musste allerdings schon nach 23 Minuten das erste Mal hinter sich greifen, als Marc Volke die Stuttgarter Kickers in Führung brachte. Und auch in der zweiten Halbzeit lief es anfangs nicht besser für die Lila-Weißen, sodass Alexander Dürr in der 66. Spielminute auf 2:0 erhöhte. Doch der VfL ließ sich davon nicht vom großen Ziel abbringen. Schließlich ist man den weiten Weg ins Schwabenland nicht umsonst angetreten. Den offensiven Druck der Osnabrücker konnten die Stuttgarter erstmals in der 82. Minute nicht mehr standhalten. Da bewies Toptorschütze Frank Hartmann seine Goalgetter-Qualitäten und verkürzte den Abstand auf 2:1. Und nur sieben Minuten später jubelte man dann erneut auf der Osnabrücker Bank als VfL-Legende Wolfgang Schütte Sekunden vor Schluss den 2:2-Ausgleich erzielte (89‘).

Auch in der anschließenden Verlängerung ließen die Osnabrücker nicht nach und konnten durch das VfL-Eigengewächs Kai Lammert den 3:2-Führungstreffer erzielen (100‘). „Dass ausgerechnet der eingewechselte Kai Lammert aus der eigenen Jugend den Führungstreffer besorgte, hat mich damals besonders gefreut“, erklärt Flottmann. Der damalige Torschütze leitet heutzutage eine Fußballakademie in Australien und ist Head Coach des australischen Paralympic National Teams.

Die endgültige Entscheidung lieferte schließlich Ralf Balzis, der in der 115. Minute den 2:4 Endstand besorgte. Fünf Minuten später war der Jubel dann grenzenlos, als Schiedsrichter Manfred Schmidt die Partie abpfiff. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnte sich der VfL Osnabrück den Titel des Deutschen Amateurmeisters sichern. „Die Mannschaft der damaligen Saison weckt viele, teilweise sehr emotionale Erinnerungen. Nach dem DFB-Bankett sind wir nachts noch mit dem Bus nach Osnabrück zurückgefahren und haben dann im Café von Reinhard Coppenrath, dem unvergesslichen Gönner des VfL, im Neumarkt-Tunnel den Titel noch ausgiebig gefeiert“, erinnert sich Flottmann.

Und auch 30 Jahre nach dem Finale ist die Freude über diesen Erfolg noch groß. Schließlich sind viele der damaligen Akteure dem Verein auch heutzutage noch eng verbunden. Mit Uwe Brunn, Ralf Heskamp und Wolfgang Schütte waren zudem drei Spieler Teil der Mannschaft, die im Laufe ihrer Karriere noch über 300 Einsätze für den VfL sammeln konnten. Der damalige Erfolg kann also wahrlich als Geburtsstunde einiger VfL-Legenden angesehen werden.

Tore: 1:0 Volke (23‘), 2:0 Dürr (66‘), 2:1 Hartmann (82‘), 2:2 Schütte (89‘), 2:3 Lammert (100‘), 2:4 Balzis (115‘)

Stuttgarter Kickers: Bernd Klaus – Alexander Malchow – Achim Pfuderer, Branko Zivanovic (Ingo Steinicke 88‘), Xaver Zembrod – Kurt Kremm, Georg Haramis, Tayfun Korkut, Zoltan Sebescen – Marc Volke (Frank Aning-Damoah 61‘), Alexander Dürr

VfL Osnabrück: Matthew McKenna – Karsten Surmann – Lars Schiersand, Daniel Scheinhardt – Martin Giesel, Ralf Heskamp (Jörg Freybott 46‘), Holger Karp (Kai Lammert 46‘), Roland Twyrdy, Wolfgang Schütte – Ralf Balzis, Frank Hartmann


Text: Jendrik Greiwe Fotos: IMAGO / Pressefoto Baumann

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