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·20. Oktober 2021

3 Gründe, warum sich Glasner jetzt steigern muss

Artikelbild:3 Gründe, warum sich Glasner jetzt steigern muss

Nach der 1:2-Niederlage gegen Hertha BSC holte Trainer Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt zum Rundumschlag aus. Gegen seine Mannschaft, aber auch gegen sich selbst. fussball.news nennt drei Gründe, warum nun auch der 47-Jährige selbst seine Leistung steigern muss.

"Das war von uns allen zu wenig", hatte Eintracht-Trainer Oliver Glasner nach dem 1:2 seiner Mannschaft gegen Hertha BSC verlauten lassen. Der Auftritt gegen die Berliner war der Tiefpunkt einer bislang durchwachsenen Saison. Weder für die Defensive noch für die Offensive konnten die Eintracht-Stars die Vorgaben ihres Coaches in der Partie gegen die Berliner umsetzen. Doch auch sich selbst bezog Glasner in seine Kritik mit ein. Ihm unterliefen gegen die Hertha einige Fehler im Coaching - es war nicht das erste Mal in dieser Saison. Auch Glasner muss sich nun steigern und Änderungen vornehmen, um weiteren Problemen beim Tabellen-14. vorzubeugen.


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1. Mannschaftsführung

Im Sommer stand Oliver Glasner vor der Qual der Wahl, einen neuen Kapitän zu bestimmen. Vorgänger Adi Hütter hatte den Posten - nach dem Abgang des etatmäßigen Kapitäns David Abraham im Januar 2021 - offen gelassen und die Kapitänsbinde vor den Spielen relativ spontan vergeben. Glasner entschied sich zum Saison-Auftakt für den gebürtigen Hessen Sebastian Rode als Kapitän. Routinier Makoto Hasebe und Publikumsliebling Martin Hinteregger erhielten die Rolle als Vize-Kapitäne. Gerade die Wahl von Hinteregger irritierte einige Spieler und Funktionäre bei der Eintracht. Der 28-Jährige gilt nicht als Musterprofi mit Vorbildcharakter, Glasner selbst hatte zwischenzeitlich geurteilt, Hinteregger sei kein "Trainingsweltmeister". Dass dagegen Torhüter Kevin Trapp, Eintrachts einziger deutscher Nationalspieler, bei der Wahl außen vorgelassen wurde, soll nicht nur Trapp verärgert haben. Auch wie Glasner teilweise mit Talenten umgeht, ist bereits manchem Spieler und Funktionär aufgestoßen. Gerade der Fall Fabio Blanco sorgte zuletzt für großen Wirbel. Das 17-jährige spanische Toptalent wartet nach wie vor auf seine erste Kadernominierung bei den Profis, allerdings wird er meist nicht mal im Training der Profis integriert. Glasner wird den Offensivspieler nun intensiv fördern müssen, sonst droht Blanco im Winter die Eintracht zu verlassen. Das käme in der Branche einem erheblichen Imageverlust gleich, schließlich gilt die Eintracht seit einigen Jahren in Europa und Südamerika als großer Ausbildungsverein für Toptalente. Blanco wurde vor einigen Monaten noch von zahlreichen europäischen Topklubs umworben.

2. Leistungsprinzip

Ganz eng mit der Mannschaftsführung Glasners ist auch das Leistungsprinzip verbunden. Der ehemalige Wolfsburg-Coach erweckte zuletzt den Eindruck, dass er dieses Prinzip nicht konsequent umsetzt. Die Innenverteidiger Tuta und Stefan Ilsanker hatten beim 2:1-Sieg in München eine herausragende Leistung erbracht, saßen aber nun beim 1:2 gegen die Hertha 90 Minuten auf der Bank. Martin Hinteregger durfte dagegen trotz anhaltender Schulterprobleme von Beginn an spielen. Auch Spielmacher Daichi Kamada fand sich gegen die Berliner auf der Bank wieder und hatte gegen die Youngster Jesper Lindström und Jens Petter Hauge das Nachsehen. Weil die beiden Mittelfeldspieler gemeinsam mit Stürmer Sam Lammers in der Offensive eine mehr als durchwachsene Leistung boten, kam der Japaner zur zweiten Halbzeit - wie auch schon beim 1:0 bei Royal Antwerpen in der Europa League - ins Spiel. Kamada gehört im Team der Eintracht zu den besten Fußballern, er brillierte in der vergangenen Saison in der Bundesliga mit 20 Scorerpunkten. In einer Phase des Umbruchs und der sportlichen Krise auf Kamada zu verzichten, sorgt für Erklärungsbedarf. Kamadas Stellenwert besitzt Ragnar Ache zwar noch nicht, doch er gilt als eine Sturmhoffnung im deutschen Fußball, traf im Sommer zweimal bei Olympia. Am Samstag musste Ache jedoch den nächsten Rückschlag unter Glasner hinnehmen. Nachdem er Ache nicht für den Europa-League-Kader nominiert hatte, wurde der 23-jährige Angreifer nun kurzfristig vor der Partie gegen die Hertha ebenfalls aus dem Kader gestrichen. Glasner soll sich relativ spontan für eine Nominierung von Rafael Borre entschieden haben. Der Kolumbianer war erst am Freitagabend von seiner Länderspielreise zurückgekehrt und konnte dennoch den spielfitten Ache aus dem Kader verdrängen. Insgesamt hinterlässt Glasner regelmäßig einige Fragezeichen bei seiner Aufstellung, die Teile seiner Spieler, aber auch einige Funktionäre, Experten und viele Fans verwundert zurücklässt. Bekommt der Coach keine klare Linie in diesen Bereich gezogen, dürfte noch mehr Unruhe bei der Eintracht aufkommen.

3. Mediales Auftreten

Gut an kam hingegen bei Teilen der Fans Glasners Brandrede nach dem Hertha-Spiel. Der Österreicher nahm kein Blatt vor den Mund und kritisierte auf emotionale Weise sein Team, nahm sich selbst von der Kritik aber nicht aus. Dabei wiederholte er in Sachen Systemfrage immer wieder das Wort "scheißegal" und ließ am Ende noch durchblicken, er könne sich am Abend "vielleicht einen hinter die Binde kippen", um auf Lösungen zu kommen, wie er seinem Team trotz englischer Wochen und Länderspielpausen seine Spielidee vermitteln könne. Dass er schon nach acht Spieltagen zu solch einer Wortwahl griff, wurde von anderen Teilen der Fans allerdings auch als Ausdruck der Hilflosigkeit wahrgenommen. Ein schmaler Grat, den Glasner damit eingeschlagen hat. Solch einen Ausbruch wird er sich bei einem Traditionsklub wie Eintracht Frankfurt nicht mehr häufig leisten können, ohne dafür von den Eintracht-Bossen einen Rüffel zu erhalten. Es wirkt zum Teil noch so, als sei Glasner, der zuvor unter anderem den VfL Wolfsburg und den LASK trainiert hatte, auf die Mission, einen Traditionsklub wie Eintracht Frankfurt zu coachen, nicht gut vorbereitet. So bedarf es nicht nur einer Leistungssteigerung der Spieler, sondern auch Glasner selbst muss einige Gänge höher schalten, wenn er die Eintracht zumindest zurück in die Top Ten der Bundesliga führen will.

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