2:0 gegen Dänemark: Matildas-Märchen geht weiter - Sam Kerr gibt umjubeltes Comeback | OneFootball

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·7. August 2023

2:0 gegen Dänemark: Matildas-Märchen geht weiter - Sam Kerr gibt umjubeltes Comeback

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Australien steht nach einem 2:0 gegen Dänemark vor 75.784 Zuschauern im WM-Viertelfinale. Im Underdog-Stil kontern die GastgeberinnenDänemark aus, ein Duo macht den Ausfall von Sam Kerr fast vergessen. Das Matildas-Märchen geht weiter, Australien will jetzt vom großen Favoriten-Sterben profitieren.

Jeder Fünfte in Australien sah das Spiel der Matildas gegen Kanada, das 4:0 unter höchstem Druck, am Rande des Ausscheidens. Australien brauchte unbedingt einen Sieg, das WM-Debakel im eigenen Land drohte, alles sprach für Kanada. In den ersten beiden Spielen hatte Australien, als Mitfavorit gehandelt, nicht überzeugt und verlor gegen Nigeria. In der Rolle des Underdogs blühten die Matildas dann auf und zeigten eine Glanzleistung.


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Australien glänzt in Underdog-Rolle und kontert gut

Im Achtelfinale war das Team von Tony Gustavsson wieder Favorit: Dänemark hat mit Pernille Harder, Kathrine Kühl und Karen Holmgaard tolle Spielerinnen, in der Breite fehlt es den Skandinavierinnen aber an Qualität. Sicher keine Laufkundschaft, aber im Vergleich mit Schwergewichten wie den USA oder Schweden doch ein eher dankbares Los.

Aber wollen sie wirklich Favoritinnen sein, die Matildas? Sie spielen auf jeden Fall nicht wie einer: Australien überlässt zu Beginn Dänemark den Ball, lauerte auf Konter. Fast geht das schief, Pernille Harder kann immer wieder über das gesamte Feld laufen, der Ball an ihrem Fuß klebend. Dänemarks Star kommt auf ihrer besten Position, der Zehn, auch zu einigen Chancen. Australien kann von Glück reden, dass sie zu mittig zielt oder den Ball nicht richtig erwischt.

Fowler-Foord-Kombi macht Sam Kerr für einen Moment vergessen

Dann kommt der Pass aus dem Zauberfuß von Mary Fowler: Perfekt in den Lauf von Caitlin Foord gespielt, die nicht lange zögert und den Ball zwischen den Beinen von Lene Christensen schiebt. 1:0 für Australien, durch eine wunderschöne Zusammenarbeit von den beiden, die bisher den großen Star ersetzen.

Sam Kerr, wann spielt sie endlich? Die Frage begleitet Australien seit Tag eins, Minute eins, seitdem nur eine Stunde vor Anpfiff des ersten Spieles bekanntgegeben wurde, dass sie verletzt ist. Zwei Spiele würde sie ausfallen, hieß es erst. Gegen Kanada waren die Kameras ständig auf sie gerichtet. Vielleicht würde ein Zucken der Mundwinkel ja doch verraten, ob sie nochmal eingewechselt wird?

Selten haben die Muskelfasern einer Wade so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie die von Sam Kerr, deren Gesicht in Australien überall auf Postern und Plakaten prangt. Sogar ein Helikopter wurde ausgesandt, um ihren Trainingsstatus zu ermitteln. Der Befund: ernüchternd. Auch gegen Dänemark sitzt Kerr auf der Bank, allein ihr Anblick auf den großen Leinwand löst Jubelstürme im Stadion aus.

Seitenverlagerungen nach links ein wirksames Mittel

Meistens läuft es so: Caitlin Foord setzt sich links durch ein Dribbling durch und bedient dann Sam Kerr, Schuss, Tor. Die beiden bilden ein kongeniales Sturmduo, in der englischen Liga sind sie als Spielerinnen von Arsenal und Chelsea Rivalinnen. Ohne Kerr übernimmt Foord, mit der Nummer 9, mehr Verantwortung und macht das hervorragend.

Von Fowler oder Kapitänin Steph Catley in Szene gesetzt, findet sie die Lücken und behält die Nerven. Australien hat vielleicht nicht unendlich viele Angriffsmittel, aber dieses eine funktioniert fast immer. Seitenverlagerung auf links, Foord knapp nicht im Abseits, und mit sehr viel Platz vor sich.

Wenn sie keinen Schuss abgibt, geht immer noch ein Raunen durch das Stadion, springt immer noch ein guter Pass oder eine Ecke heraus. Auch das ist ein probates Mittel: Für die Ecken haben die Matildas eine echte Spezialistin in ihren Reihen, Kyra Cooney-Cross zirkelt den Ball mehrmals gefährlich in die Mitte.

In der 70. Minute scheint es endlich so weit zu sein, Sam Kerr wärmt sich auf. Aber dann kommt wieder dieser eine Spielzug, wieder und wieder eingeübt: Ball auf links, dieses mal auf Cooney-Cross, dann die Hereingabe, schlau zurückgelegt und es klingelt. Hayley Raso ist es, die das 2:0 erzielt, und trockener als ihr Schuss ins lange Eck ist nur Australien im Sommer. Die 28-Jährige glänzte auch gegen Kanada schon, wegen ihrer charakteristischer Schleifen im Haar wird sie "Ribbons" genannt. Wenn man es so schön herausspielen kann, braucht man auch keine Sam Kerr mehr.

Aber wenn man sie haben kann, warum nicht - und in der 79. Minute steht die Nummer 20 dann auf dem Platz. Für Kerr ist die Einwechslung zu dem Spielstand von 2:0 dankbar, so liegt etwas weniger Druck auf ihren Schultern. Eine gute Chance hatte Kerr noch, ihr Schuss strich aber deutlich über die Latte.

Im Schatten der großen Favoriten könnte Australien jetzt aufblühen. Die USA, Deutschland und Brasilien sind früh ausgeschieden, England konnte gegen Nigeria kaum überzeugen. Das ist eine Chance für die früher Kleinen, und dazu gehört auch Australien. Historisch sind die Matildas keine große Nummer gewesen, erst in den letzten Jahren ist mit den talentierten Offensivspielerinnen wie Kerr, Foord, Raso und Fowler die Hoffnung auf einen Titel gewachsen.

Der Weg ins Finale ist dabei nicht einfach, aber machbar: Im Viertelfinale wartet vermutlich Frankreich, im Halbfinale könnte es gegen England gehen. Australien kann die Lionesses schlagen, das haben sie bereits bei Olympia 2021 mit einem chaotischen 4:3 bewiesen. Zwei Tore erzielte dabei, natürlich, Sam Kerr.

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