90min
·18. April 2024
In partnership with
Yahoo sports90min
·18. April 2024
Die Partystimmung in Leverkusen ist noch nicht abgeklungen, die Euphorie um die Meisterschaft der Männer ist riesig. Bei den Bayer-Frauen merkt man von der Begeisterung eher wenig. Mehr als solides Mittelfeld ist aktuell nicht drin, auch die Plätze im Ulrich-Haberland-Stadion waren diese Saison eher spärlich gefüllt. Ob der Erfolg der Männer auch zu größeren Ambitionen in der Frauen-Bundesliga führt? Dafür könnte die Trennung von Trainer Robert de Pauw sprechen - Leverkusen will wohl nicht so weitermachen wie zuvor.
Große Ambitionen gibt es auch beim nächsten Gegner, Leipzig. Wobei die Erwartungen an den Aufsteiger vor der Saison vor allem von außen kamen, wie Leipzig-Stürmerin Vanessa Fudalla im 90min-Gespräch verriet - der Klub selbst hatte sich nur den Klassenerhalt zum Ziel gesetzt, die hohen Erwartungen von außen hemmten den Verein eher.
Nach großen Schwierigkeiten zu Beginn ist der Klub inzwischen auf Kurs - auch Leipzig entschied sich aber zu einer Trennung vom Coach Saban Uzun. Die Gründe könnten ähnlich sein: Um mittelfristig anzugreifen, soll es frische Ideen geben.
Die SGS Essen spielt wieder eine starke Saison - Pokalhalbfinale, keine Abstiegssorgen, und viele talentierte Spielerinnen, die ihren Durchbruch schafften. Was das bedeutet, ist aus der Erfahrung der letzten Jahre recht vorhersehbar. Auch am Ende dieser Spielzeit werden einige starke Spielerinnen das Ruhrgebiet verlassen. Bei Essens Geschäftsplan ist das einkalkuliert, aber trotzdem bitter.
Der erste dieser Abgänge steht schon fest: Katharina Piljić, die mit 20 Jahren schon eine erstaunliche Ruhe in der Defensive ausstrahlt, schließt sich Leverkusen an. Der nächste Gegner, Hoffenheim, könnte Interesse haben - der letzte Transfer aus Essen, Jana Feldkamp, war ein Erfolg.
Zunächst einmal grämt sich die TSG aber noch über das letzte Wochenende: Hoffenheim spielte nur unentschieden gegen Köln und vergab so einen kleinen Matchball im Rennen um Platz drei. Hilft nichts - jetzt muss Hoffenheim alle verbliebenen Spiele, darunter eins gegen Frankfurt und gegen Bayern, wohl gewinnen.
Bei den Floskeln unterscheidet sich die Frauen-Bundesliga wenig von den anderen Spielklassen der Welt. Besonders wenn es auf die Zielgerade der Saison geht und die Nerven gespannt sind wie ein Flitzebogen, dann klingelt das Phrasenschwein.
"Wir schauen nur auf uns", heißt es dann gerne, oder auch: "Wir müssen erstmal unsere eigenen Hausaufgaben machen." Wenngleich der Fokus auf die eigenen Leistungen ein nobles Ziel ist - so richtig nimmt man es den Managern und Spielerinnen selten ab, wenn sie behaupten, nie einen Blick auf die Tabelle zu riskieren.
Erfrischend anders war da ein Post der Eintracht-Frauen auf X (früher Twitter): "Grüße nach Köln - Platz drei plötzlich wieder in der eigenen Hand!", schrieb die SGE, mit Foto der Tabelle unterlegt. Die Eintracht profitierte nach eigenem Patzer gegen Leverkusen von dem Unentschieden von Hoffenheim gegen Leverkusen - bei einem Sieg der TSG hätte Frankfurt sich für die Champions-League-Qualifikation schon ziemlich strecken müssen.
Auch in Nürnberg waren alle Augen auf das Spiel gerichtet - und nach Abpfiff war die Freude in Franken wohl weniger groß als am Main. Durch den überraschenden Punktgewinn der Kölnerinnen, direkter Konkurrent von Nürnberg im Abstiegskampf, hat sich die Lage des Aufsteigers nochmal verschlechtert. Das Restprogramm von Nürnberg, die drei Punkte Rückstand und die schlechtere Tordifferenz haben, ist gemischt: Zwei Topteams mit Bayern und Frankfurt - und zwei Kellerkinder, Leipzig und Duisburg.
Man könnte den SC Freiburg als einen Lieblingsgegner von Köln bezeichnen: In den letzten fünf Ligaspielen gegen die Breisgauerinnen ist der Effzeh ungeschlagen. So richtig Lieblingsgegner ist der Sport-Club dann aber auch nicht - denn von den fünf Partien konnte Köln nur eine gewinnen. Starker Remisverdacht für dieses Wochenende aber - wobei die letzten Unentschieden sehr unterschiedlich vom Spielverlauf her waren.
In der Hinrunde gab es ein wildes 3:3, bei dem zunächst Freiburg mit 2:0 führte, Köln dann das Spiel komplett drehte und der SC das letzte Wort hatte. Letzte Saison gab es ein torloses Unentschieden und einen Kölner Sieg. 2021 ein weiteres torloses Remis, aber auch ein 2:2 mit Freiburger Aufholjagd nach frühem Rückstand.
Kurz: Das Ergebnis ist oft ähnlich, aber wie das Spiel laufen wird, ist trotzdem nicht leicht zu tippen. Mit einem Punktgewinn, oder sogar dreien, könnte Köln im Abstiegskampf ordentlich durchatmen. Nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim sind die Rheinländerinnen auf einem guten Weg zum Klassenerhalt.
Money, money, money - um den Wert des Geldes wusste schon die schwedische Popband ABBA, als sie 1976 sangen: "It's a rich man's world." Im Fußball gilt das nochmal mehr, und so geht es beim MSV Duisburg und dem VfL Wolfsburg aktuell sehr viel um Geld. Aber auf sehr verschiedene Weisen - die Geldprobleme der Wölfinnen hätten die Zebras wohl gerne.
Beim MSV sieht es zappenduster aus: Der Abstieg aus der Frauen-Bundesliga ist so gut wie besiegelt, und die Herrenmannschaft wird wohl von der dritten in die Regionalliga abstürzen. Zwei Abstiege, die die ohnehin prekäre finanzielle Situation nur noch weiter verschlechtern. Der Ausrüster der MSV-Frauen, Capelli, wird sich nach der Saison zurückziehen, was ein Loch im Etat hinterlässt. Das zu füllen, wird schwer - so steht nun sogar in direkter Rückzug in die Regionalliga für die Duisburg-Frauen im Raum.
Die Lage in Wolfsburg ist da deutlich besser, wenn auch nicht entspannt: Den VfL verlassen im Sommer zahlreiche Leistungsträgerinnen. Neben Dominique Janssen und Lena Oberdorf auch Ewa Pajor, die es anscheinend zu Barcelona zieht. Am Mittellandkanal bangen sie um ihre Vormachtstellung in der Frauen-Bundesliga, die wohl schon passé ist. Aber der VfL hat nun die finanziellen Mittel, um sich kräftig zu verstärken. Durch die Wechsel von Rauch, Oberdorf und Pajor wird wohl mehr als eine Million in die Vereinskassen gespült.
Die Saison von Bayern München sieht, wenn man nur auf die Zahlen schaut, beeindruckend aus. Die Elf von Alexander Straus ist in der Frauen-Bundesliga ungeschlagen, sie werden wohl als "Invincibles" die Saison beenden, wenn nicht etwas sehr Überraschendes geschieht. Besonders in den letzten Spielen war Bayern gut drauf - da kann man fast die Delle, die es im Dezember und Januar gab, vergessen.
Längst sind die Sorgen in München vergessen, die Verletzten wieder fit. Statt von kleinen Offensivproblemen redet man an der Isar nun von dem Prunkstück des Teams - die Defensive hat erst sechs Treffer kassiert. Gute Laune also, und Champagner und Bier können schon bald kaltgestellt werden.
Mit sieben Punkten Vorsprung sollte nichts mehr anbrennen. Der nächste Gegner, Werder, trudelt gemächlich dem Ende der Saison entgegen und will noch eine möglichst gute Platzierung im Mittelfeldquartett mit Leverkusen, Essen und Freiburg rausholen.
Live