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·30. Juli 2025
1860-Verwaltungsrat Walch über Ismaik: „Diese überraschende Entscheidung verdient Respekt und Anerkennung!“

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·30. Juli 2025
Das Magazin 11Freunde hat mit 1860-Verwaltungsrat Nicolai Walch gesprochen. Der zeigt sich äußerst optimistisch. Hasan Ismaik lobt er für sein Verhalten nach dem gescheiterten Investorendeal. Walch setzt seine Hoffnung auf die neue personelle Konstellation.
Im Interview mit 11Freunde schaut Nicolai Walch, Verwaltungsrat beim TSV 1860 München, positiv in die Zukunft. Zwei Treffen gab es zwischen Präsidium und Hasan Ismaik. „Von beiden Treffen habe ich nur Positives gehört, was mich sehr freut. Die Stimmung war sehr freundlich, der Ablauf jeweils sehr konstruktiv.“ Er sieht die Chance auf einen echten Neuanfang. Es sei wichtig, dass beide Gesellschafter gemeinsam für einen erfolgreichen Profifußball alles geben und geschlossen mit klaren Zielen nach Außen auftreten. Zwischen den handelnden Personen sehe er keinerlei Vorbehalte.
Die Verwaltungsräte Nicolai Walch (l.) und Sebastian Seeböck (r.) zusammen mit dem neuen 1860-Vizepräsidenten Christian Dierl (M.).
Foto: Alexander Zeilhofer
Was allerdings 11Freunde interessiert, ist der gescheiterte Investorendeal. „Außerhalb des ehemaligen Präsidiums“ sei seitens des e.V. niemand eingebunden. Und auch nach der Mitgliederversammlung wäre dem neuen Präsidium von den Vorgängern rund um Ex-Präsident Robert Reisinger keine Unterlagen zur Verfügung gestellt worden. „Sämtliche Anfragen wurden zurückgewiesen, mit der Begründung, dass die Transaktion nicht gefährdet werden dürfe“, meint Walch.
Als der Deal damals bekannt wurde, las es sich wie ein „Bericht aus dem Schlaraffenland“, erinnert sich Walch. „Auch in Bezug auf den Bau der lang ersehnten Sporthalle, den Ausbau des Sechzger-Stadions, der Förderung des Breitensports und allem voran natürlich die komplette Entschuldung. Aber: Die Mitteilung traf uns wie aus dem Nichts und es klang alles unrealistisch. Wir waren verwirrt, konnten die Dinge überhaupt nicht einordnen.“
Mittlerweile steht fest, dass von einer „hochangesehenen Schweizer Familienholding“ nicht die Rede sein kann. Die Mitteilung in „dieser konkreten Formulierung“ kam zudem viel zu früh. Walch meint, das an dieser frühzeitigen Mitteilung auch Hasan Ismaik kein Interesse haben konnte. Es sei deshalb „naheliegend und glaubhaft, , dass die dort vorkommenden Zitate nicht von ihm persönlich freigegeben wurden“, erklärt der Anwalt und 1860-Verwaltungsrat. Das damalige Präsidium, so Walch, hätte hingegen ein „gewichtiges Interesse, sich feierlich von den Mitgliedern verabschieden zu können.“
Vor allem die mangelhafte Prüfung des Käufers kritisiert Walch. Und nimmt dabei das Ex-Präsidium in die Pflicht, nicht den Investor. Für ihn wäre die Sache mit der Transaktion erledigt gewesen. Die Vereinsseite hingegen hätte mit dem vermeintlichen Käufer künftig zusammenarbeiten müssen, meint der Verwaltungsrat. „Es liegt also im ureigensten Interesse des e.V., alles über den künftigen Partner in Erfahrung zu bringen. Erscheint dieser nicht geeignet, gibt es Hebel – etwa das dem e.V. zustehende Vorkaufsrecht oder die Möglichkeit des Vereins einen Dritten zu benennen –, die auch Fristen vorsehen, selbst wenn diese später nicht realisiert werden. Durch die vorzeitige Bekanntgabe aber wurden diese Möglichkeiten übergangen und ausgehebelt.“ Ismaik nimmt er hingegen sogar in Schutz. Er habe sich nicht unredlich gegenüber 1860 verhalten, er sehe „keine verwerfliche Taktik“ seitens des Investors.
Verwaltungsrat Walch schaut nach vorne. Der Vorfall sei nur eine „weitere Episode“ und die läge nun auch bereits in der Vergangenheit. Auf beiden Seiten hätte man nun eine neue personelle Konstellation. Er setzt dabei die Hoffnung auf das Präsidium. „Der Start verlief trotz sehr schwieriger Umstände hervorragend und es besteht die Hoffnung, dass nunmehr zumindest ein großer Teil der Fans geeint werden kann. Die Leute merken, dass jetzt Leute am Ruder sind, die professionell, mit Herzblut sowie nahbar auftreten und das Beste für den gesamten Club wollen.“
Anerkennung gibt es auch für Ismaik. Er sei in einer sehr schwierigen Lage direkt nach München gereist und habe eine Neubesetzung seiner Aufsichtsratssitze verkündet. Das er dann Herbert Bergmaier, der viele Jahre Vorsitzender der Fanorganisation PRO1860 war und tiefe Kenntnisse über den Verein habe, in den Aufsichtsrat berufen hat, lobt Walch. „Ich halte dies für ein echtes Zeichen. Diese überraschende Entscheidung verdient Respekt und Anerkennung.“
Geht es also mit Hasan Ismaik weiter? Walch erläutert: „Zwar wurde nun kommuniziert, dass Ismaik grundsätzlich weiterhin zum Verkauf bereit ist. Aber sollte man sich etwa freuen, wenn stattdessen ein eiskaltes Heuschreckenunternehmen einsteigt? Ich denke nicht und begrüße es daher, dass ein möglicher Verkauf in enger Abstimmung mit dem e.V. geschehen soll. Was auch passiert: Unser Fokus liegt klar auf einer bestmöglichen Vertretung der Interessen des Vereins und einer sportlich erfolgreichen Profimannschaft, die einen respektvollen Umgang mit der Fankultur gewährleistet und die Identität des Vereins wahrt. Egal, wer der Mitgesellschafter ist.“
Walch hofft, dass die 50+1-Regelung schnellstmöglich rechtssicher wird. Das würde allen Beteiligten guttun. Die Übernahmeklausel, die dem jeweiligen Mitgesellschafter beim Fall von 50+1 die komplette Kontrolle gibt, sei eine Unsicherheit und ein Damoklesschwert.
Der Verwaltungsrat setzt große Hoffnung auf die neue personelle Konstellation: „Wir alle müssen alles für einen erfolgreichen, sympathischen und möglichst geschlossenen Klub geben. Hierzu ist die Vereinsseite bereit und wir begrüßen ausdrücklich die positiven Signale von der Mitgesellschafterseite. Insgesamt fühle ich einen neuen positiven Spirit und wir alle sind dazu verpflichtet, diesem eine Chance zu geben.“
Das komplette Interview findet ihr hier: Drama bei 1860 München: „Sollte man sich freuen, wenn stattdessen ein Heuschreckenunternehmen einsteigt?“ – 11FREUNDE Abrufbar mit einem entsprechenden Abonnement.