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Jan Schultz·15. Mai 2020

Steile These: Die DFL bricht die Saison ohne politisches Zutun ab

Artikelbild:Steile These: Die DFL bricht die Saison ohne politisches Zutun ab

Die Vorfreude ist bei vielen groß, vor allem bei den Klubs und der DFL: Am Samstag feiert die Bundesliga nach über zwei Monaten ihr Comeback. Lange wird dieses aber nicht anhalten.

Christian Seifert ist ebenso wie zahlreiche Vereinsverantwortliche in den vergangenen Wochen nicht müde geworden, die Bedeutung der Rückkehr zum fußballerischen Alltag zu betonen – auch wenn dieser nun stark verändert sein wird. Die TV-Gelder sind für die Vereine schlichtweg überlebenswichtig. Zudem hängen zahlreiche Jobs an der Arbeit der Klubs.


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Der Ligaverband hat deswegen unter Zutun von Experten ein Konzept entwickelt, das in der Theorie unter den gegebenen Umständen nicht nur maximal wasserdicht erscheint, sondern sogar weltweit für Interesse sorgt. Uefa-Boss Aleksander Čeferin sieht daher in Deutschland schon jetzt „ein leuchtendes Beispiel“. Dass der Plan in der Realität aber weitaus anfälliger ist, als sich seine Macher das wünschen, wird schon vor dem ersten Spiel klar.

Salomon Kalou deckte unfreiwillig auf, wie halbherzig die Hygienevorgaben teilweise eingehalten werden. Dynamo Dresden muss für zwei Wochen geschlossen in Quarantäne. Letzteres bringt nicht nur terminliche Probleme mit sich, es wird auch für eine enorme Wettbewerbsverzerrung sorgen. In diesem Fall sind es die Sachsen, die zwei Wochen lang nicht geschlossen trainieren können. Zahlreiche englische Wochen werden in der Folge kaum zulassen, dass das dies nachgeholt wird. Gerade im Kampf um den Klassenerhalt ist dies eine unfassbare Hypothek.

Allein schon wegen der regelmäßigen Tests muss man ganz stark davon ausgehen, dass es weitere positive Fälle geben wird. Die Entscheidung über die konkreten Maßnahmen liegen dann zwar beim jeweils zuständigen Gesundheitsamt, die in Dresden beschlossene zweiwöchige Quarantäne darf dabei aber durchaus als Präzedenzfall betrachtet werden.

Folglich werden auch nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs komplette Mannschaften in Quarantäne geschickt und damit für mindestens zwei Wochen aus der laufenden Saison genommen. Nur wird es dann wegen der Spiele auch den letzten Gegner erwischen. Ein einziger positiver Befund kann also gleich zwei ganze Teams in eine Pause schicken.

Der daraus resultierende Schneeballeffekt wird jegliche Zeitpläne überrollen. Er wird aber nur eines von vielen Problemen darstellen. Ob der ungünstigen Vorbereitungen werden sich Verletzungen häufen, was nicht zuletzt bei den Spielern selbst für Widerstand sorgen wird. Einige werden dem Beispiel von Düsseldorfs Oliver Fink folgen und sich mindestens kurzzeitig aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Andere werden auf dem Feld gehemmt oder angeschlagen agieren.

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In der Summe wird dies zu einer spürbaren Verzerrung des Wettbewerbs führen, dessen Leistungsqualität eher an einen Benefizkick denn an professionellen Leistungssport erinnert. Das wiederum wird auch bei all jenen Fans und Befürwortern, die sich ursprünglich auf die Rückkehr der Bundesliga gefreut haben, für ein Umdenken sorgen. Das ist dann eindeutig nicht mehr der Fußball, den wir alle lieben – und das eben nicht nur akustisch.

Kritik am Re-Start der Liga gibt es schon jetzt allerhand. Zahlreiche Ultragruppierungen haben bereits vor Wochen zum Ausdruck gebracht, dass sie sich unter den aktuellen Gegebenheiten keine Rückkehr wünschen. In der Politik gab es trotz der abschließenden Zustimmung ebenfalls kritische Stimmen.

Und auch der ‚gemeine‘ Fan ist keineswegs so aus dem Häuschen, wie sich das die Verantwortlichen vorstellen. Das legen sowohl die Reaktionen in den sozialen Netzwerken als auch aktuelle Umfragen nahe. Laut einer Umfrage von infratest dimap für den ‚ARD-DeutschlandTrend‘ sprachen sich zuletzt 50 Prozent gegen einen Re-Start ohne Zuschauer aus, lediglich 36 Prozent sind für eine Fortsetzung.

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Momentan gehören die Verantwortlichen bei der DFL und in den Klubs noch zu dieser Minderheit. Doch in Anbetracht der sich abzeichnenden Entwicklungen wird sich dies zeitnah ändern. Sollte die Politik in den nächsten Wochen nicht ohnehin mit einem zweiten und dann wohl noch konsequenteren Lockdown sämtliche Türen schließen, so wird die DFL dies irgendwann selbst in die Hand nehmen und die Bundesliga-Saison von sich aus beenden müssen.