Was wäre eigentlich, wenn die Bayern 2013 Neymar geholt hätten? | OneFootball

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Niklas Levinsohn·17. April 2020

Was wäre eigentlich, wenn die Bayern 2013 Neymar geholt hätten?

Artikelbild:Was wäre eigentlich, wenn die Bayern 2013 Neymar geholt hätten?

Neymar erlebte seine beste Zeit beim FC Barcelona. Aber was, wenn er eine noch viel bessere Zeit beim anderen FCB hätte haben können?

„Weil er einen ähnlichen Spieler haben wollte, sind wir dann auf Mario Götze gekommen“, erklärte Uli Hoeneß vor sieben Jahren bei einer von Marcel Reif moderierten Gesprächsrunde. „Er“ war der gerade frisch verpflichtete Startrainer Pep Guardiola. Der Spieler, dem Mario Götze zumindest 2013 noch ähnlich gewesen sein soll, war Neymar.


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Damals kickte der Offensivkünstler noch für den FC Santos und kam wohl genau deswegen nicht für den FC Bayern infrage. „Guardiola hatte gewisse Vorstellungen, einen jungen brasilianischen Spieler zu kaufen. Aber wir waren in der Vergangenheit nicht so gut gelegen mit jungen Brasilianern“, so Hoeneß weiter auf der Podiumsdiskussion. Der Name Breno fiel. Neymar ging zum anderen FCB.

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Aber was wäre eigentlich gewesen, wenn Pep Guardiola damals seinen Willen bekommen hätte?


Die Bombe platzte wenige Tage vor dem deutschen Champions League Finale in London. „Exklusiv: Neymar wechselt im Sommer zum FC Bayern“, titelte ein für solche Breaking News bekanntes deutsches Fachblatt. Dementieren konnten die Münchner den Rekordtransfer nicht mehr, zu detailliert waren die in der Meldung beschriebenen Vertragsinhalte. Der Brasilianer, so ging es aus dem Bericht hervor, würde den Topverdienern im Verein mit seinem Salär bereits gefährlich nahekommen.

Uli Hoeneß schäumte vor Wut, beschuldigte öffentlich den gerade erst im Halbfinale der Königsklasse ausgeschalteten FC Barcelona, die Information an die Presse durchgesteckt zu haben. Aus Frust über die deftige CL-Klatsche und die Absage von Neymar, der auch bei den Katalanen ganz oben auf der Einkaufsliste stand. „So kurz vor einem wichtigen Spiel so eine Meldung zu lancieren, das macht man einfach nicht“, schimpfte der Bayern-Boss.

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Das Störfeuer zeigte Wirkung. Schon nach 25 Minuten flog Franck Ribéry im Finale von London nach einem Ellbogenschlag gegen Robert Lewandowski vom Platz. In Unterzahl verkauften sich die Münchner teuer, unterlagen aber mit 0:2. Marco Reus und İlkay Gündoğan hatten den BVB spät zum Triumph in der Königsklasse geschossen. Zwar gewannen die Bayern noch das Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart, aber die Saison fühlte sich trotz Double-Gewinn verdorben an. Mal wieder.

Hat hier jemand einen Superstar bestellt?

Die Tristesse begleitete den FCB durch den gesamten Sommer. Ribéry wurde schweren Herzens ans neureiche Paris verkauft. Nach seinem Aussetzer im CL-Endspiel galt der Franzose intern als nicht mehr tragbar. Mit ernsten Mienen erschienen die Münchner Profis zum Trainingsauftakt unter Pep Guardiola. Nur einer offenbarte breit grinsend zwei strahlend weiße, makellose Zahnreihen – Neymar.

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Ohne die Last des Scheiterns auf den Schultern tänzelte der 21-Jährige vom ersten Tag an über die Übungsplätze an der Säbener Straße. Und wusste mit Guardiola den perfekten Tanzlehrer an seiner Seite. Sie waren schnell da, die Vergleiche mit einem gewissen Lionel Messi. Und sie hielten sich. Neymar tat Dinge, die Profis in Deutschland für gewöhnlich nicht tun. Zwischen ihm und BVB-Spielmacher Mario Götze entwickelte sich ein Privatduell, um das die Fußballwelt die Bundesliga beneidete.

Seine bereits beeindruckende Debütsaison übertraf Neymar im zweiten Jahr noch mal. Im ihm auf den Leib geschneiderten System Guardiola, das vom ersten Spieltag an die Liga fest im Würgegriff hatte, führte der Brasilianer die Bayern förmlich im Alleingang zur Meisterschaft. 22 Tore und neun Vorlagen steuerte der Rechtsfuß in der Liga bei, bevor im Halbfinale der Königsklasse der FC Barcelona wartete.

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Guardiola gegen Enrique. Messi gegen Neymar. Fußballhochkultur gegen Fußballhochkultur. Heute gelten die Duelle zwischen den beiden FCBs als die besten K.o.-Spiele, die der Wettbewerb je hervorgebracht hat. Nach einer knappen 3:2-Niederlage im Camp Nou wirkten die Bayern im Rückspiel lange wie ausgeschieden. Messi hatte Barcelona früh in Führung gebracht, erst zehn Minuten vor Schluss konnte Thomas Müller für München ausgleichen.

Die Pointe des Spiels hatte sich Neymar bis zur Nachspielzeit aufgehoben. Im Eins gegen Eins mit Barças Abwehrchef Gerard Piqué setzte er den Spanier mit einer schnellen Bewegung auf den Hosenboden, überlupfte anschließend aufreizend lässig Marc-André ter Stegen im Gehäuse der Katalanen. Piqué, so die einhellige Expertenmeinung, wurde in der Folge nie wieder der Alte.

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Jahre des Leidens und der Schmach nahmen letztlich am 6. Juni 2015 im Berliner Olympiastadion ein Ende. In einem Finale, in dem der FC Bayern nie wirklich wackelte, schlug die Guardiola-Elf Juventus Turin verdient mit 3:1. Kultstatus haben in München bis heute die Videobilder von Neymar, der auf Anweisung eines ‚Bayern TV‘-Reporters „Juuuuuubel“ in die Kamera brüllt. Ein neuer Vereinsheld war geboren. Das Aus im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Dortmund interessierte niemanden mehr.

So viel zahlt doch niemand.. oder?

Unmittelbar im Anschluss an die Feierlichkeiten verlängerte der erste echte Superstar der Bundesliga öffentlichkeitswirksam seinen Vertrag beim deutschen Rekordmeister. „Mit Stolz und Leidenschaft bis 2021“, stand es auf Plakaten überall in München. Gerüchte über eine mögliche Ausstiegsklausel kommentierte ein gut aufgelegter Karl-Heinz Rummenigge bei der Eröffnungsfeier für die neue Saison: „Die gibt es. Aber die ist so hoch, dass kein Klub auf die Idee kommen wird, sie zu zahlen.“

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Im letzten Jahr Guardiola erreichte Neymar seinen Leistungshöhepunkt in München. 24 Tore und 16 Vorlagen sorgten in der Bundesliga für eine ungefährdete Titelverteidigung. Auch in der Königsklasse marschierten die Bayern erneut bis ins Endspiel, trafen dort auf die von Zinédine Zidane trainierten Madrilenen. Im Vorjahr hieß es Messi gegen Neymar, diesmal Ronaldo gegen Neymar.

Gegen den zweiten Mehrfach-Ballon d’Or-Gewinner behielt Bayerns brasilianischer Alleskönner ebenfalls die Oberhand, wenn auch erst im Elfmeterschießen. Nach Verlängerung hatte es zwischen den beiden europäischen Schwergewichten 1:1 gestanden. Der FCB feierte am Saisonende nicht nur das Triple, sondern schaffte es auch, als erste Mannschaft überhaupt den Titel in der Königsklasse zu verteidigen.

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Guardiola ging als Welttrainer. Neymar blieb als Weltfußballer. Im Jahr eins ohne seinen katalanischen Ziehvater geriet der schon in den Vorjahren nie ganz pflegeleichte Offensivmann aber zunehmend auf die schiefe Bahn. Ein geohrfeigter TV-Reporter, Finger im Auge von Gegenspielern, der Verzehr eines goldenen Steaks beim 2016 noch unbekannten türkischen Fleischer Nusret Gökçe. Die Skandale häuften sich, der sportliche Mehrwert wurde geringer.

Besonders seine Verletzungsanfälligkeit in der zweiten Märzwoche eines jeden Kalenderjahres stieß den Vereinsverantwortlichen zunehmend sauer auf. Nach dem Aus im CL-Viertelfinale gegen Real Madrid wurde medial über mannschaftsinterne Zerwürfnisse spekuliert. Arjen Robben, zwar schon alt, aber noch nicht alt genug, um Gedächtnislücken vorzuweisen, klagte, er könne sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt einen Elfmeter geschossen habe.

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Wirklich besser als Messi

Und dann geschah das Unvorstellbare: Jemand war bereit, die Summe zu zahlen, die eigentlich niemand zahlen können sollte. 223 Millionen Euro wanderten im Sommer 2017 auf das Konto des FC Bayern München und Neymar wanderte aus – nach Paris. Kein rühmlicher Abschied auf großer Bühne, mehr eine vergiftete Flucht durch die Hintertür. Und schon wieder mitten rein in die Komfortzone von Franck Ribéry, der sich in einem Social-Media-Beitrag an Mutter, Großmutter und Stammbaum von Neymar abarbeitete.

Der Rekordmeister verpflichtete derweil als Ersatz für den Unersetzlichen Dortmunds Ousmane Dembélé und Philippe Coutinho vom FC Liverpool. Beide erfüllten die Erwartungen an sie allerdings nicht. Drei Jahre später ist der Franzose mehr verletzt als er spielt. Coutinho wurde an den FC Barcelona verliehen, rechtfertigt dort aber keine Kaufoption in Höhe von 120 Millionen Euro.

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Und Neymar? Wünscht sich nach nun fast drei Jahren Paris nichts sehnlicher als eine Rückkehr nach München. Zu dem Klub, bei dem er der Welt bewies, dass er besser als Lionel Messi ist. Wenn auch nur für eine Saison.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.