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Niklas Levinsohn·16. März 2020

Zu Seiferts PK-Auftritt: Der DFL-Präsident verdient mehr Verständnis

Artikelbild:Zu Seiferts PK-Auftritt: Der DFL-Präsident verdient mehr Verständnis

Christian Seifert ist in den Tagen vor der endgültigen Absage des 26. Spieltags ein heftig kritisierter Mann gewesen. Sein heutiger Auftritt dürfte ihm zumindest Verständnis eingebracht haben.

Im Angesicht einer gesundheitlichen Krise globalen Ausmaßes wollte der DFL-Präsident bei der Entscheidung, ob weitergespielt wird oder nicht, doch tatsächlich die finanziellen Implikationen berücksichtigt wissen. Für nahezu jeden, der das Hin und Her vor der Absage des Spieltags am vergangenen Wochenende mitverfolgte, drängte sich der Eindruck auf: Denen da oben geht es einfach nur ums Geld.


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Tatsächlich geht es der DFL und den 36 Klubs aus der 1. und 2. Bundesliga ums Geld. Heute ist allerdings deutlich geworden, dass das nicht zwingend ein Ausdruck von Gier sein muss, sondern womöglich ein Ausdruck von Existenzangst. Wie eng das Fortbestehen einiger Klubs mit dem Fortsetzen des Spielbetriebs – auch ohne Zuschauer – verbunden ist, daran ließ Seifert keine Zweifel mehr.

„Geisterspiele sind die einzige Möglichkeit, derzeit. Und wer das komplett ablehnt, der braucht auch nicht an eine Liga in der Zukunft mit 18 oder 20 Klubs glauben. So viele Klubs wird es dann nicht mehr geben“, wurde der 50-Jährige auf der Pressekonferenz deutlich. Gleichzeitig stellte Seifert klar, dass der Schutz der Menschen und die Eindämmung des Coronavirus absolute Priorität genieße.

Konnte man das vor einigen Tagen noch anzweifeln, so sollte man den Worten des DFL-Präsidenten diesmal Glauben schenken. Zu ehrlich war Seiferts Auftritt, der unumwunden zugab, mit einer Extremsituation konfrontiert zu sein, bei der nicht immer sofort ersichtlich sei, welche Entscheidung die richtige oder falsche ist. Vielleicht sollte genau das bei der Bewertung seiner Arbeit in Zukunft mehr Berücksichtigung finden.

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Nicht in Form eines Freifahrtscheins, denn kritische Beobachtung und Einordnung wird es weiterhin brauchen. Aber im Wissen um die Schwere der zu treffenden Entscheidungen vielleicht in Form von ein wenig mehr Verständnis. Sollten die Profis gesund sein und sollte es im April, Mai oder Juni zu weiteren Geisterspielen kommen, dann sind nämlich auch die Fans gefragt.

Nicht entgegen jeder Vernunft als Unterstützer vor den Stadien, dafür aber als rücksichtsvoller Teil unserer Gesellschaft, der nicht das eigene Entertainment über die Gesundheit anderer Menschen stellt. Und wenn doch, dann sollten sie nicht mehr von Spielern und Medien dafür gefeiert, sondern scharf kritisiert werden. Alles andere wäre Heuchelei.