Steile These: Liverpool stolpert gegen United und verspielt den Titel | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·17. Januar 2020

Steile These: Liverpool stolpert gegen United und verspielt den Titel

Artikelbild:Steile These: Liverpool stolpert gegen United und verspielt den Titel

Herzlich Willkommen im Überhang. Da, wo es so steil wird, dass man strenggenommen schon nicht mehr nach oben klettert. Hier heißt es gut festhalten, denn sonst droht die Begegnung mit der Schwerkraft.

Für Erdbewohner ähnlich unumgänglich wie Newtons Naturgesetz scheint nach 22 von 38 Spieltagen in der Premier League die Tatsache, dass der FC Liverpool die Meisterschaft gewinnt. Aber was, wenn nicht?


OneFootball Videos


Ein ganzes Jahr haben die Reds in der Liga inzwischen ohne Niederlage überstanden. Letztmals gepatzt hat die Klopp-Elf am 3. Januar 2019 gegen Manchester City (1:2). Die Pleite im Etihad war rückwirkend der Tag, an dem auch die Meisterschaft verloren ging. Da die Skyblues am Wochenende anderweitig beschäftigt sind, muss es diesmal eben der Rivale aus dem roten Teil der Stadt richten.

Artikelbild:Steile These: Liverpool stolpert gegen United und verspielt den Titel

Wer United den Coup an der Anfield Road nicht zutraut, der hat sich zu sehr von Liverpools synchrongebleachten Zahnreihen blenden lassen. Seit Klopps Amtsantritt sieht die LFC-Statistik nämlich wohl gegen kaum einen Klub so bescheiden aus wie gegen die Red Devils.

In der Premier League setzte es zwei Niederlagen bei einem Sieg und fünf Unentschieden. In der laufenden Spielzeit sind die Solskjær-Schützlinge gar die einzigen, die den Hauch einer Spur auf der weißen Reds-Weste hinterlassen konnten – 1:1 endete die Partie Ende Oktober 2019.



„Na und, selbst wenn?“, raunt es durch das kollektive Bewusstsein der Leserschaft. Selbst wenn United es schaffen sollte, Liverpool eine Pleite aufs Auge zu drücken, was ist schon eine Niederlage, wenn zwischen den Reds und dem ärgsten Verfolger schier unüberwindliche 14 Punkte liegen?

Wohlgemerkt mit einem Spiel weniger aufseiten des LFC. Nun, sollte es da draußen eine Fußballmannschaft geben, der man einen solch epochalen Zusammenbruch zutrauen muss, dann dem Liverpool Football Club.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

In den Saisons 1990/91, 2008/09 und zuletzt 2018/19 grüßten die Herren von der Merseyside jeweils nach der Hälfte der Ligaspiele vom Platz an der – angesichts des britischen Wetters doch sehr symbolischen – Sonne. Gereicht hat es am Ende nie, um sich englischer Meister nennen zu dürfen. Die Mutter aller weggeworfenen Titelchancen wird aber auf ewig das Jahr 2013/14 bleiben.

Aus den verbleibenden drei Spielen gegen Chelsea (zu Hause), Crystal Palace (auswärts) und Newcastle (zu Hause) hätten sieben Punkte zur Meisterschaft gereicht. Stattdessen wurden es vier. Steven Gerrard rutschte aus und der zum Greifen nah gewähnte Titel aus seinen sich vergeblich streckenden Händen. Seit diesem Tag sagen sie in Liverpool „BA!“, wenn sie jemanden erschrecken wollen.

Und nein, auch der Gewinn der Champions League ist kein Heilmittel für Liverpools Endspurt-Phobie. Wäre er eines, dann wären zwischen 2005 und Jetzt nicht 15 meisterschaftslose Jahre vergangen. Die Vergangenheit liefert also genügend Gründe, um das Titelrennen in der Premier League noch nicht abzuschreiben. Wie sieht es mit der Zukunft aus?

Der Blick in den Kalender ist vielversprechend. Gastspiele in Wolverhampton, (dem wiedererstarkten) Watford, beim FC Everton, bei Manchester City und beim FC Arsenal bieten genügend Gelegenheiten, um kräftig Punkte zu lassen. Punkte, die in England nur die Mannschaft von Pep Guardiola wieder aufholen kann. Ihr das nicht zuzutrauen, heißt, eine Mannschaft abzuschreiben, die Liverpool 97 Zählern zum Trotz in der Vorsaison als Meister verhindert hat. Wer das kann, kann auch eine zweistellige Punktelücke schließen.

Und wenn es dann so weit ist, wird Pep Guardiola Jürgen Klopp am Kappenschirm zu sich ziehen, ihm tief in die Augen schauen und flüstern: „Ich Schwerkraft, du Apfel.“