Das beste Team des Jahrzehnts #1: FC Barcelona von 2010 bis 2013 | OneFootball

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Erik Schmidt·5. Januar 2020

Das beste Team des Jahrzehnts #1: FC Barcelona von 2010 bis 2013

Artikelbild:Das beste Team des Jahrzehnts #1: FC Barcelona von 2010 bis 2013

Zu Beginn der Dekade ließ sich der FC Barcelona wohl als ein Klub im Wandel beschreiben.

Sandro Rosell ersetzte Joan Laporta als Präsident, während sich Thierry Henry, Zlatan Ibrahimović und Yaya Touré in Richrung New York Red Bulls, AC Mailand sowie Manchester City verabschiedeten.


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Doch wie auch immer. Die Abgänge konnten dank der Transfers von David Villa aus Valencia und Javier Mascherano vom FC Liverpool aufgefangen werden. In der Folge entstand schließlich die vielleicht beste Mannschaft der Fußballgeschichte.

Lehrstunde in Wembley

Dies wurde vor allem an einem warmen Sommerabend im Wembley-Stadion gegen Sir Alex Fergusons übermächtiges Manchester United deutlich. Normalerweise waren es die Red Devils, die ihren Gegnern das Spiel aufzwangen. Doch wenn du nicht an den Ball kommst, ist dies eben unmöglich.

Barça und ein überragender Lionel Messi dominierten ManUnited, als würden elf ältere Brüder mit ihrem jüngsten Fangen spielen. Die Tore von Pedro, Villa und Messi krönten eine äußerst dominante Vorstellung und sicherten den dritten Champions-League-Titel innerhalb von nur sechs Jahren.

Ferguson beschrieb die Katalanen später als die „größte Herausforderung, der er jemals gegenüberstand“. Doch was war es, das diese Mannschaft so besonders machte?


Die Antwort ist einfach: Pep Guardiola.

Als Grundlage diente dem Übungsleiter die Spielphilosophie, die ihm seit seinem 13. Lebensjahr und dem Eintritt in die berühmte Fußballschule La Masia implementiert wurde. Außerdem orientierte sich Guardiola an den Ideen seiner eigenen Trainer, zu denen Johan Cruyff, Bobby Robson und Louis van Gaal zählten.

Der Fokus lag vor allem auf dem Ballbesitz sowie einem Positionsspiel, das jedem Akteur stets mindestens zwei Passoptionen bieten sollte.

Auch das Pressing wurde perfektioniert – so machte Guardiola jedem Spieler die Vorgabe, nach Ballverlust das Spielgerät innerhalb von nur sechs Sekunden zurückzuerobern.

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Während sich Keeper Victor Valdes unter Pep zu einer Art Libero entwickelte, stellte Rechtsverteidiger Dani Alves einen ersten Spielmacher dar und David Villa war plötzlich ein überaus erfolgreichen Stürmer.

Das Mittelfeld wurde derweil von einem Trio bestehend aus Sergio Busquets, Xavi und Andrés Iniesta diktiert. Der Schachzug, Lionel Messi als falsche Neun zu platzieren, erwies sich zudem als echte Meisterleistung.

Dieses Team wird für ewig aufgrund des Triumphs im Wembley in Erinnerung bleiben, aber der eigentliche Höhepunkt war wahrscheinlich der 5:0-Sieg über José Mourinhos Real Madrid im Camp Nou.

„Welcher Fußball, welche Dominanz“, sagte Xavi im Anschluss zu Reportern, „wir hatten die ganze Zeit den Ball: Als wir ihn verloren haben, haben wir ihn sofort zurückgewonnen. Es war Fußball in seiner erhabensten Form.“

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Obwohl im folgenden Sommer Alexis Sánchez und Cesc Fábregas den Kader verstärkten, war die Saison 2011/12 von gemischten Gefühlen geprägt.

In der Liga übergab Barça die Krone an Real Madrid, das sich den Titel einem Bulldozer ähnlich mit 100 Punkten erarbeitete. In der Champions League war hingegen im Halbfinale gegen den späteren Sieger FC Chelsea Endstation, wobei die Erinnerung an Fernando Torres wohl noch heute Schmerzen auslöst.

Als einziger Trost blieb der Pokalsieg sowie übermenschliche Leistungen von Lionel Messi. Der Argentinier war in allen Wettbewerben an 113 Treffern (73 Tore, 40 Vorlagen) direkt beteiligt.

Doch niemand konnte ahnen, was im April geschehen würde.


Auf einer überraschenden Pressekonferenz verkündete Guardiola – der Akademiker unter den Fußballtrainern – seinen Rücktritt. Er fühle sich ausgelaugt, so seine Begründung für diesen harten Entschluss. Außerdem erklärte Pep, dass vier Jahre Amtszeit genug seien.

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Der Mann, der für die Wiederherstellung alter Selbstverständlichkeiten in diesem so stolzen Verein verantwortlich war und dabei nicht nur den Fußball, sondern auch das Gesamtbild geändert hatte, schien erschöpft.

Als Guardiola über seine tiefe Verbindung zum FC Barcelona referierte, kämpften Xavi, Busquets und Kapitän Carles Puyol mit den Tränen. Pep hatte immerhin 14 von 19 möglichen Titeln gewonnen.


Es galt in der Folge nicht nur einen Trainer zu ersetzen, die Katalanen mussten im Prinzip sogar bei Null starten.

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Doch zur Überraschung aller kehrte der Meistertitel ein Jahr später erstmals seit 2007 ohne Pep nach Katalonien zurück.

Unter Tito Vilanova knackte das Team wie Real Madrid in der Vorsaison die 100-Punkte-Marke und erzielte zudem als erstes spanisches Team überhaupt in allen 38 Partien mindestens einen Treffer.

Obwohl sich der hoch angesehene Vilanova im Laufe der Spielzeit einer Krebsbehandlung unterziehen musste, griffen weiter die unter Guardiola erarbeiteten Automatismen. Das Team presste, passte und schoss Tore, als würde eine telepathische Verbindung bestehen.

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„Schnallt euch an, wir machen einen Ausflug“, hatte Pep den Medien bei seiner Vorstellung als Barça-Coach einst erklärt. Er sollte sich nicht irren.

Was folgte, übertraf schließlich alle Erwartungen. Immerhin wurde in einem atemberaubendem Stil Geschichte geschrieben und der Fußball innerhalb von vier Jahren revolutioniert.

Denkwürdige Siege gegen Manchester United, Real Madrid oder Arsenal waren perfekte Belege für eine Mannschaft gepaart mit einem Trainer, die ein hohes Maß an Können und Engagement vereinten.

Nur wenige Teams werden überhaupt jemals diese außergewöhnliche Kombination aus technischer und physischer Qualität erreichen, wie es der FC Barcelona in dieser Zeit tat. Die Katalanen werden dafür auf ewig ein Vorbild sein.

Und das ist im Prinzip das größte Kompliment, das man ihnen machen kann.


Der Text wurde von unserem englischen Kollegen Phil Costa geschrieben und von uns ins Deutsche übersetzt.