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Treffpunkt Betze

·12. Mai 2024

Mit zwei blauen Augen davongekommen

Artikelbild:Mit zwei blauen Augen davongekommen

Friedhelm Funkel startete am 14. Februar 2024 die Mission Klassenerhalt. Und der erfahrene Feuerwehrmann, der schon manch anderen Traditionsverein vor dem Absturz bewahrte, lieferte nicht nur - er hielt auch, was er versprach. Der 70-Jährige hat in seiner recht kurzen Amtszeit kommunikativ und fußballerisch sicher nicht jeden FCK-Fan erreicht, aber das war auch nicht sein Auftrag. Funkel sollte retten, was nach einer katastrophalen Saison noch zu retten war. Nur in einem Punkt lag Funkel falsch: Der Klassenerhalt wurde nicht erst am letzten Spieltag entschieden.

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Mit viel Skepsis gestartet

Wenn ein Trainer während einer Saison seinen Posten räumen muss, ist das in der Regel ein Zeichen für anhaltenden Misserfolg. Wenn dann aber innerhalb von nicht einmal zehn Wochen zwei Trainer entlassen werden, dann darf man - nein, dann muss man dem verantwortlichen Management klare Fehler vorwerfen. Wenn jetzt auch noch Friedhelm Funkel zum Saisonende aufhört, dann hat der 1. FC Kaiserslautern in der Saison 2023/24 drei Trainer verschlissen. Eine saftige Quote.

Schon von Beginn an gestaltete sich die zweite Zweitliga-Saison, die bekanntlich als die prekärste gilt, als schwierig. Dirk Schuster hatte nach einer schwachen Rückrunde in der Vorsaison zunehmend an Standing verloren. Hinzu kam, dass der von Schuster heiß gepflegte “Schuster-Ball” nicht zwingend mit Hengens Ausrichtung korrelierte, schnellen und attraktiven Fußball spielen zu lassen. Trotz der Serie, die den FCK zwischenzeitlich sogar auf den ersten Tabellenplatz katapultierte, wollten die meisten Fans dem Braten nicht über den Weg trauen. Wieso nicht? Weil die Lautrer in vielen Partien zwischen dem dritten und neunten Spieltag das nötige Matchglück auf ihrer Seite hatten. Spielerisch war der FCK unter Dirk Schuster weit von einer Mannschaft entfernt, die normalerweise im oberen Tabellendrittel zu finden ist.

Der Flaschenwurf von Düsseldorf

Doch dem zwischenzeitlichen Peak, der seinen Höhepunkt am 10. Spieltag (21:02 Uhr) erreichte (Ritters Tor zum 3:0 in Düsseldorf), folgte ein grenzenloser Absturz. Nach dem mittlerweile berühmt berüchtigten Flaschenwurf von Düsseldorf nahm das Ende seinen Lauf. Die Roten Teufel verloren nicht nur das Matchglück, sondern auch ihren Mut, ihre Zuversicht und den Glauben an sich selbst. Zwischen dem 10. und 17. Spieltag holten die Pfälzer gerade einmal einen Punkt - dem standen sieben Niederlagen gegenüber. Und während die Lautrer am 9. Spieltag noch die siebtbeste Abwehr stellten, entwickelte sich die pfälzische Defensivreihe fortan zur Schießbude der Liga (zum Ende der Hinrunde war die FCK-Abwehr bereits die zweitschlechteste).

Auf Schuster folgte Dimitrios Grammozis, die Notlösung schlechthin, wie sich schnell herausstellen sollte. Der ehemalige Schalker Trainer war weiß Gott keine Wunschlösung. Einzig der Stallgeruch als ehemaliger aktiver Betze-Spieler brachte dem 45-Jährigen bei einigen wenigen einen gewissen Kredit ein. Ein Großteil der FCK-Fans hingegen schüttelte bei der Bekanntgabe nur den Kopf, viele ahnten bereits, was Wochen später folgen sollte.

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Es geht noch schlimmer? Kein Problem beim FCK!

Doch für das, was dann folgte, haben selbst die Verantwortlichen bis heute keine passenden Worte gefunden. Die Winter-Transferperiode wurde zum Offensivspektakel auserkoren. Obwohl die Lautrer in der Defensive mit jedem Spiel mehr von ihrer Zweitliga-Tauglichkeit einbüßten - und hintendran Spieler wie Kevin Kraus oder Nikola Soldo, die ihren Leistungszenit überschritten zu haben schienen, blass blieben, verpflichtete der FCK drei Stürmer. Anstatt also folgerichtig in die Innenverteidigung zu investieren, holten die Lautrer Dickson Abiama, Ba Chance Simakala und Filip Stojilkovic. Zumindest die Transfers von Frank Ronstadt und Filip Kaloc schienen etwaige Bedarfe zu decken.

Doch der FCK wäre nicht der FCK, wenn er nicht noch einen personellen Vulkanausbruch zu bieten hätte. Als Sündenbock für die sportliche Misere, den möglichen Abstieg und vor allem für die schlechten Transfers wurde der technische Direktor Enis Hajri ausgemacht. Wenn einer gehen muss, dann er. Begünstigt wurde dieses Spektakel durch einen Artikel im Kicker, der Hajri Versagen attestierte und Funkels spätere “Order”, Hajri müsse auf der Tribüne Platz nehmen. Was der Lautrer Cheftrainer ganz diplomatisch als Stärke erklärte, weil das Team somit eine weitere Perspektive auf das Spielgeschehen habe, entpuppte sich schnell als Fauxpas. Hajris aufbrausende Art dürfte Friedhelm Funkel schlicht nicht gefallen haben. Ersten Gerüchten zufolge soll Hajri den Verein zum Saisonende verlassen - zu schwach ist seine Erfolgsquote als sportlicher Leiter. Über den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchts ist nichts bekannt.

Das glückliche Ende einer sonstigen Horror-Saison

Nun also doch: der vorzeitige Klassenerhalt. Ob der unter Funkel erzielte Punkteschnitt von 1,25 in 12 Saisonspielen ausschlaggebend war, oder ob der Klassenerhalt durch die Niederlagenserien von Wehen Wiesbaden und Hansa Rostock begünstigt wurde, sei mal dahingestellt. Friedhelm Funkel kam, um den FCK vor dem erneuten Abstieg in die dritte Liga zu retten. Das ist ihm gelungen. Friedhelm Funkel kehrte aber auch zurück, um den Menschen und der Region etwas zurückzugeben. Funkel war es, der von seinen Spielern verlangte, sich Zeit für die Fans zu nehmen, für Autogramme und Gespräche. Und Funkel war es, dem es gelang, eine Mannschaft zu formen, die den Abstiegskampf angenommen hat. Über Funkels Aussagen und seine Spielweise lässt sich streiten, aber eines ist dem 70-Jährigen gewiss gelungen: Er hat dem Betze ein Stück seiner Mentalität zurückgegeben: Zusammen stehen, zusammen kämpfen, zusammen Siege erzwingen. Danke Friedhelm!

Was folgt jetzt?

Oberste Prämisse ist die Besetzung des Cheftrainerpostens. Ob Friedhelm Funkel oder ein potenzieller Nachfolger, Thomas Hengen und der Beirat müssen hier schnell eine zukunftsfähige und kluge Entscheidung treffen, die den FCK sportlich aus dem unteren Tabellendrittel herausführt. Eine zeitnahe Entscheidung ist auch bei den Neuverpflichtungen wichtig - denn sowohl die Zu- als auch die Abgänge müssen von dem Trainer mitbestimmt werden, der in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen wird. Denkbar wäre als Konsequenz aus der Saisonanalyse auch, dass Thomas Hengen wieder mehr sportliche Kompetenz erhält und die kaufmännischen Aufgaben von einem zweiten Geschäftsführer übernommen werden. Schließlich war es Hengen, der die Roten Teufel mannschaftlich und charakterlich maßgeblich wieder auf Kurs brachte. Zu guter letzt werden sich die Lautrer personell weiterentwickeln müssen. Der Saisonendspurt hat gezeigt, dass Spieler mit Betze-Mentalität wie beispielsweise Daniel Hanslik, Kenny Redondo oder Ben Zolinski Gold wert sind und unbedingt gehalten werden müssen. Die größte Baustelle bleibt aber die zweitschlechteste Abwehr der Liga.

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