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·13. Mai 2024

„Ich habe sowas noch nie gefühlt“

Artikelbild:„Ich habe sowas noch nie gefühlt“

Jackson Irvine hat den FC St. Pauli als Kapitän zum Aufstieg geführt. Nach Abpfiff ließ er seinen Gefühlen freien Lauf – und erwischte auch Tim damit kalt.(Titelbild: Stefan Groenveld)

Na klar, Jackson Irvine trug im Moment des Aufstiegs ein T-Shirt der FCSP-Amateure. Als die Spieler des FC St. Pauli auf der Tribüne stehend zusammen mit den vielen Fans auf dem Rasen den Aufstieg feierten, während einem der wohl größten sportlichen Momente seiner Karriere, zog Irvine so ein Shirt an. Das ist nur eines von ganz vielen Beispielen, bei denen klar wird, wie sehr er diesen Verein verstanden hat. Und wie wertvoll er damit für den FC St. Pauli ist.


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Wilde Szenen in der Mixed Zone

Einige Minuten zuvor:Es dauerte, bis sich die ersten Spieler in die Mixed Zone begaben. Wie hätten sie es auch schnell schaffen sollen, umringt von Tausenden auf dem Rasen? Einige wurden auf Schultern getragen, andere verschwanden minutenlang in der jubelnden Masse. In der Mixed Zone war es hingegen bemerkenswert ruhig. Von draußen dröhnte Lärm herein, aber stark gedämpft. Es war ein ruhiger Moment, bevor die ersten FCSP-Spieler hereinkamen.

Als dann erste Stimmen eingesammelt wurden, rauschte Irvine in hohem Tempo durch die Mixed Zone gen Kabine, das Trikot vor dem Gesicht. Minuten später, Eric da Silva Moreira und Kemlein hatten ihn feiernd aufgehalten, kehrte Irvine zurück, bereit zu sprechen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich keine andere Stimme sammeln wollte an diesem Tag, wusste aber vorher nicht, was die Worte des FCSP-Kapitäns mit mir machen würden. Hier nun ungekürzt die Worte von Jackson Irvine nach dem Aufstieg des FC St. Pauli:

Medien: Jacko, als Kapitän des FC St. Pauli aufsteigen – wie ist das?„Ich habe bereits geweint, musste kurz in die Umkleidekabine wegen einer kleinen Gefühlsexplosion. Es ist das Beste… meine Emotionen… ich habe sowas noch nie gefühlt. Ich bin überwältigt vor Freude und Dankbarkeit. Ich bin so dankbar ein Teil dieses Teams zu sein. Das Team ist wirklich besonders, die Arbeit, die wir verrichten, auf allen Ebenen, vom Staff bis hin zu den Spielern. Wir konnten den Aufstieg nur über einen Weg schaffen: Zusammen. Mit unserer Qualität haben wir uns nach oben gespielt. Und heute haben wir es geschafft.“

„Wir konnten den Aufstieg nur über einen Weg schaffen: Zusammen.“

Medien: Warum hat es der FC St. Pauli verdient aufzusteigen?„Wir saßen am ersten Tag der Saison zusammen und haben uns die höchsten Ziele gesteckt und die höchsten Standards gesetzt. Und diesen sind wir gerecht geworden. Immer und immer wieder…“(Marcel Hartel reißt Jackson Irvine von hinten um, die beiden umarmen sich, jubeln. Als Irvine wieder ans Mikro kommt sagt er in Richtung Medien mit dem Finger auf Hartel gerichtet: „Es hilft, wenn Du einen verdammten Magier in der Mitte des Spielfelds hast!“)

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„Wir haben uns die höchsten Ziele gesteckt. Der einzige Weg, um die zu erreichen ist Arbeit, Tag für Tag. Ich war Teil von Teams mit einer unfassbaren Qualität, vielleicht sogar einer höheren als unserer. Aber die hatten nicht das gleiche Herz, nicht die gleiche Mentalität. Und das ist, was Du brauchst… (seine Stimme bricht) … Wenn Du große Dinge erreichen willst, dann brauchst Du Leute, die bereit sind sich aufzuopfern, die bereit sind alles zu tun, was es braucht. Diese Gruppe… (die Worte kommend zitternd aus Irvine heraus) ist genau das.“Jackson Irvine atmet schwer, rettet die Antwort gerade so über die Ziellinie. Er schlägt die Hände vor das Gesicht, atmet mehrfach tief durch, ein leises „Fuck“ ist zu hören.

Medien: Was passiert mit einem, wenn man nach 75 Minuten 3:0 führt, genau weiß, dass dieses Spiel zum Aufstieg langen wird?„Ich bin immer noch durchgedreht, als es den Elfmeter gegen uns gab. Ich wollte, dass wir es perfekt machen. Du musst einfach spielen, dich auf das Spiel konzentrieren. Du siehst die Fans, die an den Spielfeldrand kommen. Du weißt, was gleich passieren wird. Ich hatte das nur einmal erlebt: Als wir uns für die WM qualifiziert haben und 3:0 führten. Es ist völlig verrückt. Jede Person da draußen hat uns auf diesem Weg unterstützt. Sie haben es genauso verdient, wie alle Spieler. Sie haben 13 Jahre zweite Liga durchgemacht. Wir sind nahe gekommen, hatten gute und schlechte Momente. Und jetzt haben wir einen großen Tag, an den wir uns alle erinnern werden.“

Medien: Gibt es jetzt tatsächlich ein neues Tattoo?„Oh ja, das wird passieren. Hoffentlich nicht heute Nacht, wenn ich betrunken bin (lacht). Aber es wird kommen und es wird etwas besonderes.“

Eric Smith kommt und reißt Jackson Irvine von den Mikros weg. Beide schreien vor Freude, umarmen sich lange, Irvine weint, drückt seinen Kopf an die Schulter von Smith. Danel Sinani rennt singend durch die Mixed Zone. Es sind wilde Szenen.

Artikelbild:„Ich habe sowas noch nie gefühlt“

Nach Abpfiff feierten die Spieler des FC St. Pauli den Aufstieg an der Ecke Süd-/Haupttribüne mit den Fans auf dem Rasen. // (c) Peter Böhmer

Erinnerungen an Schalke

Medien: War das Ergebnis zwischen Kiel und Düsseldorf perfekt für Euch?„Ja, ich denke schon. Wie ich schon gesagt habe: Der einzige Weg für uns, um den Aufstieg zu schaffen, war, dass wir uns selbst nach oben spielen. Wir konnten uns auf niemanden verlassen. Wir mussten es selbst in die Hand nehmen. Und heute konnte man von der ersten Minute an sehen, dass wir uns das von niemandem wegnehmen lassen wollten. Das war unser Tag und dafür haben wir selbst gesorgt.“

Medien: Du stehst hier und weinst vor Freude. Wie hart war es für Dich die letzten Jahre?(Stimme bricht) Ich erinnere mich… wie ich auf dem Platz auf Schalke stand vor zwei Jahren…“Irvine atmet tief durch, drückt die Hände wieder vor das Gesicht, schluchzt. Ich musste da schon nicht mehr tief durchatmen. Es hätte sowieso nicht geholfen. Als Irvine diesen Satz zum Moment auf Schalke vor zwei Jahren sprach und selbst mit den Tränen kämpfte, hatte ich diesen Kampf schon längst verloren. Man versucht immer seriös zu sein, seriös zu arbeiten. Der MillernTon ist nicht nur Passion, er ist auch ein Job. Es ist meine ehrenvolle Aufgabe, Stimmen zu sammeln, möglichst objektiv (wenn auch Braun-weiß eingefärbt) von den Spielen und den Spielern zu berichten. Das gelang halbwegs gut am Sonntag. Bis Irvine das Spiel auf Schalke erwähnte, daran erinnerte, wie tief die Enttäuschung damals war, dass wir den Aufstieg nicht geschafft hatten. Daran erinnerte, wie sehr es schmerzte, den Schalkern dabei zuschauen zu müssen, wie sie stattdessen den Aufstieg feierten.

Nach einigen Sekunden versucht es Jackson Irvine nochmal: Es war damals ein komplett anderes Gefühl… (weint) … an diesem Tag…“ Wieder dauert es einige Sekunden, bis er Worte findet. „Ich habe meine ganze Karriere darauf hingearbeitet, Teil eines solchen Teams zu sein… (weint)„ Ein Mitarbeiter der Medienabteilung fragt Irvine, ob er das Gespräch abbrechen möchte. Er willigt ein, aber möchte die Antwort noch beenden: „Das damals war der Tag. Damals wusste ich, wie sehr ich das erreichen wollte. Und jetzt haben wir es geschafft, wir haben das Ziel erreicht. Danke, Leute!“

Jackson Irvine hat sich spätestens mit dem Aufstieg des FC St. Pauli selbst ein Denkmal gesetzt. Er ist das größte Geschenk, das der FC St. Pauli in den letzten Jahren bekommen hat, ist Leistungsträger, Identifikationsfigur und Markenbotschafter in einem. Es gibt keine Superlative, die er nicht verdient hat. Umso schöner ist es, dass wir ihn in der kommenden Saison in der Bundesliga sehen werden.// Tim

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